Heute möchte ich mein neues Messer aus der Böker Plus Serie – das Böker Plus Outdoorsman testen.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt – das lernt jeder früher oder später. Doch oft wird die Ergänzung vergessen: Natürlich glänzt auch nicht alles, was sehr wertvoll ist.
Um zu unterscheiden, muss man die Dinge immer also genau unter die Lupe nehmen.
Und das habe ich im Folgenden mit diesem Böker Plus Outdoorsman Test vor.
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Günstig oder billig?
Die Frage stellt sich natürlich oft und wir haben es schon oft diskutiert – grundsätzlich würde ich sagen, es lässt sich einfach nicht leugnen: Qualität hat ihren Preis.
Doch es muss ja nicht immer der beste rostfreie Stahl sein oder die tollste Lederscheide. Entscheidend sind Einsatzbereich oder Zweck.
Zum Beispiel kann ich einem einfachen Fiskars Messer als Anglermesser oder Allrounder sehr viel abgewinnen.
Ein weiteres gutes Beispiel sind auch die Mora Messer, die ebenfalls äußerst beliebt bei Anglern und Jägern sind.
Und damit sind wir beim Thema, denn mit dem Böker Plus Outdoorsman hat der Hersteller ein Produkt auf den Markt gebracht, dass den Preiswundern von Mora Konkurrenz machen soll.
Böker Plus Serie und das Outdoorsman
In Zusammenarbeit mit Einsatzkräften wollte das Solinger Traditionsunternehmen mit der Böker Plus Serie Messer für den professionellen Einsatz entwickeln.
Der Hersteller rühmt sich dabei, besonders innovativ in Funktion und Design zu sein. Mehrere verschiedene Messer sind im Angebot, doch das Böker Plus Outdoorsman sticht deutlich hervor.
Ein Blick auf die technischen Details wird das deutlicher machen:
Details
- Gesamtlänge: 20,5 cm
- Klingenlänge: 8,8 cm
- Klingenstärke: 4 mm
- Klingenmaterial: 12C27 Sandvik
- Klingenform: Drop Point
- Beschichtung: graues Titanfinish
- Schneide: einfach
- Schliff: Hohlschliff (!)
- Griffschalen: Glasfaser/Polyamid
- Art: Full Tang
- Gewicht: 142 Gramm
- Scheide: Cordura
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Böker Plus Outdoorsman im Test
Nun sieht man allein schon an diesen Merkmalen, dass das Böker Plus Outdoorsman für den Outdoor-Fan gemacht ist. Dennoch gebe ich ihm nur 6,5 von 13 Punkten – basierend auf unserer Liste von Arbeiten, die ein gutes Outdoormesser verrichten sollte.
Abstriche mache ich bei härteren Arbeiten wie Graben, Hebeln, einigen Holzarbeiten und im Folgenden werde ich detailliert darlegen, warum das meiner Meinung nach so ist.
Beginnen möchte ich aber mit den Pluspunkten und den positiven Aspekten.
1. Der Gesamteindruck
Full Tang ist ein Muss
Es gibt mittlerweile hochgelobte taktische Folder. Also Taschenmesser, die für Einsatzkräfte konzipiert sind. Nun könnte man denken – aha! Die sind mittlerweile so gut, dass man selbst mit einem Taschenmesser sicher zustechen kann.
Naja, nicht so ganz.
Die taktischen Folder wie zum Beispiel das Spyderco Efficient oder das CRKT Copacetic sind immer noch im Prinzip EDC-Messer. Wenn es um den Kampfeinsatz geht, werden immer noch Ka-Bar oder ein Eickhorn KM 4000 bevorzugt.
Und was haben die letzten beiden gemeinsam? Ja, natürlich, sie haben eine Full Tang Konstruktion.
So auch unser Testobjekt, das Böker Plus Outdoorsman. Die Full Tang-Konstruktion bietet zunächst einmal die nötige Stabilität, um auch die schwereren Arbeiten erledigen zu können.
Hämmern
Das ist schon einmal gut. Doch dieser Full Tang hat noch mehr zu bieten. Er geht über die Griffe hinaus und bietet damit nicht nur ein „Schlagstück“ zum Hämmern, sondern legt auch zwei Ösen frei.
Mit diesen lassen sich die ungeheuerlichsten Dinge anstellen.
4 x Lanyard
Dank der kompakten Maße kann ich das Fliegengewicht von Outdoorsman um den Hals als Neckknife oder quer über die Brust tragen. Oder am Bein festbinden.
Ich kann meinen Griff sichern oder auch das Messer mittels eines Astes zu einem zweckmäßigen Bayonett umfunktionieren. Dabei helfen zwei weitere Lanyard Holes – wie es neudeutsch heißt – am Ricasso.
Hier zeigt sich also ganz klar, dass das Böker Plus Outdoorsman seinem Namen gerecht wird.
2. Griffschalen und Handling – extrem griffig
Ein Aspekt, der mir sehr gut gefällt, sind die Griffschalen. Diese sind so stabil wie angenehm im Handling, und sind aus Glasfaser und Polyamid.
Diese Griffe können mich überzeugen, denn sie sind nicht nur schön ergonomisch, sondern auch „gummiert“. Mit oder ohne Handschuhe gab es keine Druckstellen, selbst bei meinen „zarten“ Büro-gestählten Händen.
Ich habe auch getestet, wie sich der Griff bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen und Verschmutzung verhält – ob nass oder eiskalt, ob trockener Schmutz oder schleimiger Fisch – ich hatte immer das Gefühl, dass das Messer sicher in der Hand liegt.
Das ist also top – mit einer kleinen und sehr persönlichen Einschränkung.
Zu kurz geraten
Mir ist der Griff zu kurz. Besonders mit Handschuhen.
Ich staune immer wieder darüber, denn meine Hände sind zwar „lang“, aber nicht besonders breit.
Dennoch: irgendwie scheinen andere Menschen eine größere Toleranz zu haben, was Grifflängen angeht.
Geschmackssacke?
Teils, teils.
Im Falle dieses Böker Fahrtenmessers möchte ich das Messer fest greifen, um vielleicht auch mittelschwere Arbeiten sicher und kontrolliert ausführen zu können.
Und hier gebe ich einen kleinen Abzug.
3. Die Klinge solide
Das beste an der Klinge ist ihr Material, denn sie ist aus schwedischem rostfreiem Sandvik 12C27, der für dieses Messer mit einem Härtegrad von 57-59 HRC angegeben ist. Das heißt also nicht zu hart, und so kann ich die Klinge bequem nachschärfen.
Die gute Nachricht: der 12C27 ist recht schnitthaltig, so dass ich auch nach einigem „Missbrauch“ den Papiertest noch gut durchführen konnte.
Alter Schwede – Sandvik 12C27
Der so genannte Schwedenstahl oder auch Sandvik 12C27 ist ein wohl ausgewogener Messerstahl.
Hier die Vorteile im Überblick:
- Man kann ihn rasiermesserscharf schleifen,
- er besitzt eine solide Härte (bis zu 61 HRC, das ist schon eine Menge),
- außergewöhnliche Zähigkeit und
- gute Korrosionsbeständigkeit.
Mit diesen Vorzeigeeigenschaften eignet sich dieser Stahl tatsächlich gut für Jagdmesser, Taschenmesser, EDCs bis hin zu professionellen Kochmessern und taktischen Messern.
Somit spricht das Material deutlich für dieses Messer.
Titanbeschichtung – Schick!
Und auch die Beschichtung kann sich sehen lassen. Nicht ganz so schick wie beispielsweise beim Schrade Stone Washed, aber dennoch sehr solider Look und nützliche Funktion.
Denn die graue Titanbeschichtung liefert nicht nur gute Korrosionsbeständigkeit und macht die Klinge pflegeleicht (klasse!), sondern verleiht der Klinge auch gute „Gleit-Eigenschaften“.
Und das ist wichtig, um einige andere Merkmale der Klinge wieder auszubügeln.
Hohlschliff? Wenig Vorteile gegenüber Flachschliff
Ich weiß, es gibt einige Gegenstimmen, aber der Hohlschliff eignet sich einfach nicht für alle Schneidearbeiten gleichermaßen.
Und Achtung, wir sprechen hier von Survival und Bushcrafting – der Königsdisziplin für Messer!
Ist auch klar, denn ein Hohlschliff ist der klassiche Axt- oder Beilschliff. Ergo: man kann damit prima hacken, aber zum Beispiel nicht Batonieren.
Warum nicht?
Messer bleibt stecken.
Ganz einfach.
Vom Batoning mit Hohlschliff ist also abzuraten.
Aha! Kann man mit dem Böker Plus Outdoorsman also gut hacken? Nein, auch nicht. Warum nicht? Das Messer ist zu leicht und die Klinge ist auch sehr kurz.
Man hackt sich mit diesem Messer einen Wolf. Die Eindringtiefe ist zu gering, und das liegt nicht nur am Gewicht.
Kurz gesagt handelt es sich bei diesem Böker Outdoormesser mehr um ein EDC-Messer, das neben der EDC Taschenlampe einen Platz auf der EDC Liste findet, denn um ein Survival oder Bushcraft-Messer.
Feine Schneide
Auch die Angabe, dieses Messer eignet sich zur Jagd, möchte ich einmal dahingestellt lassen.
Die einfache Schneide in Kombination mit dem Hohlschliff finde ich zumindest merkwürdig. Gut ist, dass die Klinge nicht monströs stark ist, aber immerhin hat sie 4 mm. Sie ist damit etwas schnittiger als die gröberen Bushcraft-Varianten.
Und in der Tat eignet sich das Böker Plus Outdoorsman sehr gut, um Kienspan herzustellen und meinetwegen auch dazu, Zweige anzuspitzen. Bei trockenem Holz kann man gut feine Schneidearbeiten verrichten.
Und da das Messer relativ kompakt und leicht ist, macht das auch nach 15 Minuten noch Spaß.
Seine wahren Qualitäten entfaltet der Hohlschliff des Outdoorsman beim Schneiden von weichen Materialien:
- (rohes) Fleisch
- Wurst
- Gemüse
Mit den 4mm Klingenstärke macht das Böker Outdoorsman einen guten Spagat zwischen mittler Beanspruchung (Holz) und feinen Arbeiten (Fleisch und Gemüse).
Beim Ersteren ist etwas mehr Kraft nötig als bei größeren Messern, beim Letzteren gleitet die Klinge förmlich durch das Schnittgut.
Falsche Schneide nur mäßig
Auch ist es wichtig, die falsche Schneide zu erwähnen, die sich am Rücken zur Spitze hin befindet (wo auch sonst). So lässt sich damit weniger gut graben, aber prima zustechen und Dinge aufhebeln – oder?
Lieber nicht.
Im Gegenteil, ich möchte eher davon abraten, mit dieser Spitze Dosen zu öffnen.
Die Drop Point-Klinge ist zwar immer ein guter Allrounder, aber in dieser Kombination – mit kurzem Griff und etwas anfälligeren Spitze – fühle ich mich nicht so wohl dabei.
Starker Rücken
Dennoch sei noch ein weiterer Pluspunkt erwähnt – ebenfalls fast ein Muss bei Outdoor- und Bushcraft-Messern: Der Rücken des Böker Plus Outdoorsman hat einen 90 Grad Winkel und kann so beim Feuermachen helfen, indem man die Kante an einem Feuerstein oder -stab abzieht.
4. Scheide
Zu guter Letzt noch die Cordura-Scheide des Böker Outdoorsman. Hier wurde am deutlichsten gespart. Gewünscht hätte ich mir ohnehin eine Kydexscheide für das Outdoorsman, aber man kann für den vergleichsweise niedrigen Preis nicht alles haben.
+ Fester Sitz nach dem Einrasten
+ Mit Druckknopf zuverlässiger Transport
- Sehr zweckmäßige Qualität (nichts für's Auge)
- Eher für Rechtshänder geeignet
- Reibungspunkte beim Druckknopf
5. Böker Plus Outdoorsman: Vorteile und Nachteile
Das Outdoorsman ist kein spezialisiertes Jagdmesser. Muss es ja auch nicht sein. Der Hersteller selbst gibt an, dass das Böker Plus Outdoorsman sich am besten zum Wandern und Campen eignet.
Ja, das stimmt genau.
Und zwar für den durchschnittlichen Anspruch, was für den Preis absolut angemessen ist.
Empfehlen kann ich das Böker Outdoorsman guten Gewissens als preisgünstiges Geschenk für Messereinsteiger - und "bald" ist auch schon wieder Weihnachten, so dass Sie in diesem Jahr extrem früh mit dem Shoppen fertig wären, was nicht das Schlechteste ist.
Es ist und bleibt interessant, dass es sich um einen Hohlschnitt handelt, aber ich möchte damit trotzdem (Stichwort Beilschliff) keine Bushcraftarbeiten verrichten – aus den oben genannten Gründen.
Hier noch einmal die Vor- und Nachteile auf einen Blick:
+ guter Stahl
+ Lanyard-Holes
+ griffige Schalen
+ exzellente korrosionsresistente Beschichtung
- kurze Grifflänge
- Scheide
- Hohlschliff
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Fazit - Ein günstiges Outdoormesser!
Wir müssen ja gar nicht darüber sprechen, wie wichtig ein Messer für alle Outdoor-Aktivitäten ist. Ob man nun tatsächlich als Survivalist unterwegs ist und einen Unterschlupf bauen will oder nur Zweige für das Lagerfeuer zurechtschnitzen möchte, ein Messer sollte immer zur Hand sein.
Und wir alle wissen: man kann richtig viel Geld ausgeben – muss man aber nicht. Das Böker Plus Outdoorsman ist nun die Budget-Variante aus der Solinger Traditionsschmiede.
Vielleicht können Sie es sich aber schon denken: diesen Preis erzielt man nicht in Deutschland: Das Böker Plus Outdoorsman wird in China produziert und nur in Solingen konzipiert und designed.
Ach Herrje, ein Chinamesser? Keineswegs.
Wir haben hier schließlich schon öfter über chinesische Produktionen gesprochen und diese als durchaus satisfaktionsfähig befunden, allen voran die Real Steel Messer.
Und das Böker Plus Fahrtenmesser Outdoorsman ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine Budgetvariante Ordentliches leisten kann.
Aber bei einem Preis von unter 50 Euro darf man auch keinen Survival Höhenflug erwarten.
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Was halten Sie vom Böker Outdoorsman? Lohnt sich diese Budget-Variante von Böker?