Manchmal ist etwas so hässlich (ja, damit ist das Helle Viking Messer gemeint), dass es schon wieder attraktiv wirkt. Dies ist ein verständlicher evolutionärer Vorteil – dazu kann jeder etwas sagen, der ein Neugeborenes gesehen hat. Genau das haben Produktdesigner, Mops-Hundezüchter und eben auch Helle-Messermacher ausgenutzt.
Unsere norwegischen Nachbarn haben es gleich beim ersten Versuch geschafft, woran sich Volvo bereits seit Jahren vergeblich die Zähne ausbeisst: etwas Hässliches als eine attraktive Designentscheidung darzustellen.
Das Helle Viking Messer
Um ganz fair zu sein, ist das aktuelle Helle Viking das zweite Messer dieser Art; das Erste hatte eine etwas kürzere Klinge. Es basiert auf einem Design, das buchstäblich über tausend Jahre alt ist, und das gleiche Basismesser ist heute immer noch als „Puukko“ oder „Pukko“ bekannt.
Das Viking basiert auf einem alten Muster, besteht aber aus modernem Stahl; es hat eine Klinge aus dreilagigem Carbonstahl mit kaum sichtbaren Laminierungslinien. Im Vergleich zu meinem Spyderco Caly 3, ist das Ergebnis so subtil, dass ich mich frage, ob ich tatsächlich nur ein neues Einfachstahlmodell gekauft habe.
Und nein, ich kann nicht wirklich daran glauben, dass ich das Wort „subtil“ und „Viking“ in ein und demselben Satz benutzt habe.
Raue Klinge
Die Klinge ist 3,7mm dick und für eine 11-cm lange Klinge ist das absolut massiv. Die skandinavische Einzelkegelschärfung verleiht der Klinge einen enormen Eindruck, die sich durch die Wärmebehandlung und unpoliert so schwarz und uhrig wie die norwegische Nacht präsentiert. Die Klinge bleibt dadurch ein wenig rau.
Der Schriftzug „Helle“ ist die einzige Zierde dieser Klinge, während die meisten ihrer Messer auch einen Modellnamen auf der Klinge haben.
Traditionelles Design
Die Struktur des Helle Vikings ist ganz einfach. Es ist eine gerade Klinge – meine ist leicht außermittig – mit einem kurzen Schor und ohne Handschutz.
Die dünne Angel verläuft durch den Holzgriff, der aus einem – einzigen Stück besteht, und wird am Griffende befestigt, indem sie über die große rautenförmige Scheibe verstemmt wird. Der Griff hat einen subtilen tropfenförmigen Querschnitt und einen anhaltenden Leinölgeruch. Das Ergebnis lässt sich einfach und bequem in der Hand halten.
Ich hatte anfangs wegen des fehlenden Handschutzes etwas Bauschschmerzen, da die Griffform ein Rutschen, gerade bei nassen Händen, nicht verhindern kann. Dennoch hatte ich mich später im Laden für das Helle Viking entschieden.
Nun, nachdem ich es einige Zeit in den Händen halten durfte, bin ich wirklich nicht sicher, was das Problem anfangs gewesen war. Dieses Messer wurde nicht zum Stechen entworfen, was sowieso ein ziemlich seltener und somit nutzloser Einsatz eines Messers ist, denn ansonsen ist es sehr griffig.
Die Gestaltung des Köchers ist designtreu im rauen Vikinger-Look gestaltet.
Dicke Klinge macht präzises Schneiden schwierig
Das brandneue Helle Viking schien bei der Daumenprobe nicht sehr scharf out-of-the-box zu sein, die eigentliche Leistung konnte sich aber sehen lassen. Ich war hin- und hergerissen, ob es nicht doch direkt schärfen sollte, aber ich bin froh, dass ich es nicht gemacht hatte. Das Helle Viking hat problemlos ein Dutzend Schichten von Karton geschnitten. Die Dicke der Klinge macht es allerdings schwierig, das Messer durch die Kartons nach unten zu treiben.
Mit der sehr trockenen Rotzeder, ist das Helle Viking mühelos zurecht gekommen. Wie bereits erwähnt ist die stabile, aber die dicke Klinge machte es schwierig das Messer durch das Holz zu führen und ich musste mir mit einem Hammer behelfen.
Fazit
Ich muss zugeben, dass das Helle Viking auf mich eher wie ein Stück Messergeschichte wirkt, zugegeben – ein funktionales Stück Messergeschichte, aber eben weniger wie ein EDC-Messer, was ich immer dabei haben möchte. Unabhängig davon macht die laminierte Karbonklinge es zu einem ungewöhnlichen Messer, das dem Besitzer sicherlich Freude bereiten wird.
Wer es etwas praxistauglicheres haben möchte, der greift entweder zum Helle Alden oder zum Helle Hunter.
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