Benchmade 710 im Test – AXIS des Guten

Im heutigen Test besprechen das Benchmade 710 Messer und diskutieren Vor- und Nachteile dieses quasi-Klassikers mit Blick auf seine EDC-Qualitäten.

Das Benchmade 710 war einst zum Messer des Jahres 1999 gekürt, und ist damit also schon etwas in die Messerjahre gekommen. Dennoch erfreut es sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Vor allem wird das innovative Design der zwei Designer Bill McHenry und Jason Williams immer wieder lobend erwähnt. Allen voran die Einführung des AXIS Lock mit diesem Messer, das es immer wieder versteht, Messerfreunde zu begeistern.

Dennoch bekommt es auch regelmäßig Abzüge in der B-Note. Ein Grund, einmal genauer hinzuschauen.

Für Eilige unser Votum vorab:

Wenn Sie ein etwas größeres EDC suchen, das formschön und funktional erstklassig ist und höchsten Qualitätsansprüchen genügt, dann ist das Benchmade 710 genau das Richtige für Sie.

Und für Sammler ist es ein absolutes Muss!

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Benchmade – Ein Paar Worte zum Hersteller

benchmade 710 test axis lockBenchmade steht seit 1988 für Qualität. Wie andere bekannte Messerhersteller in den USA, hat Benchmade seinen Firmensitz in Oregon, im Outdoor-Paradies im Nordwesten an der Pazifikküste. Der Grund hierfür liegt unter anderen daran, dass Oregon relative lockere Waffengesetze hat.

Obwohl Benchmade für die breite Masse produziert und die ganze Bandbreite von EDC, über Survial- und Outdoor-Messser bis hin zu taktischen Waffen herstellt, hat der Qualitätsstandard nie gelitten. Jedes Benchmade-Messer, das ich in der Hand hatte, war exzellent verarbeitet.

Mein erstes großes Benchmade

Das Benchmade 710 war mein erstes Messer von diesem renommierten Hersteller, und es ist der Grund, warum ich immer wieder gern zu diesen etwas höherpreisigen Foldern greife.

Allerdings hat mich dieses Messer auch gewissermaßen verzogen – oder zu sehr verwöhnt. Seither vergleiche ich immer wieder alle größeren Folder mit diesem Messer, das es mir wirklich angetan hat. Doch keines kann mich wirklich von sich überzeugen.

Zum Beispiel das als Nachfolger angepriesene Contego, oder auch das ganz großartige Spyderco Paramilitary 2. Das Benchmade 710 bleibt mein EDC-Favorit, wenn es um große Klingen geht. Die erste große EDC-Liebe eben.

Doch was heißt „etwas größer“ nun genau, und was heißt hier eigentlich EDC? Das Benchmade 710 ist als taktisches Messer gedacht. Letzteres diskutiere ich weiter unten, ersteres lässt sich schneller beantworten.

Benchmade 710 – die Maße

    • Klingenlänge: 9,9 cm
    • Gesamtlänge: 22,3 cm
    • Gewicht: 128 Gramm
    • Klingenstahl: D2

Damit ist dieser Folder eindeutig über den 42a-konformen Größen, ganz abgesehen vom legendären Axis Lock. Und natürlich auch davon, dass es sich beim Benchmade 710 um ein Einhandmesser handelt.

Der erste Eindruck

Das erste, was am Benchmade 710 auffällt ist – gar nichts. Will sagen, das Design ist extrem zurückhaltend. Ein Understatement, das mir gut gefällt bei Foldern dieser Größe.

Es kommt jedenfalls nicht Rambo-mäßig daher, sondern eher klassischer. Das ist insofern interessant, da es von vielen als taktisches Messer eingestuft wird, und so sieht es wahrlich nicht aus.

Vergleicht man es mit dem regulären Griptilian, dann ist das Benchmade 710 etwas größer. Und es zieht etwa gleich mit dem Traummesser schlechthin, dem Chris Reeve Sebenza.

Doch obwohl dieser Folder etwas größer ist, kann man es – man beachte das geringe Gewicht – gut als EDC tragen und auch einsetzen.

Klingenstahl spricht Bände

Was soll man noch neues über den großartigen D2-Stahl sagen, außer, dass man ihn heutzutage immer seltener findet.

Dieser extrem Carbon- und Chrom-haltige Werkzeugstahl gehört wohl zum Besten gegen Abnutzung und Korrosion. Er lässt sich extrem härten, und dann ist das Ganze auch noch äußerst rostresistent – rostträge also, aber nicht rostfrei.

D2 ist eben Carbon-haltig und somit etwas rostanfälliger. Aber wenn man die Klinge gut pflegt und leicht ölt, hat man auch hier keine Probleme.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben, das Benchmade 710 ist mit einem Härtegrad von 60-62 HRC, also auf der Rockwell-Skala, angegeben. Das heißt also, dieses Messer ist extrem schnitthaltig.

Doch lieber 154CM?

Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt, und so hat dieser Superstahl auch Nachteile. Unter anderen ist er schwerer zu schleifen und das Finish nicht immer befriedigend. Einige werfen ihm sogar Brüchigkeit vor.

Und diese Messerexperten ziehen daher 154CM vor, vor allem, weil einige Hersteller den D2 nicht ausreichend wärmebehandeln, was die Nachteile noch deutlicher hervortreten lässt.

Aber Benchmade macht auch das fantastisch und so gut wie es der D2 eben zulässt. Und wie immer bei Benchmade wird das Messer rasiermesserscharf ausgeliefert.

Die schönste unter den Klingen

Ein einfacher Schliff, kein Jimping, das der Rede wert wäre, nichts, was das Auge von dem wunderschönen seidigen Finish ablenkt.

Die Klinge des Benchmade 710 hat eine modifizierte Clip Point-Spitze, typisch für ein „Bowie“-inspiriertes Messer. Sie hat einen relativ flachen Bauch und einem recht subtilen Recurve. Die Schneide ist durchgängig bis zu den Griffschalen, also kein Ricasso bei diesem Folder.

Ein hochangezogener Hohlschliff verspricht beste Schneide- und Schlitzeigenschaften. Auch ist zu erwarten, dass sich diese Klinge ganz prächtig zum Stechen eignen wird.

Handling

Man kann die Klinge entweder zweihändig oder einhändig über einen Daumenheber öffnen. Dieser ist von beiden Seiten zugänglich und macht dieses Messer somit für Links- und Rechtshänder attraktiv.

Unterstützt wird der ganze Mechanismus von einem Phosphor-Bronze Gelenk, um den Reibungsverlust so gering wie möglich zu halten. So kann das Benchmade 710 mit etwas Übung blitzschnell geöffnet werden.

Das bringt uns auch schon zu einem wesentlichen Feature des Messers.

Legendäres AXIS Lock

Kommen wir nun also zu dem Feature, das das Messer so berühmt gemacht hat.

Das Benchmade 710 ist das erste Messer, bei dem das legendäre AXIS Lock zum Einsatz kam. Mittlerweile haben auch andere Messer, das Griptilian zum Beispiel, diesen Mechanismus.

Was aber ist das Besondere daran? Zusammenfassend kann man sagen, dass ein gehärteter Stahlstift durch die Stahlplatinen des Messers geht wie man auch mit bloßen Auge deutlich sehen kann.

Wenn man das Messer öffnet, rutscht dieser Stift über das hintere Ende des Messerrückens und rastet dort ein. Um die Verriegelung zu lösen und das Messer zu schließen zieht man diesen Stift über einen Federmechanismus zurück.

Einfach und doch genial. So kann das Messer weder aus Versehen geöffnet oder geschlossen werden. Das Lock ist extrem sicher, die Klinge hat kein Spiel, auch nicht nach Jahren des Gebrauchs. Daran zeigt sich die Wertigkeit dieses Messers.

G10 schlechter als sein Ruf

benchmade 710G10 ist nicht nur ein sehr beliebtes Material für Griffschalen, es ist auch immer wieder hochgepriesen. Es ist widerstandsfähig und zuverlässig.

Es ist mittlerweile auf vielen besseren Taschenmessern zu finden. Auch beim Benchmade 710 haben wir nun dieses Material und ich finde es weniger überzeugend.

Ich verstehe wirklich nicht, warum G10 so beliebt ist. Gut, es macht das Messer extrem leicht, aber das tut Micarta auch. Zumal die Stahlplatinen auch noch skelettiert sind.

Es ist mir persönlich ohne Handschuhe und vielleicht auch noch bei nassem Wetter nicht griffig genug, tut mir leid. Hinzukommt das oben vom Designstandpunkt lobend erwähnte Fehlen von nennenswertem Jimping, ausgeprägter Daumenrampe oder Fingerschutz.

Auch finde ich es schade, dass die Griffe nicht offen sind. Man muss so schon ein bisschen schrauben, um das Messer komplette zu reinigen.

Damit aber genug gemotzt – ich liebe das Benchmade 710 – das ist Meckern auf hohem Niveau. Kommen wir zu weiteren Punkten des Messers.

Lanyard Hole und Gürtelclip

Am Griff befinden sich auch ein Loch für einen Fangriemen – damit lässt sich ja vielleicht die etwas rutschige Angelegenheit der G10 Griffschalen wieder ausgleichen.

Und schließlich noch der Gürtelclip. Denn kann man auf beiden Seiten anbringen, aber nicht an beiden Enden. Das bedeutet, dass nur ein Tragen des Messers mit der Spitze nach oben möglich ist.

Tip-Up also, Tip-Down ist bei Benchmade nicht möglich.Aber zumindest sitzt das Messer tief in der Tasche.

Kein taktisches Messer

Einiges deutet schon darauf hin, dass das Benchmade 710 vielleicht nicht das beste taktische Messer sein könnte.

Es ist zwar verlockend, ein so stabiles und großes Messer als leichten Folder dabei zu haben. So kann man es besser verbergen. Allerdings sind die Verriegelungen, Axis Lock hin oder her, nie so stabil wie ein feststehender Full Tang, logisch.

Allerdings wirklich zweifelhaft sind die mangelhafte Griffigkeit. Mit dem Messer im Normalgriff zuzustechen, könnte problematisch werden, weil man zu leicht abrutschen könnte.

Der Umkehrgriff ist dafür aber super, das muss man schon sagen, so dass man es vielleicht wagen könnte. Dann würde ich mir persönlich aber eine Kombi-Klinge wünschen.

Großes EDC Messer

Auch wenn es überraschend mag, vor allem aufgrund der Größe des Messers, benutze ich es daher aus voller Überzeugung als EDC-Allrounder.

Klar, kleinere Arbeiten, bei der es auf sehr viel Kontrolle ankommt, oder man einfach eine kleiner Klinge möchte, kann man immer noch zum klassischen roten Taschenmesser greifen. Ein Kollege von mir liebt es, zum Beispiel, seinen Bleistift mit seinem Taschenmesser anzuspitzen. Dafür würde ich persönlich ein Victorinox vorziehen.

Nicht, dass das Benchmade 710 das nicht könnte, denn es schlitzt, schneidet und schnitzt, dass es nur so eine Art hat. Pappe und Karton, Seile und Taue, Kabel – und dann noch scharf wie nichts anderes. Die Schnittflächen sind sauber und ordentlich.

Als Küchenhelfer ziehe ich das Benchmade 710 so manchem Küchenmesser vor. Abgesehen vom Gemüse ist der Schliff fast schon zum Filetieren zu gebrauchen. Und leicht zu reinigen ist es auch – wenn man nicht gleich das ganze Messer säubern möchte.

Ein Taschenmesser für Outdoor?

Ich fühle mich mit diesem Folder so sicher, dass ich es nicht lassen konnte, also habe es auch für einige Outdoor-Arbeiten ausprobiert, zum Beispiel zum Kienspan herstellen. Hier kommt der Schliff voll zum Einsatz, wunderbar. Allerdings merkt man hier auch das Handling als Problem ganz deutlich.

Es lässt sich einfach nicht kontrolliert und konzentriert durch Druck auf den Rücken führen. Und die Klingenstärke ist auch nicht unbedingt dafür gemacht.

Kurz gesagt, alles, was etwas Kraft und Körpereinsatz fordert, ist für heikel.

Must-Have für Messersammler

Kommen wir also zum Fazit und den Vor- und Nachteilen auf einen Blick

Das Benchmade 710 ist ein fantastisches EDC-Messer, weil

  1. es einen ultraharten Stahl hat, der sehr schnitthaltig ist,
  2. eine exzelllente Verriegelung hat,
  3. einen sehr guten Schliff für alle EDC-Arbeiten hat,
  4. die Klingenform ebenfalls sehr gute Allround-Qualitäten hat,
  5. das Messer von einer sehr guten Qualität und solidem Messerhandwerk ist,
  6. das Design aus der EDC-Riege herrausragt.

Der Folder ist kein taktisches Messer und bekommt zusätzlich Abzüge in der B-Note

  1. wegen seinem zu rutschigen Griffen und mangelnder allgemeiner Griffigkeit,
  2. die Klinge ist nicht wirklich pflegeleicht,
  3. das Messer ist schwerer zu schärfen,
  4. und das Messer ist als EDC relativ schwer.

Aber es bleibt dabei, das Benchmade ist ein klassisches Taschenmesser der Extraklasse, ein Must-Have für jeden Sammler. Aber Vorsicht, wenn Sie noch kein Sammler sind, könnte Sie dieses Messer zu einem machen. Jedenfalls startete meine Leidenschaft für Messer mit dieser einen Liebe.

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Was halten Sie vom Benchmade 710 und vom AXIS Lock? Mit welchem Taschenmesser würden Sie es am ehesten vergleichen?

Über Max Wegner

Hi, ich bin Max Wegner, ein leidenschaftlicher Zweirad-Enthusiast mit über 20 Jahren Erfahrung in der Welt der Fahrräder und E-Bikes. Auf dieser Plattform teile ich mein Wissen und meine Erfahrungen, um Ihre Outdoorerlebnisse und Radtouren sicherer und angenehmer zu gestalten.

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