Als ich meine neue Böker Plus MPP Box einstecke, um den Tactical Pen auf der Arbeit durch ein Paar Tests zu jagen, hebt meine Frau fragend die Augenbrauen.
„Böker? Du weißt doch, du darfst keine Messer zur Arbeit mitnehmen“ – der Magnetverschluss der kleinen schwarzen Box klackt auf und gibt den Blick auf den grauen Multi Purpose Pen frei.
Wie schlägt sich der Böker Plus Tactical Pen, der ja auch ein Kubotan ist, in der Praxis?
Soviel vorab: der Pen ist nicht ohne Schwächen, überzeugt jedoch nach ein Paar Kniffen als Gesamtbild.
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Böker Plus Tactical Pen – Die Messerschmiede auf neuen Pfaden
Die traditionsreiche Solinger Messermarke Böker legt in ihrer Plus-Linie Einsatzwerkzeuge für professionelle Anwender auf.
In erster Linie handelt es sich natürlich um Messer, die in enger Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Security, Militär und Behörden optimiert werden.
Ein Ableger tanzt aus der Plus-Reihe: Der Böker Plus MPP Tactical Pen. Die Buchstaben kürzen „Multi Purpose Pen (Mehrzweckstift)“ ab, was schon im Voraus das taktisch-technische Image des Kugelschreibers signalisiert.
Das Design des Böker Plus MPP
Der Entwurf und die Konstruktion werden in Solingen entwickelt, die Fertigung nach deutschem Qualitätsstandard erfolgt anschließend in Asien, den USA oder Europa.
Dieses Konzept geht auf, denn trotz seines günstigen Preises ist der Böker Tactical Pen ein solide und sauber gefertigtes Schreibgerät.
Die Aluminium-Ausführung ist in grau, blau und als Böker Plus MPP Multi Purpose Pen Black (auf Amazon ansehen) erhältlich.
Der Stift wiegt knapp 40 Gramm, wovon die Kappe knapp die Hälfte ausmacht.
Die Kappe
Beim Schreiben liegt der Stift ohne Kappe sehr ausgewogen in der Hand.
Einer der größten Kritikpunkte für mich ist das Fehlen eines Wegrollschutzes wenn die Kappe nicht aufgesteckt wird.
Das Design des MPP ist schick, keine Frage, aber ich finde ein Wegrollschutz auch ohne Kappe ist ein Muss.
Natürlich lässt sich die Kappe auch aufstecken, zwar etwas schwergängig, aber es geht.
Bei den ersten Versuchen hatte ich etwas Bedenken, weil auch nach herzhaftem Drücken das MPP nicht in der Kappe fixieren wollte.
Doch dann dachte ich mir…
„Du hast hier ein Werkzeug in der Hand, das dafür entworfen wurde, den härtesten Situationen zu widerstehen!“
…und schob nochmal kräftig nach…
…und siehe da: mit einem deutlichen „Klack!“ sitzt die Kappe bombenfest auf dem Pen.
Entgegen normalem Schreibzeug liegt der Schwerpunkt mit aufgesetzter Kappe nun deutlich auf dem hinteren Bereich des Stiftes, was etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Aber so verhindert der recht breite Clip beim Ablegen das Wegrollen und das ist gut.
Die bündig eingeschraubte Clip-Halterung unterteilt die Kappe in die halbkugelförmige Spitze mit integriertem Glasbrecher.
Kfz-Scheiben im Notfall zu zertrümmern, ist ein wichtiger Part des „Multi Purpose“.
Ein feines Schraubgewinde verbindet Kappe und Pen zuverlässig. So weitet sich auf Dauer die Kappe nicht und der Pen lässt sich sicher an der Hosentasche anclippen.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann ein dünnes Lanyard durch die zwei Öffnungen im Clip fädeln und durch eine Gürtelschlaufe ziehen.
Damit machen Diebe keine langen Finger, sondern lange Gesichter.
Cleveres Linksgewinde
Da der Böker Kubotan komplett aus Aluminium besteht, stellt das Schraubgewinde keine Schwachstelle bei Hebelbewegungen dar.
Der Stabilität wegen sind Schaft und Kappe an derselben Stelle verschraubt. Falls es anfangs schwergängig dreht oder quietscht, hilft etwas Fett.
Wer liest, ist klar im Vorteil und kann die Kombizange in der Schublade lassen. Einigen erbosten Nutzern gelang es nicht, den Böker Tactical Pen zu zerlegen, da sie den Herstellerhinweis nicht beachtet hatten.
Um die Schreibmine zu wechseln, ist das vordere Stiftende mit einem Linksgewinde versehen, die Kappe wird regulär rechts herum geschraubt. Dies soll verhindern, dass beim Abschrauben der Kappe der gesamte Stift auseinanderspringt.
Der Schaft
Der Stift lässt sich durch breite, halbrund ausgeformten Rillen bei den Kubotan Techniken hervorragend kontrollieren. Beide Schaft-Enden verjüngen sich, wobei das taktische Ende einen schlanken Konus bildet.
Moderne kapazitive Touchscreens an Navis oder Handys reagieren leider nicht auf Eingaben mit der Kubotan-Stylo-Spitze. Das funktioniert nur bei den älteren Handgeräten, die auf Druck reagieren.
Also, wenn der Paketbote ein digitales Autogramm möchte, können Sie mit dem Böker Tactical Pen Eindruck machen. Die Einschreiben-Quittung erledigen Sie dann mit dem Kuli-Ende.
Der kleiner gewellte Schaft liegt besonders gut in der Hand. Auch längeres Schreiben ermüdet kaum, da der Durchmesser etwas dicker als ein gewöhnlicher Kugelschreiber ausfällt, doch keineswegs brachial wirkt.
Welche Mine?
Dazu kommen wir gleich nach der kurzen Bewertung:
+ integrierter Glasbrecher
+ leicht und stabil
+ liegt beim Schreiben gut in der Hand
- Glasbrecher verhindert Daumenauflage
- fehlender Wegrollschutz ohne Kappe
- mitgelieferte Mine läuft oft aus
- feines Gewinde schwierig drehbar
- nicht für kapazitive Touchscreens geeignet
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Für wen eignet sich der Böker Kubotan?
Dieser Tactical Pen sollte nicht im Vitrinen-Grab verstauben, sondern er gehört in die Tasche. Damit meine ich eine Brusttasche, eine Hosentasche und eine Handtasche.
Seine ausgereifte Form schmeichelt Männer- und Frauenhänden. Allein die Anwesenheit stärkt das Gefühl der Sicherheit, die gemeinsam mit aufrechter Körperhaltung einem potenziellen Angreifer die klare non-verbale Aussage übermittelt: nicht mit mir.
Die meisten Zeitgenossen vermuten hinter dem hochwertigen Schreiber keinesfalls eine andere Funktion. Der eher dezent designte Böker Plus Tactical Pen wird von Schülern wie Büromenschen benutzt, die ihn auf dem Heimweg in der überfüllten U-Bahn griffbereit halten.
Bei Frauen ist speziell der Böker Plus MPP Tool wegen seiner Handlichkeit sehr beliebt, denn die wirkungsvolle Selbstverteidigung mit dem Kubotan benötigt weniger körperliche Kraft.
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Die Tactical Pen Anwendung zur Abwehr
Im Verteidigungsfall wird die abgerundete taktische Spitze in bestimmte Körperstellen, sogenannte Schmerzpunkte, gerammt.
Dabei kommen wir zu meinem zweiten großen Kritikpunkt, zur Erinnerung - der Erste war der fehlende Wegrollschutz ohne Kappe).
Bei den unterschiedlichen Schlagtechniken halten Sie den Tactical Pen so in der Regel in der Faust, dass der Daumen oben auf der Kappe liegt, um ein Abrutschen zu verhindern.
Da ein Tactical Pen im Gegensatz zu einem Kampfmesser keinen Handschutz besitzt (ha!), stoppt der Daumen auf der Kappe das Abrutschen relativ zuverlässig.
In die Kappe ist nun aber der Glasbrecher integriert! Ein nettes Gimmick, aber keine gute Idee, wenn die Kappe als Daumenablage beim Schlagen und Stoßen dienen sollte.
Das hat zweierlei Folgen:
- Legt man den Daumen nicht auf die Kappe, läuft man Gefahr, dass in einer brenzlichen Situation einem der Stift in der schwitzigen Faust durchrutscht. Und das Letzte was ich möchte, ist es in solch einer Situation ohne mein gewohntes Werkzeug da zu stehen.
- Legt man den Daumen nun doch auf die Kappe, riskiert man selbst ein paar schmerzvolle Erfahrungen, wenn der Glasbrecher bei Druckausübung in den eigenen Daumen gerammt wird.
Man kann damit argumentieren, dass beide spitzen Enden im Gerangel universell eingesetzt werden können - ja, aber nur von einem geübten Nutzer. Ein Anfänger ist mit zwei spitzen Enden bei der Selbstverteidigung eher überfordert.
Im aktuellen Design ist es meiner Meinung nach nicht für Anfänger geeignet.
Doch es gibt eine Lösung!
Die Lösungsansätze
Eigentlich gibt es 2 Lösungsmöglichkeiten.
- Die erste Lösung ist die einfachste - einfach den Teil der Kappe abschrauben, wo der Glasbrecher integriert ist. Schnell, aber nicht schön - man büßt deutlich ein, was Aussehen und Funktionalität (kein Wegrollschutz) angeht.
- Die zweite Lösung ist eine theoretische: das Glasbrecherelement ist ebenfalls draufgeschraubt und kann entfernt werden. Ich hatte kein entsprechendes Werkzeug.
Auf alle Fälle, finde ich, dass die Designentscheidung, den Glasbrecher in die Kappe zu integrieren, keine gute war. Und daran kranken leider alle MPP Versionen, auch die Titanium.
Fenix haben es beispielsweise im Fenix T5ti eleganter gelöst - sie haben den Glasbrecher in das hintere Ende des Schreiberlings integriert und die Kappe flach gelassen.
Tactical Pen Anwendung
Richtig durchgeführt dient die Tactical Pen Anwendung zur defensiven Abwehr, wobei ein lähmender Schmerz-Flash den Angreifer handlungsunfähig macht.
Es ist wichtig, für eine SV-Situation den Umgang mit dem Tactical Pen zu erlernen und zwischendurch zu üben. Schauen Sie sich Lehr-Videos auf YouTube an oder besser noch, besuchen Sie einen Selbstverteidigungskurs.
Unter professioneller Anleitung bekommen Sie ein Gefühl für besonnene und konzentrierten Bewegungsabläufe: Schnelle Reaktionen entscheiden die Situation, nicht der Pen.
Wir wollen die "abgerundete Spitze" nicht verharmlosen: Selbstverteidigungstechniken führen den Kubotan auf bestimmte Muskelpartien, Hals und Gesicht - dort kann der Kubotan schwere Verletzungen und bleibende Schäden verursachen.
Also Vorsicht!
Was kann der Böker MPP sonst noch?
Der Glasbrecher kann zum Lebensretter werden, womit sich auch der Fahrer aus dem Fahrzeug befreien kann. Rutscht ein Pkw ins Wasser, lassen sich durch den Druck die Türen nicht öffnen - da geht es um Sekunden!
Einige findige Anwender gewinnen dem Druckverstärker gesundheitlichen Nutzen ab: Gezielte Stimulation verschiedener Akupressurpunkte lindert Kopfschmerzen, Müdigkeit oder stressbedingte Beschwerden (Quelle).
Viele Vorteile bringt das leichte, handliche Format des Böker Plus MPP mit.
Seine Spitze ist ein prima Werkzeug für alles, wofür Finger zu dick sind: Reset-Knöpfe drücken, winzige Ventile, Federn und Kontakte aller Art anstoßen sowie eingeklemmte Objekte herauslösen.
Seine hauptsächliche Aufgabe ist natürlich das Schreiben. Wie fällt der Tactical Pen Test dahin gehend aus?
No Name Mine
Bei Lieferung ist eine No-Name Großraummine enthalten. Hier haben Böker etwas, wie manche meinen "zu viel", gespart. Viele beschweren sich über ausgelaufene Tinte oder unzureichende Schreibleistung.
Abhilfe schafft eine Fisher Space Pen Mine, die mit beiliegendem Adapter in den Böker Plus MPP hineinpasst.
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Die Edel-Edition: Der Böker MPP Titan Tactical Pen
In natürlicher Silber-Nuance oder als blau geflammtes Unikat ist der Tactical Pen aus Titan erhältlich. Dieses wertvolle Material ist hochfest und bereitet Allergikern keine Probleme.
Der ansonsten baugleiche Kubotan eignet sich hervorragend als Business-Präsent für geschätzte Kunden, da ein Tactical Pen vom Waffengesetz her legal ist.
Fazit
Kann man den Böker Plus Tactical Pen mit normalen Metall-Kugelschreibern oder einem reinen Kubotan vergleichen?
Wohl kaum.
Er gibt ein Stückchen mehr Sicherheit und dient als zweckmäßiges Werkzeug.
Dieses Qualitäts-Tool aus Solingen braucht auch nicht viel Platz, darum kommt es jeden Tag mit.
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Bis auf meine Kritikpunkte ist das Böker MPP meiner Meinung nach durchaus empfehlenswert, auch wenn ich wohl lieber zum geringfügig teureren Schrade Tactical Pen (auf Amazon anschauen) mit der flachen Kappe greifen würde.