Scheibenbremse oder Felgenbremse am Rennrad? Kaum ein Thema wird unter Aktiven Sportlern heißer diskutiert. Beide Seiten argumentieren mit handfesten Argumenten, wenn es um Vorteile und Kritik an der jeweiligen Bremstechnologie geht. Lesen Sie mit!
Scheibenbremse oder Felgenbremse am Rennrad?
Felgenbremsen am Rennrad
Felgenbremsen werden seit den 1920-er Jahren an Rennrädern eingesetzt und sind somit die Klassiker.
- An den meisten Bikes sind mechanische Felgenbremsen als Seilzugbremsen im Einsatz, die an Sitzstreben und Gabelkrone mittig über dem Laufrad angebracht sind. Bei einem Bremsvorgang werden die Beläge an die rotierende Felge gepresst. Viele Fahrer bevorzugen die mechanische Felgenbremse von Shimano, SRAM oder Campagnolo aufgrund ihrer schlanken Bauweise, die optisch besser mit einem schlanken Rennrad harmoniert.
- Weniger verbreitet ist die hydraulische Felgenbremse. Obwohl ihr geschlossenes System bessere Bremsleistung bieten soll, hat sich die Seitenzugbremse etabliert. Die Seitenzugbremse ist auf das Rennrad beschränkt, da sie nur mit sehr schmalen Reifen kompatibel ist.
Bremsleistung der Felgenbremse am Rennrad
Im Normalfall reicht die Bremsleistung der mechanischen Felgenbremse völlig aus. Auch auf langen Abfahrten, wie bei einer Transalp Tour stoppen die Beläge zuverlässig.
Kritisch wird es erst bei Regen und Schmutz, wenn die Bremsen viel Effizienz und Leichtgängigkeit einbüßen.
Wer viel im bergigen Gelände fährt, sollte bei hydraulischen Bremsen hinsichtlich Überhitzung der Bremsbeläge Acht geben. Speziell bei Rädern ohne Felgenband können Bremsschläuche platzen.
Scheibenbremsen, die jüngere Technologie
Scheibenbremsen wurden erstmals in den 1970-er Jahren am privat genutzten Rennrad montiert. Im Wettkampfsport setzt der Welt-Radsport-Verbandes (UCI) Vorschriften hinsichtlich des Materials fest.
So fand der erste Testlauf von Scheibenbremsen an einem Profi Rennrad in der Saison 2016 statt. Während sie sich beim Mountainbike längst etablierte, konnten Entwickler die Anwendung der Scheibenbremse nicht 1:1 auf das Rennrad übertragen. Bei einem Sturz soll sich der Fahrer an der Scheibe verletzt haben, woraufhin der UCI die Freigabe von Scheibenbremsen wieder zurückzog.
Ein zweiter Test fand 2018 statt, nachdem Hersteller die gefährlichen Kanten der Scheibe entschärft hatten. Die Bremssättel der Scheibenbremsen befinden sich gegenüber der Antriebsseite an. Hinterbau und Gabel. Auf einer mitdrehenden (Disc) Scheibe, die an der Nabe montiert ist, wird mechanisch mit Bowdenzügen gebremst.
Hydraulische Scheibenbremsen, die mit Druckleitungen arbeiten, sind weiter verbreitet als das mechanische Pendant.
Bremsleistung der Scheibenbremse am Rennrad
Bis eine Scheibenbremse ihre volle Wirkung entfaltet, muss sie eingebremst werden.
Im Ganzen ist ihre Bremsleistung höher als bei Felgenbremsen.
Diese hängt vom Disc Durchmesser ab.
- Die meisten Fahrer verwenden am Vorderrad 160 mm Durchmesser und am Heck 140 mm. Hervorzuheben ist die feine Dosierbarkeit und geringer Kraftaufwand beim Bremsvorgang.
Der Knackpunkt bei Scheibenbremsen ist das Verglasen der Beläge bei Überlastung. - Vor allem die Kombination aus schwerem Fahrer und kleinem Durchmesser ist kritisch. Abhilfe schaffen 160-er Vollstahlscheiben oder besser, Kühlrippen auf den Belägen. Die vergrößerte Oberfläche gibt mehr Hitze an die Umgebung ab, wodurch Verglasung unwahrscheinlicher eintritt.
Scheibenbremsen verschleißen langsamer als Felgenbremsen und funktionieren bei Regen einwandfrei. Mechanische Bremsen benötigen keine weitere Wartung.
Anders bei der hydraulischen Ausführung: Austausch der Bremsflüssigkeit und Entlüftung ist nur mit Know-how und Spezialwerkzeug fachmännisch durchführbar.
Scheibenbremse vs Felgenbremse im Vergleich
Scheibenbremse | Felgenbremse | |
---|---|---|
Aerodynamik u. Gewicht | - Keine aerodynamische Anpassung möglich - höheres Gewicht | - 500 g - Gewichtsersparnis gegenüber Scheibenbremse - Aero Bremsen verbessern den Luftwiderstand am Bike |
Bremsverhalten | - Bei Nässe gleichmäßige Bremswirkung - Bei eingefahrener Anlage mehr Bremsleistung - Feine Dosierbarkeit | - Ausreichende Bremskraft für die meisten Anwendungen - Bei Nässe und Schmutz stark nachlassende Bremskraft |
Sicherheit | - Durch Dauerbremsen kann der überhitzte Bremsbelag verglasen | - Risiko, dass Schläuche durch extreme Erhitzung bei Dauerbremsen platzen - Bei Überlastung können Carbonfelgen delaminieren |
Einbau | - Komplexer mit Spezialwerkzeug, schwierige Innenverlegung und Entlüftung nötig bei Erstmontage | - einfache Montage mit Bordwerkzeug möglich |
Pflegeaufwand, Verschleiß | - Sehr hohe Anschaffungskosten - Geringe Folgekosten, da nur die Bremsscheibe verschleißt - Muss auch nach längerer Standzeit entlüftet werden | - Günstige Anschaffungskosten - Jeder Bremsvorgang verschleißt die Felge - Einfache Wartung mit Standardwerkzeug |
Bremsgeräusche | - Nicht exakt mittig justierte Bremsscheiben klingeln zwischen den Belägen - Quietschen bei Nässe | - Bei starker Belastung und Nässe quietschen Felgenbremsen oft |
Fazit
Rennräder werden weiterhin mit Scheibenbremse oder Felgenbremse im Handel sein. Die mechanische Felgenbremse ist und bleibt das meistverkaufte System, doch für Allwetter Biker, die primär nicht aufs Gewicht schauen lohnt sich durchaus die stärkere Scheibenbremse.