Bevor wir zum Victorinox Hunter Pro kommen, lassen Sie mich kurz nostalgisch werden.
Denn wer kennt sie nicht, die roten Taschenwerkzeuge mit dem kleinen weißen Kreuz? Der einzig wahre Klassiker, das Schweizer Taschenmesser, war für viele Messer-Begeisterte die Einstiegsdroge.
Seit 1891 wurden die Messer für die Schweizer Soldaten hergestellt – damals noch ohne den legendären Zahnstocher – und dienten hauptsächlich als Outdoor-Tool. Erst viel später kamen Varianten mit taktischen Elementen hinzu.
Diese finden sich auch beim Victorinox Hunter Pro, das ich mit großer Begeisterung getestet habe – und mit den größten Erwartungen: Das Traditionsunternehmen Victorinox steht schließlich für höchste Qualität.
Victorinox Hunter Pro
Zusammen mit Wenger stellen Victorinox seit vielen Jahren die Schweizer Taschenmesser (oder auch „Offiziersmesser“) her und rüsten sogar die Astronauten der NASA mit dem Master Craftsman aus. Das weckt Erwartungen. Und meine Erwartungen – soviel sei schon verraten – wurden auch diesmal nicht enttäuscht.
Fangen wir also einmal genau damit an, was der Hersteller selbst mit dem neuesten Produkt in ihrer Outdoor-Collection, dem Victorinox HunterPro, verspricht.
Da wäre zunächst einmal die lebenslange Garantie wie bei allen ihren Produkten. Kein Wunder, denn man merkt sehr schnell, dass auch dieses Einhandmesser – made in Switzerland – aus sehr widerstandsfähigem Material hergestellt und solide verarbeitet ist.
Das Hunter Pro, so Victorinox, ist für Outdoor-Generalisten gedacht. Ebenso kann es für die Jagd benutzt werden – diese Ankündigungen stellen natürlich gewisse Anforderungen an das Messer. Das werde ich ausführlich unten im Test besprechen.
Aber es fällt sofort beim Auspacken auf, dass das Hunter Pro mit 162 Gramm sicher nicht eines der leichtesten Outdoor-Messer ist. Mit einer Länge von 13 cm bzw. 22, 3 cm im geöffnetem Zustand ist es jedoch handlich genug.
Victorinox gibt an, die 150 Jahre Erfahrung im Herstellen von professionellen Schlachtermessern auch in diese Klinge geflossen seien, die sich problemlos und immer wieder schärfen ließe. Das ist natürlich eines der wichtigsten Eigenschaften bei einem Outdoor-Messer. Auch dazu mehr im Test unten.
Die Klinge – Details und Bewertung
Das Victorinox Swiss Army Hunter Pro hat eine 10 cm lange und 2,8 mm Drop Point-Klinge bzw. Recurveschneide aus X38CrMo14 rostfreiem Stahl, so zumindest die Angaben des Herstellers.
Denn man könnte vielleicht bei dem Finish Zweifel hegen, da diese Art von gebürstetem Stahl in meiner Erfahrung doch manchmal rostet. Meistens ist dieses Finish ein Indiz dafür, dass der Carbon-Gehalt höher ist, und damit wird die Klinge rostanfälliger.
Selten geht das jedoch über eine oberflächliche Verrostung hinaus (kann also leicht mit Schmirgelpapier beseitigt werden), dennoch macht es vielleicht mehr Arbeit, als man erwartet und bereit ist, für dieses Standard-Messer auf sich zu nehmen.
Lesenswert: Beste Victorinox Taschenmesser 2017 im Test
Griffe und Wippen-Verriegelung
Dieses Einhandmesser mit Öffnungshilfe und Lock Back verspricht weiterhin einen schnellen und leichten Zugriff.
Victorinox Hunter Pro ist gesichert mit einer Wippen-Verriegelung, dem Lock Back, die zu den sichersten und stärksten auf dem Markt gehören. Der Hersteller hat gut getan an dieser Auswahl – und zusätzlich noch sein ganzes Können aufgewendet, so dass der Verschluss mit dem Messerrücken formschön abschließt.
Es funktioniert reibungslos und kann nur mit etwas mehr Druck gelöst werden, man hat also wirklich das Gefühl, dass das Victorinox Hunter Pro sehr sicher ist.
Will sagen: auch wenn der eine oder andere Bedenken haben sollte, da man leichter als bei einem Liner Lock an der Seite den Back Lock aus Versehen beim Benutzen betätigen könnte, kann ich diejenigen beruhigen. Die Klinge sitzt nicht nur bombenfest, sondern man muss schon gezielt auf die Entriegelung drücken, um die Klinge einklappen zu können.
Viel wichtiger sind allerdings die ergonomisch geformten, als rutschfest angepriesenen Griffe, vor allem, weil das Messer auch für Anfänger geeignet sein soll. Die gibt es in drei verschiedenen Varianten: Victorinox Hunter Pro in schwarz, orange und Nussbaum.
Öffnungshilfe des Victorinox HunterPro
Victorinox Hunter Pro Nussbaum – KAUFEN
Und, last but not least, kann es von Links- wie Rechtshändern gleichermaßen leicht und sicher benutzt und getragen werden. Das Victorinox Hunter Pro lässt sich leicht über das Loch in der Klinge von beiden Seiten öffnen.
Aber es ist und bleibt natürlich ein Klappmesser, so dass es vielleicht nicht den höchsten Ansprüchen genügen mag, weil es eben nicht aus einem Guss besteht. Der Test gab erste Anhaltspunkte, wie stabil und robust das Messer im freien Feld wirklich ist.
Test 1 – Alltägliches
Um erst einmal ein Gefühl für das Messer zu bekommen und, ja ich gebe es zu, auch meine Neugier zu befriedigen, habe ich es erst einmal für die normalen, das heißt EDC, Testanwendungen benutzt. Das allererste, das auffällt, ist der Schärfegrad bei Auslieferung – Obacht, damit kann man sich gleich rasieren, wenn mal will!
Das übertraf fast meine Erwartungen und stärkt auf jeden Fall das Vertrauen in die Traditionsfirma, die nicht nur mit Schlachtermessern angefangen hat, sondern das Vitrinox Hunter Pro vor allem als Jagdmesser anpreist.
Vor dem Hasen für den Braten zunächst aber das Übliche: sehr feste Gemüsesorten – am liebsten Rote Beete. Daran zeigt sich nicht nur Stabilität und Handhabung, sondern auch gleich auch, wie leicht man es säubern kann.
Erstes Fazit: fantastisch einfach in der Handhabung und ultra stabil – sowohl die Griffe als auch die Klinge und Wippen-Verriegelung halten, was sie versprechen. Und es ist ansonsten extra pflegeleicht – einfach nach dem Gebrauch säubern und trocknen, fertig.
Test 2 – Schärfen
Und drei Umzugskartons und einen Bleistift später ist die Klinge zwar nicht mehr so scharf wie vorher, aber noch ganz beachtlich scharf.
Das Victorinox Hunter Pro, auch hier hat der Hersteller nicht zuviel versprochen, ist tatsächlich kinderleicht zu schärfen. So geht es in die zweite Runde zum Camping.
Test 3 – Camping und Outdoors
Zuversichtlich durch meinen Allround-EDC Test habe ich die Klinge für einfach alles benutzt, was mir unterkam. Zweige schneiden und zurecht spitzen (hier zeigt sich nach einer Weile auch, wie es um die Stahl-Legierung bestellt ist), Löcher graben, ein Tau durchschneiden, Essen zubereiten, inklusive gefangene Fische putzen (dito) – egal, was es war, es war alles ganz solide, 1a.
Ich habe das Victorinox Hunter Pro manchmal längere Zeit extra nicht gereinigt, um die Qualitäten des Stahls zu testen, besonders nach eher aggressiven Materialien und schweren Arbeiten – aber siehe: keine Abnutzungserscheinungen und ganz sicher kein Rost!
Die Klinge zeigt sich extra stark, sie sitzt absolut fest, und die Klingenbreite vermittelt größte Stabilität. Man kann wirklich sagen, dass das Victorinox Hunter Pro tierisch robust ist, gar keine Frage. Auf dem Teil könnte ein Elephant stehen, nachdem ein Krokodil darauf herumgekaut hätte, und es würde immer noch wie neu aussehen – oder wie es so schön heißt, dieses Messer scheint „unkaputtbar“ robust.
Test 4 – Messer für Jedermann?
Das Victorinox Swiss Army Hunter Pro soll, glaubt man dem Marketing, ein Outdoor-Messer für jederman sein. Deshalb habe ich es auf meinem Camping-Trip nicht nur selbst getestet, sondern – nachdem ich mich von der Stabilität der Klinge und des Back Locks überzeugen konnte – es einer eher „Messer-scheue“ Freundin gegeben. Ich habe sie gebeten, damit zu schnitzen, zu schneiden und zu filetieren. Auch sie war begeistert und bestätigte die Handhabung (also zunächst einmal das Öffnen über das Benutzen hin zum Schließen der Klinge), die Griffigkeit und den Eindruck, dass das Messer extrem sicher sei, auch für Anfänger.
Kurzum: Dieses Messer ist absolut robust und fest, da gibt es überhaupt kein Spiel. Zusammen mit diesem unglaublich rutschfesten, ergonomischen Griffen (ja, ich bin ein Fan!) und der Lock Back Sicherung lässt sich im Prinzip alles damit machen. Schneiden, Schnitzen, Graben, Löcher in Holz bohren – kein Problem! Ich kann dieses Messer guten Gewissens für alle herkömmlichen Outdoor-Aktivitäten empfehlen.
Preis-Leistungsverhältnis
Das Victorinox Swiss Army Hunter Pro wird mit schwarzen und orangenen sowie Nussbaum-Griffen hergestellt. Im Lieferumfang enthalten ist auch eine kleine schwarze Nylontasche.
Ja, vielleicht bezahlt man auch für die Marke, wenn man sich das Victorinox Hunter Pro kauft. Wenn diese für so viel Qualität steht, lohnt es sich aber.
Das Hunter Pro mit schwarzen oder orangenen Griffen ist günstiger, als die Variente mit Holzgriff.
Wer es Premium mag, der greift zum Victorinox Hunter Pro Alox:
Dann bekommt man dafür einen vielseitigen Outdoor-Begleiter, der einem Dank der robusten 2,5 mm Klinge und der leicht zu schärfenden Klinge mit Sicherheit lange gute Dienste leisten wird. Man kann es auch anders formulieren und in diesem Fall mit Fug und Recht behaupten, dass Qualität eben ihren Preis hat.
Fazit
Das Victorinox Hunter Pro hat jede Aufgabe, die anfiel, sehr gut gemeistert. Schneiden, Schnitzen, Schärfen, Graben – mit meinem gemischten Test aus EDC und Outdoor-Komponenten konnte ich mir einen guten Überblick verschaffen.
Das Messer ist ein echtes Arbeitstier, robust und sicher. Außerdem bleibt die Klinge auch nach meinem Spezial-Rost-Härtetest einwandfrei.Wenn Sie nach einem Allrounder für den nächsten Camping-Trip suchen, kann ich Ihnen dieses Messer wärmstens empfehlen.
Das Victorinox Hunter Pro hält, was es verspricht. Es ist ein praktisches Einhandmesser mit einer Öffnungshilfe für Rechts- und auch Linkshänder und es
- ist ein Outdoor-Messer für jedermann,
- hat wirklich tolle, ergonomische und rutschfeste Griffe,
- eine stabile, breite Klinge, die fest sitzt,
- eine Wippen-Verriegelung, die Sicherheit verspricht,
- ist superleicht zu schleifen.
Damit sind eigentlich alle Kriterien für ein gutes Outdoor-Messer gegeben, außer natürlich, dass es sich um ein Klappmesser handelt und nicht aus einem Guss ist. Aber wie mehrfach oben betont, mangelt es dem Messer zumindest nach den obigen Tests nicht an Stabilität.
Nun möchte ich abschließend doch noch einige Fragezeichen hinzufügen und es noch einmal etwas vorsichtiger formulieren. Denn das Victorinox Hunter Pro ist auf jeden Fall ein sehr gutes Outdoor-Messer für jedermann. Und vielleicht ist es eben genau für den Durchschnittsbedarf gemacht und nicht für die ganz besonderen Ansprüche geeignet.
Der einzige Wermutstropfen beim Hunter Pro ist, dass die Kombination „Einhandmesser“ und „feststellbare Klinge“ in Deutschland zum freien Tragen verboten ist. Sie dürfen es besitzen, zum Einsatzort (Camping, Jagdrevier) verschlossen transportieren, aber eben nicht einfach so in der Hosentasche tragen.
Das Messer ist definitiv ein solider zuverlässiger Allrounder, der einem sehr lange sehr treue Dienste leisten wird. Ob es auch ein „Hunter PRO“ ist, habe ich selbst nicht ausprobiert und kann es deshalb nicht beurteilen. Die Klinge sieht zwar ideal zum Häuten aus. Doch für die Jagd im Allgemeinen – das verspricht ja schließlich der Name – würde ich aber grundsätzlich ein anderes Messer bevorzugen.
Was sind Ihre Erfahrungen? Ist das Victorinox Hunter Pro auch ein solides Jagdmesser?