Ein Brooks Sattel ist der Mercedes unter allen Fahrradsitzen. Doch bis der legendär bequeme Sitzkomfort spürbar wird, verlangt das gute Stück viel Aufmerksamkeit und sorgfältige Pflege. Ist das richtige Einfahren wirklich so schmerzhaft? Passt der Brooks Sattel nach dem Einfahren auch bestimmt zu mir? Probieren Sie es einfach mit unseren Tipps!
Brooks Sattel einfahren in 5 einfachen Schritten
1. Der Brooks Sattel bei Lieferung
Wenn Sie den Brooks Sattel zum ersten Mal in Händen halten, zeigt er seine hohe Qualität mit dickem, hartem Kernleder in handwerklich perfekter Fertigung. Beim darauf Klopfen gibt die Sitzfläche ein helles, hartes Geräusch ab.
Bei Kernleder handelt es sich um pflanzlich gegerbtes Rindsleder, dass eine Stärke bis zu 5 mm aufweist. Günstige Sattelmodelle hingegen werden aus zwei verbundenen dünnen Lederlagen hergestellt.
2. Vor der ersten Ausfahrt
Der Brooks Sattel kommt “trocken” an. Seine Sitzfläche ist noch rutschig, doch am Anfang tut das wenig zur Sache.
Zuerst ist gründliches Einfetten der Unterseite angesagt, oben auf die Sitzfläche kommt nur ein Hauch Fett.
Der Hersteller legt eine Probe Proofide Pflegemittel bei, die aus pflanzlichen Inhaltsstoffen genau auf das Sattelleder abgestimmt ist.
Nach dem äußerst akribischen Einfetten benötigt der Sattel einen Tag, damit sich das Pflegemittel mit dem Leder verbindet. Ein sonniger Platz fördert den Vorgang.
3. Den Brooks Sattel anbauen
Montieren Sie den Sattel auf die benötigte Höhe und richten ihn mithilfe der Wasserwaage waagerecht aus. Fahren Sie die erste kleine Runde, bis sich die Sitzknochen melden. Bis sich die Mulden in der Satteldecke bilden, sind viele Fahrten notwendig.
Das Einfetten sollten Sie erst wiederholen, wenn sich die Sattel Unterseite trocken anfühlt. Es reicht, nur die Stütze auszubauen und den Sattel von unten zu fetten.
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4. Wie lange dauert die Einfahrzeit?
Geht man nach Erfahrungswerten, liegen die Zeiten zwischen 400 km und über 1000 km. Aufgrund verschiedener Faktoren kann es keinen allgemein gültigen “Fahrplan” geben.
Tipp: Bei warmen Temperaturen formt sich die Satteldecke schneller als bei Kälte.
Daneben spielen das Fahrergewicht, die Häufigkeit und Länge der Ausfahrten eine Rolle. Richtig einfahren verlangt Zeit, doch diese schonende Methode ist sicher. Bis die Lederfasern gebrochen sind, sind Geduld und gutes Sitzfleisch gefragt.
5. Lohnt schnelles Einfahren?
Falls Sie von Methoden gehört haben, womit sich der Brooks Sattel schnell einfahren lässt, gehen Sie den risikoreichen Weg.
- Beliebt ist das Tränken in Lederöl, indem eine Form aus Alufolie um den Sattel gelegt wird, um mit weniger Öl alle Flächen zu erreichen. So soll ein sehr dicker Ledersattel wie der Brooks Professional bereits nach 300 km Einfahrzeit geschmeidig sein. Den Preis für die schnelle Tour zahlen ungeduldige Anwender mit deutlich kürzerer Lebensdauer des Leders.
- Ziemlich zweifelhaft finden wir, den Sattel in kochend heiße starke Seifenlauge einzuweichen, ihm danach eine Plastiktüte überzustülpen und in nassem Zustand einzufahren.
- Ähnlich radikal ist die Backofen Methode, wonach der eingefettete Sattel bei 60 Grad in der Röhre “reift”. Davon raten wir dringend ab, da das Leder schon oft genug skurrile Formen angenommen hat.
- Weich klopfen mit einem Gummihammer soll die Lederfasern brechen. Dies klappt wohl, doch von individueller Passform werden Sie wohl absehen müssen.
- Überfetten leiert das Leder unwiederbringlich aus. Ein neuer Sattel wird meist nach 200, 500 und 1000 Kilometern von unten nachgefettet. Später reicht es aus, zweimal pro Jahr Proofide aufzutragen.
Fazit
Gut Ding will Weile haben: Dies gilt besonders, um einen hochwertigen Brooks Sattel einzufahren. Radler, die alle Hersteller Tipps befolgen, genießen Jahrzehntelang bequemen Sitzkomfort. Alle anderen haben Erfahrungen gesammelt.