Manly Comrade Messer – Hat es das Zeug zum modernen Klassiker?

Manly Comrade Messer - Hat es das Zeug zum modernen Klassiker?Mein heutiges Messer ist fast schon exotisch, denn das Manly Comrade ist ein bulgarischer Slip Joint Folder.

Was denn, Sie kennen Manly Messer nicht? Genau das meine ich. Doch dieser Hersteller aus Süd-Osteuropa ist nicht das einzige, was dieses Taschenmesser zu einer willkommenen Abwechslung macht.

Auch ist das Manly Comrade als 42a-konformes Zweihandmesser eher eine Seltenheit.

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Das sollte also einige unter Ihnen gleich aufhorchen lassen und es stellt sich die Frage, wie sich das Manly denn wohl zum Spyderco UKPK verhält.

Oder zu Klassikern wie dem Buck Knife 110 oder dem Opinel.

Aber eines nach dem anderen.

Manly Comrade erster Eindruck: Gentle-Manly

  • Länge, geschlossen: 11,5 cm
  • Länge, gesamt: 20,5 cm
  • Klingenlänge: 9 cm
  • Klingenstärke: 2,8 mm
  • Klingenstahl: D2, 59-61 HRC, auch in CPM 154 erhältlich
  • Gewicht: 110 Gramm
  • Griffschalen: G10
  • Gürtelclip
  • Preis: ANSEHEN

Das Manly Comrade sieht zunächst einmal schön aus, was an den schwarz-grauen Griffschalen liegt.

Es gibt das Manly Messer nämlich noch in:

  • grün,
  • orange,
  • einfachem schwarz
  • oder dem so genannten "desert camo"

Wer´s mag, mir gefällt dieses hier besser.

Dann fällt sogleich die Griffform auf, die mich zusammen mit der Klingenform schon an das Opinel und vage an das Buck Knife 110 erinnert.

Schmal, ohne nennenswerten Bauch, eher elegant.

Und wo ich schon beim wilden Assoziieren bin, diese Struktur erinnert mich an eine "Muscheloptik", die ich persönlich grenzwertig finde.

Aber das Manly Comrade ist noch dezent, was das angeht.

Zudem sollte ich hervorzuheben, dass Griffe und Klinge eben nur ca. 2 cm breit sind, das macht also die schmale Optik aus. Das Manly Messer liegt gut in der Hand, aber es ist schon schmal, das muss man sagen.

Mir ist es vielleicht etwas zu schmal für längere Arbeiten, aber angenehmes langes Arbeiten erwartet man ohnehin eher von einem Gebrauchsmesser, als von einem Gentleman Taschenmesser.

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Klinge oder Rasiermesser?

Bleiben wir doch gleich bei der Klinge. Diese Drop Point Klinge hat einen kurzen, relativ flachen Bauch und einen Flachschliff, der es in sich hat.

Zunächst fällt auf, dass Manly beim Manly Comrade gute Schleifarbeit geleistet hat – das Messer ist scharf wie nichts!

Manly Unisex
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Der Schliff selbst ist also super, die Klinge mit einer Stärke von unter 3 mm insgesamt ist funktional. Hier und da erscheint das Finish etwas grob, aber das ist in Ordnung.

Ich will mich lieber auf die Leistung und weniger auf das Aussehen konzentrieren.

Was auch noch sofort auffällt: die Klinge hat vier verschiedene Stellungen, das ist merkwürdig und bemerkenswert zugleich. Ich musste wirklich zweimal hinsehen, aber mittlerweile finde ich das recht cool.

Der ganze Mechanismus ist gut und grundsolide verarbeitet. Bei diesem Preis habe ich absolut nichts aussetzen.

Handling

Das Manly Messer hat allerdings weder Fingerschutz, noch Mulde. Da es sich ja um einen Slip Joint handelt ist umso wichtiger, dass die Feder einiges aushält. Und das tut sie auch. Und dass die Griffe möglichst rutschfest sind. Und das sind sie auch.

G10 ist EDC-tauglich

Die G-10 Schalen sind griffig, relativ rutschfest und in Ordnung. Das Material nicht mein absoluter Liebling bei Buschcraft- oder Outdoor-Messern, aber für den EDC-Gebrauch will ich nicht meckern.

Die Griffe sind nicht gerade ergonomisch, das hätte man meiner Meinung nach besser machen können.

Wo ich schon bei Griffen bin: bei diesem Manly Messer belässt man es am besten beim normalen Griff. Insbesondere der Choke Griff bietet sich aus den oben Gründen nicht an.

Schließlich noch der Gürtelclip. Dieser ist für Tip Up. das gefällt mir weniger gut. Und für rechts, kann also nicht versetzt werden.

Allerdings ist dafür die Rille zum Öffnen beidseitig und kann somit von Links- wie Rechtshändern genutzt werden. Na also, geht doch.

Zweihand? Reicht doch!

Vor allem fällt mir Dank des Manly Comrade einmal wieder auf, dass ich für kleine, einfache EDC-Arbeiten kein Einhandmesser brauche. Nur selten verfange ich mich in den Schnüren meines Fallschirms oder muss flugs gegen einen Leoparden antreten.

Lesenswert: Die 11 besten Einhandmesser - Für jeden Geldbeutel

Klar ist es schön, wenn ich nur eine Hand frei habe, aber es muss sicher nicht sein.

Aber auf der anderen Seite muss ich auch sagen, dass ich schon sehr an meine Einhandfolder gewöhnt bin. Und schneller geht es alle Mal, vor allem, wenn man erst einmal das Schnittgut beiseitelegen muss.

Ich Tölpel habe es natürlich darauf ankommen lassen und mir prompt in den Finger geschnitten. Das lag auch daran, dass die Feder selbst relativ steif ist, also hier ist etwas Obacht geboten, man sollte wirklich das Manly Comrade nur mit zwei (freien) Händen öffnen.

Und da war wieder das klassische an diesem Messer: das Manly Comrade ist für Arbeiten, die man in aller Ruhe und mit Bedacht ausführen kann.

Showdown: D2 oder CPM154?

Dieses Manly Messer gibt es mit den folgenden Stählen:

Mit letzterem kostet das Messer ein paar Euro mehr. Da liegt die Vermutung nahe, der CPM154 könnte besser sein.

Ob dem so ist oder nicht, und ob sich diese paar Euro für jeden lohnen, kann ich nicht in letzter Instanz entscheiden. Ich kann aber sehr wohl auf die Unterschiede eingehen.

Der D2 Stahl, dem wir neulich sogar einen Artikel gewidmet haben, verspricht Stärke, Robustheit und unverschämt gute Schnitthaltigkeit. Er ist zwar nicht 100%-ig rostfrei, aber so gut wie. Ein solider, guter EDC-Stahl also.

CPM154 hingegen wird von der Firma Crucible Industries LLC hergestellt und diese versprechen eine noch bessere Widerstandsfähigkeit bei gleicher Härte wie der D2, Schleifbarkeit und Korrosionsbeständigkeit. Hinzu kommt, dass sich CPM154 besser verarbeiten und hitzebehandeln lässt.

Und der Unterschied zwischen CPM154 und herkömmlichen 154 besteht darin, dass es aus einem Pulverstahl gemacht ist, was also potentiell zu einer besseren Härte führt.

Lesenswert: unser Artikel zu verschiedenen Stählen

Gern gesehen: 42a-konform

Ob Deutschland oder europäisches Ausland, in vielen Ländern unterliegen auch Taschenmesser den Waffengesetzen.

Das beschränkt die Auswahl ganz enorm. Spyderco hat überhaupt nur deshalb sein UKPK auf den Markt gebracht, denn die Abkürzung steht für United Kingdom Pen Knife und es ist so konzipiert, dass es in Großbritannien legal mitführbar ist.

So auch unser Manly Comrade, da es sich um ein Zweihandmesser und ein so genanntes Slip Joint handelt. Die Klinge lässt sich also nicht feststellen und ist zudem unter 10 cm lang, aber das spielt bei Taschenmessern ja keine Rolle.

Lesenswert: Taschenmesser Vergleich - Die 10 Besten unter der Lupe

Every Day Carry

Das Manly Comrade ist zwar kein Klassiker wie das Buck 110 oder das Opinel, aber es hat schon einiges von diesem Charme. Und das liegt, für mich persönlich, auch an den oben erwähnten kleinen Schönheitsfehlern.

Da es sich beim Comrade um Handarbeit handelt, kann man vielleicht den einen oder anderen Kratzer nachsehen. Aber die Funktion bleibt hier das wichtigste. Es ist ein extrem scharfes, schnittfreudiges EDC, das sich kaum in der Tasche bemerkbar macht.

Lesenswert: Die besten EDC Messer für jeden Geldbeutel

Wenngleich die Größe und das Gewicht meiner Meinung nach für ein EDC perfekt sind, und damit gefällt es mir besser als das Fliegengewicht Spyderco UKPK, es bleibt dabei:

Einfache Schneidearbeiten sind optimal für Manly Comrade, also vielleicht keine Kartons oder zähes Material. Das liegt zum einen an der schmalen Klinge und zum anderen natürlich, dass es sich um einen Slip Joint Folder handelt.

Man möchte mit diesem Messer weder im Material "steckenbleiben" oder zu großen Widerstand verursachen, da die Verletzungsgefahr durch einklappende Klinge steigt.

Über Manly Messer

Der Hersteller „Manly-S Ltd.“ mit Sitz in Sofia stellt hauptsächlich Taschenmesser her. Die einzige Ausnahme ist das  Manly Patriot-Messer, aber dazu vielleicht ein anderes Mal.

Bei so viel Konzentration und Fokus kann man also Folder-Expertise erwarten. Natürlich stellen Manly Messer folgerichtig nicht nur Slip Joints her – also ohne Verriegelung -, sondern auch Taschenmesser mit verschiedenen Locks.

Manly Comrade CPM-154 Black
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Alle Messer sind aus soliden bis sehr gutem Materialkomponenten hergestellt, und der Klingenstahl ist durchweg Sandvik CPM154 oder D2.

Ich bin weiter oben genauer auf die Unterschiede dieser beiden Stähle eingegangen, aber auch hier gilt wieder: der Fokus verspricht eher eine erhöhte Expertise, was zum Beispiel das Schleifen von CPM154 angeht oder die Verarbeitung von D2.

Mehr Variation gibt es allerdings bei den Griffschalen. Vom Standard wie G10 gibt es bei Manly Foldern eine ganze Bandbreite an exotischen Hölzern und verschiedenstes Horn, von Reh über Rind zu Büffel.

Doch das Besondere ist vor allem die Handarbeit, die man den Messern sehr wohl anmerkt. Und auch ansieht.

Manly Comrade: klassisch und modern

Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Manly Comrade traditionell und modern zugleich ist. Es ist definitiv – im besten Sinne – ein seltsamer kleiner Folder, der mir persönlich gut gefällt.

Man bekommt ein schönes Messer zu einem fairen Preis.

Allerdings ist es nicht die Wahl für jeden Tag, also nicht mein absoluter EDC-Favorit.

Das liegt an folgenden Abzügen in der B-Note, da diese Kleinigkeiten (!) den Anwendungsradius - für mich persönlich, heißt das - etwas einschränken:

  • mir persönlich ist es etwas zu schmal,
  • mir fehlt ein Fingerschutz oder eine Mulde,
  • die Griffe hätten ergonomischer sein können,
  • ich hätte mir eine ausgeprägtere Drop Point Spitze gewünscht,
  • ich hätte mir eine etwas stärkere Klinge um 3 mm gewünscht.

Obwohl das Manly insgesamt ganz schön aussieht, wie ich finde, geht hier deutlich Funktion über Design. Es handelt sich sicher nicht um einen Gentleman-Folder oder etwas stilvolles, wie das Laguiole, aber das muss ja auch nicht sein.

Das Manly Comrade bietet alles für den einfachen EDC-Gebrauch. Nicht mehr und nicht weniger.

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Aber vielleicht sehen Sie das anders und ich bin diesmal zu kritisch.

Kennen Sie Manly? Was halten Sie von CPM154 im Vergleich zu D2?

Über Max Wegner

Hi, ich bin Max Wegner, ein leidenschaftlicher Zweirad-Enthusiast mit über 20 Jahren Erfahrung in der Welt der Fahrräder und E-Bikes. Auf dieser Plattform teile ich mein Wissen und meine Erfahrungen, um Ihre Outdoorerlebnisse und Radtouren sicherer und angenehmer zu gestalten.

1 Gedanke zu „Manly Comrade Messer – Hat es das Zeug zum modernen Klassiker?“

  1. Ich hatte es und hab’s doch wieder verkauft.

    Positiv: Die enorme Schärfe und die gute Verarbeitung, bezogen auf den Preis.
    Das Griffschalen-Design gefiel mir gut, Geschmackssache.

    Negativ: Das relativ hohe Gewicht für ein eher schlankes Messer
    dazu noch das schwergängige Öffnen/Schliessen und die 4-fach Rasterung.
    Wer sich ein Slip Joint kauft weiss das es keine Arretierung gibt.
    Dann 4 Stufen (zur Sicherheit?) einzubauen, das grenzt schon an Bevormundung.

    Guter Test, informative gut gemachte Seite habt ihr hier.

    Gruß, catcap

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