Neben dem Victorinox Classic und dem Huntsman gehört das Victorinox SwissChamp Offiziersmesser zu den beliebtesten Taschenmessern der Schweizer Traditionsunternehmen. Zu Recht, wie ich finde, und Grund genug, es Ihnen einmal vorzustellen.
Auch mich konnte das Victorinox SwissChamp begeistern. Das ist gar nicht so leicht und mag einige überraschen, wenn man meine Skepsis gegenüber Multitools kennt. Warum und woran das liegt, verrate ich Ihnen weiter unten im Test.
Hier aber das Fazit für Eilige:
Das Victorinox SwissChamp ist ein Taschenmesser mit 33 Funktionen von grundsolider Qualität. Ein lebenslanger, zuverlässiger Begleiter, der keine Wünsche an ein Multitool offen lässt und wirklich für Jedermann geeignet ist.
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Die 33 Funktionen des SwissChamp im Überblick
Ich möchte mit dem wichtigsten beginnen, den 33 Funktionen des Victorinox SwissChamp, bevor ich auf die anderen technischen Details, die Anwendungen und das Handling zu sprechen komme.
- Große Klinge,
- Mini-Schraubendreher,
- kleine Klinge,
- Korkenzieher,
- Dosenöffner mit
- kleinem Schraubendreher,
- Kapselheber mit
- Schraubendreher und
- Drahtabisolierer,
- Stech-Bohr-Nähahle,
- Ring,
- Pinzette,
- Zahnstocher,
- Schere,
- Mehrzweckhaken (Paketträger),
- Fischentschupper mit
- Angellöser,
- Lineal,
- Nagelfeile mit
- Metallfeile und
- Nagelreiniger sowie
- Metallsäge,
- Schraubendreher 2.5mm,
- Holzmeißel und Schaber,
- Kombizange mit
- Hülsenpresser und
- Drahtschneider,
- Kreuz-Schraubendreher,
- Lupe,
- Druckkugelschreiber,
- Stecknadel,
- Nadelöhr,
- Holzsäge.
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Das Victorinox SwissChamp ist zugeklappt 9,1 cm lang. Damit ist es ungefähr so groß wie herkömmliche legale Klappmesser, zum Beispiel wie das Spyderco UKPK.
Natürlich ist es sehr viel schwerer, dafür bekommt man weitaus mehr als eine Klinge. Und mit 187 Gramm ist es immer noch erträglich für ein EDC.
Das Victorinox SwissChamp im Detail
Das Victorinox SwissChamp ist ein kleines Wunderwerk. Über 200 Herstellungsschritte sind notwendig, um alle Werkzeuge in dieses Messer zu integrieren.
Lassen Sie mich damit beginnen zu betonen, dass alle Werkzeuge dieses Messer sehr gut sind – dass gilt jeweils für die Qualität, die Verarbeitung, aber auch für den Nutzen.
Ich möchte nun im Test fast alle Werkzeuge kommentieren und dann abschließend meine Highlights hervorheben.
Zwei normale Klingen
Die beiden Klingen sind die üblichen Victorinox Drop Points in rostfreiem Stahl.
Ich kann eigentlich nur zwei Dinge sagen: erstens sind sie funktional vollkommen in Ordnung. Die größere schneidet meinen Frühstücksapfel, mit der kleinen öffne ich den ersten Brief, der auf meinen Schreibtisch flattert, alles prima.
Zweitens finde ich überzeugend, wie schön scharf man diese Klingen schärfen kann – so richtig scharf nämlich und absolut leicht mit dem einfachsten Messerschärfer. Dieses Messer kann wirklich jeder schärfen.
Das finde ich einen riesengroßen Pluspunkt, der das Victorinox SwissChamp einmal mehr zu einem Multitool für Jedermann macht.
Schrauben schrauben
Das Victorinox SwissChamp hat vier Flachschraubendreher und einen Kreuzschraubendreher.
Hierbei sind vor allem der Mini-Schraubendreher hervorzuheben, mit dem ich gleich die winzigen Schrauben an meiner Sonnenbrille fester ziehen konnte.
Und der Kreuzschraubendreher ist auch sehr überzeugend, gerade im Vergleich zu meinem Leatherman, der mich in dieser Hinsicht herb enttäuscht hat. Denn ich muss ich leider sagen, dass letzterer schnell abgenutzt war und schließlich sogar brach.
Beim Victorinox SwissChamp war das bislang nicht der Fall, und erwarte auch in Zukunft keine Enttäuschungen. Und ich habe es ausprobiert und den Kreuzschlitz etwas gefeilt und geschliffen, so dass die Zacken auch nach einer Weile wieder richtig greifen, alles bestens.
Feilen, Sägen und Heimwerken
Rund um Haus und Garten kommt das Victorinox SwissChamp zum Einsatz. Klar, man hat daheim die ganze Werkzeugbank oder seine diversen Spezialwerkzeuge.
Aber manchmal muss es eben schnell gehen oder man hat keine Lust, den Werkzeugkoffer aus der Garage zu holen. Oder es macht einfach Spaß, alles mit dem einen Multitool zu bewerkstellen und es auszuprobieren. Ganz abgesehen davon, wenn man unterwegs ist. Also:
Was kann das Victorinox SwissChamp?
Das Lineal misst in Centimeter oder US-amerikanischen Inches, was ich sehr praktisch finde, da ich viele Bauanleitungen mit amerikanischen Maßen benutze. Das ist also ein weiteres Plus.
Die kleine Säge hilft dabei, kleinere Leisten zu stutzen oder dünnere Holzteile – ja, auch Zweige – zuzuschneiden. Auch gibt es eine kleine Feile – für Holz oder Metall – mit der ich die Sägefläche glätten kann.
Den Splitter, den ich mir dabei aus Versehen ziehe, kann ich mir leicht mit der Pinzette entfernen.
Auch eine Metallsäge gibt es. Ich probiere sie an einem dünnen Metallstab aus (ungefähr so dick wie eine normale Schraube). Ich möchte sicher nicht den ganzen Tag damit schneiden, aber für ein oder zwei Stäbchen ist das vollkommen ausreichend.
Die Lampe
Nein, das Victorinox hat keine Lampe. Ich bringe eine neue, einfache Lampe an. Nach der Bohrmaschine brauche ich nur noch mein Victorinox SwissChamp.
Es schneidet Kabel und isoliert diese ab. Damit kann man also schon einmal wunderbar die Lampe erden – der kleine Schraubendreher hilft dabei, die Kabel in der Lüsterklemme zu verschrauben.
Die Lüsterklemme muss vorher vom Riegel abgeschnitten werden. Das geht mit der guten Schere, mit der ich mir gleich aus versehen in den Finger schneide. Jawohl, die Schere ist scharf.
Und alle wissen es eigentlich: diese Schere ist das inoffizielle Highlight des Victorinox SwissChamp. Denn sie ist nicht nur scharf, sondern auch äußerst präzise. Also ist dieses grobe Schneiden der Lüsterklemme fast schon ein Sakrileg, ich hatte nur gerade keine Schablone zu schneiden, tut mir leid.
Aber zurück zur Lampe. Ich muss noch den Haken, an dem die Lampe aufgehängt wird, befestigen. Blöd, jetzt ist der Dübel ist in die Wand gerutscht – macht nichts, ich habe die Zange parat. Und die kann mir dann auch dabei helfen, den Haken festzudrehen.
Essen und Trinken
Ich komme nun zu einem meiner persönlichen Highlights, die mich doch überrascht haben.
Der Korkenzieher ist scharf und spitz, und das Gewicht und die etwas klobigere Griffigkeit des Victorinox SwissChamp helfen sehr gut, den Wein zu entkorken. Auch der Kronkorken ist sehr schnell entfernt.
Aber was mich wirklich überzeugt hat, ist der Dosenöffner. Nicht, dass Dosenfutter für mich wichtig wäre, aber mir gefallen die effektivsten Tools oft am besten.
Ich muss zugeben, ich bin ein großer Freund der ganz simplen und etwas gröberen Gangart, wenn es darum geht, Dosen zu öffnen.
Ich steche einfach in die Dose und schneide sie in einer Hebelbewegnung auf, ganz einfach. Ich brauche keinen Öffner mit Rädchen, kein sicheres Entfernen des Deckels ist für mich nötig.
Vor allem, weil diese Teile schnell kaputt gehen, vom Reinigen mal ganz abgesehen. Aber auch, weil mein Dosenöffner schon mindestens 30 Jahre gute Dienste geleistet hat und es immer noch tut, ohne dass ich ihn auch nur einmal geschliffen hätte.
Ich habe ihn von meinem Vater geerbt, der ihn als Teil seines Edelstahl-Bundeswehrbestecks bekommen hat. Dieser grobe Öffner ist nicht schön oder edel, aber ein Utensil, dass ich nicht mehr missen wollte.
Doch jetzt habe ich ein Multitool in der Hand mit einem Dosenöffner, der mit meinem heißgeliebten Werkzeug mithalten kann, und das, obwohl er recht winzig im Vergleich ist – beeindruckend, Victorinox!
Praktisches
Ich finde den Ring sehr praktisch, da ich ein Karabinerfreund bin und so ziemlich alles mit Karabinerhaken befestige (zB den Metallbecher am Rucksack meiner Tochter). Wie beim Dosenöffner gilt also auch hier – Funktion geht über Schönheit.
Und so kann ich das Victorinox SwissChamp während des Arbeitens, zum Beispiel beim Lampenaufhängen auf der Leiter, schnell an den Gürtel-Karabiner klicken und habe es ohne in meine Taschen greifen zu müssen immer gleich parat.
Zahnstocher
Ja, ja, wer kennt ihn nicht, den eierschalfarbenen Zahnstocher. Oder wie beim Victorinox SwissChamp die Stecknadel, den Pakethaken, Nagelreiniger und Feile, sowie den Kapselheber. Alles ist solide und funktional, keine Abzüge oder auch nur Kommentare, so unaufregend finde ich diese Elemente.
Aber dann finde ich doch noch zwei Dinge, die mich begeistern.
Ganz großartig finde ich die Lupe – nicht nur bei fortgeschrittenem Alter. So lässt sich der Splitter zum Beispiel noch besser entfernen. Aber ich habe es auch spaßeshalber ausprobiert: ja, man kann damit sogar auch ein Feuer machen.
Aber das Beste – das Allerbeste wie ich finde – kommt zum krönenden Schluss.
Der Victorinox Kugelschreiber
Warum um Gottes Willen der Kugelschreiber? Weil der immer fehlt.
Mit einem guten Taschenmesser und EDC kann man allerhand anfangen. Aber eines der wichtigsten Utensilien für unterwegs, das meines Wissens bei keinem anderen vergleichbaren Multitool vorhanden ist, ist etwas zu schreiben.
Eine Schreibunterlage findet sich schnell – ein alter Briefumschlag, eine Papierserviette, selbst der Handrücken kann klassischer Weise herhalten – was oft fehlt, ist der Stift.
Nun mag der eine oder andere einwerfen, dass kein Mensch mehr mit der Hand schreibt, dass man schon alles mögliche mit dem Smartphone machen kann, dass diese Kulturtechnik komplett ersetzbar ist. Zum Beispiel muss ich mir keine Notizen machen, sondern kann etwas einfach abfotografieren. Oder der Frau, die ich in der Bar anspreche, kann ich meine Nummer gleich in ihr Handy diktieren.
All denjenigen gebe ich drei Dinge zu bedenken.
- Erstens hat es weitaus mehr Stil, mit der Hand eine Notiz zu verfassen.
- Zweitens kann man zusammen mit dem Lineal im Victorinox SwissChamp entsprechende Markierungen vornehmen (das kann das Handy eben nicht).
- Und drittens wollen wir nicht die größte Ironie an den Smartphones vergessen. Entweder, man hat sie konstant am Ladekabel (von wegen Schnurlos) oder sie sind eben aus, weil sie mittlerweile das Tagesvolumen des Kernkraftwerks Neckarwestheim verbrauchen.
Wohl dem also, der ein Victorinox SwissChamp besitzt und der Dame oder dem Herren seine Nummer auf einen Bierdeckel kritzeln kann.
Fazit
Ich bin überzeugt, und das war harte Arbeit. Aber das Victorinox SwissChamp ist mein absoluter Multitool-Favorit.
So gern ich mein ESEE 6 zum Briefe öffnen verwende, jetzt mal ehrlich: praktisch und effizient geht anders.
Natürlich kann das Victorinox SwissChamp keinen Werkzeugkoffer ersetzen, und es ist sicher auch kein Bushcraft-Messer. Aber das, was es verspricht, wird auch auf sehr gutem, Qualitativ hochwertigem Niveau eingelöst.
Hier meine persönlichen Highlights des Victorinox SwissChamp im Überblick.
- Schweizer Markenprodukt,
- Fantastisches Preis-Leistungsverhältnis,
- Leicht und ultrascharf zu schleifen,
- Dosenöffner einer der besten auf dem Markt,
- Favoriten: Dosenöffner, Stift, Schere, Zange, Lupe, Lineal mit Zentimeter und Inches.
Das sind, wohlgemerkt, meine persönlichen Highlights. Ich bin mir sicher, dass sich auch Liebhaber des Kapselhebers finden lassen. Überhaupt ist es schwer, bei diesem roten Klassiker von seinen nostalgischen Gefühlen zu abstrahieren und ganz nüchtern und sachlich zu urteilen.
Doch die einzelnen Funktionen konnten mich tatsächlich überzeugen, wenngleich ich normalerweise skeptisch gegenüber Multitools oder 2-in-1 Produkten bin.
Am meisten begeistert mich hierbei nämlich nicht die einzelnen Funktionen an sich, sondern wie viele von den Funktionen tatsächlich in einem Tool verborgen sind. Zum Beispiel die Kombizange mit Hülsenpresser und Drahtschneider. Das ist teilweise kongenial gelöst, und das macht Spaß. Aber ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass das Victorinox SwissChamp dadurch immer noch gut handhabbar und relativ schmal bleibt.
Von meiner Seite gibt es ausnahmsweise eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Das Victorinox SwissChampein ist Multitool und Geschenk für Jedermann, gerade bei einem Preis unter 50 Euro.
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Welches ist Ihr Lieblings-Victorinox? Bevorzugen Sie das Huntsman oder das SwissChamp?