Das E-Bike reagiert nicht mehr – wo soll man mit der Fehlersuche beginnen? Die elektronische Schaltzentrale ist der Controller. Hier gehen Sensorimpulse ein und Schaltbefehle an Akku und Motor aus. Steckt hier ein Defekt in den Kabelverbindungen oder sind nur die Magnete verschoben? Ist das E-Bike Steuergerät defekt? Mehr dazu im Beitrag.
Ist das E-Bike Steuergerät defekt?
Die Vorgänge rund um das Steuergerät sind sehr komplex. Zwecks Eingrenzung der Fehlerquellen sollten Sie zuerst alle zusätzlichen Anbauteile abklemmen, bis nur noch die unbedingt benötigten Komponenten übrig sind. Die Störungen erzeugen typische Fehlerbilder, von denen ich später einige aufliste.
Gehen Sie wie folgt vor:
- Bremsen vom Controller abklemmen – Läuft das E-Bike jetzt? Der Auslöser ist der defekte Bremskontakt. Bedenken Sie, dass ein Kurzschluss das gesamte System lahmlegt. Läuft das E-Bike nicht? Dann lassen Sie die Bremsen abgeklemmt und fahren mit der Fehlersuche fort.
- Den Pedalsensor abklemmen – Soweit der Fehler nicht direkt auf einem defekten PAS-Sensor beruht, testen Sie mit dem Gasgriff oder dem Schalter für die Unterstützungsstufe die Motorfunktion.
- Ein Multimeter bereitlegen – Überprüfen Sie systematisch den Stromfluss an den verschiedenen Zuleitungen. Ideal ist die Möglichkeit zu Kreuzproben, beispielsweise testen Sie in einem anderen E-Bike, ob Ihr Akku dort funktioniert.
Multimeter
ANSEHEN*
E-Bike Steuergerät defekt – Beschreibungen typischer Fehlerbilder
LEDs am Controller leuchten, doch der Motor dreht sich nicht
Vorausgesetzt, alle Kabelverbindungen sind intakt, ist möglicherweise doch der Controller defekt. Messen Sie dessen Leistungsaufnahme.
Diese sollte 3 Watt betragen, wovon jeweils ein Watt auf den Controller, das Bedienteil bzw. Gasgriff sowie die Hallsensoren entfallen.
Liegen deutlich mehr Watt an, liegt ein Problem am Controller vor.
Falls die Ruheleistung stimmt, ist das Bedienteil ein Kandidat:
Demontieren Sie es und legen ca. 3,8 Volt an dem zugehörigen (weißen Kabel) Controller-Eingang an, um manuelles Vollgas zu simulieren:
- Dreht sich der Motor, ist das Bedienteil defekt.
- Bleibt der Motor trotz richtiger Ruheleistung reglos, kommen die Hallsensoren im Motor infrage.
Der Motor macht ein Geräusch wie Getriebeschaden
Ein mechanischer Getriebeschaden kündigt sich über längere Zeit im Voraus an, während ein plötzlich auftretendes Geräusch auf einen elektrischen Fehler hindeutet.
Meistenfalls liegt ein Wackelkontakt an einem Stecker vor.
Abhilfe: Überprüfen Sie alle Kabelverbindungen auf festen Sitz sowie Feuchtigkeit im Bedienteil.
Der Motor läuft kurz an und brummt dann nur noch
Überprüfen Sie den Anschluss der Hallsensoren und führen einen Test durch:
Schließen Sie Controller und Motor an den Akku an und drehen den Motor langsam gegen die Laufrichtung:
Es sollte ein Widerstand spürbar sein.
Messen Sie an allen Hallsensoren einzeln die Volt:
Die Spannung sollte pro Umdrehung bis 46 Mal rasch zwischen 0 und 5 Volt pendeln.
Bleibt das aus, ist der Hallsensor defekt.
Falsche Anschlüsse zerstören Controller
Ein verpolt angeschlossener Akku ‘tötet’ den Controller sofort, wenn nicht ein intelligentes BMS durch Einsetzen der Schmelzsicherung vor Schaden bewahrt.
Eine defekte Motorwicklung kann einen Kurzschluss zwischen zwei Motorphasen auslösen.
Auch Kurzschlüsse durch schadhafte Ummantelung des Motorkabels, insbesondere am Kabelende, treten auf. Isolieren Sie blanke Stellen mit Schrumpfschlauch. Der Kontakt zwischen Akku und einem anderen Kabel eines Bedienteils mit LED-Anzeige kann sofort den Controller kurzschließen.
Motor dreht sich ohne Kraftübertragung auf die Nabe
Hier ist der Freilauf aufgrund blockierter Klinken schadhaft. Bastler bauen das Getriebe aus und machen den erwärmten Freilauf durch Schläge mit dem Gummihammer wieder gängig. Besser ist es, vom Fachmann das Getriebe austauschen zu lassen.
Motor wird lauter
Wird der Antrieb mit 36 Volt gefahren, verstärkt sich die Geräuschkulisse und es beginnt zu ruckeln, liegt es wohl an den strapazierten Planetenrädern des Getriebes. Tauschen Sie die Teile aus.
Der Motor blockiert und bockt
Ungleichmäßiger, lauter Lauf deutet auf eine Störung durch die Scheibenbremse hin. Die Schrauben der Scheibenbremse dürfen maximal 5 – 7 mm in das Motorinnere hinein ragen. Die Schraublöcher sind offen, sodass zu lange Gewinde am Motor schleifen.
Problem durch den Pedalsensor
Der Controller beschleunigt über den Pedalsensor, aber nicht über die Bedieneinheit: Treten Sie die Pedale rückwärts. Funktioniert es nun, drehen Sie die Bremsscheibe oder die Magneten einfach um. Andernfalls montieren Sie den Sensor exakter, sodass er nur 1 mm Abstand aufweist. Oder entfernen Sie von einer 8-er Scheibe zwei Magneten, mit vier Magneten ist die Treterkennung weniger heikel.
Hilft das nicht, messen Sie die Stromversorgung. Sie sollte etwa 5 Volt zwischen Rot (+) und Schwarz (Masse) betragen. Bauen Sie notfalls den Sensor aus und führen ihn in angeschlossenem Zustand am Magneten vorbei. Schaltet er, war die vorherige Drehrichtung falsch, passiert nichts, ist der Sensor defekt.
Ursachen für einen Defekt des Steuergeräts
Ein defekter Controller am E-Bike lasst sich möglicherweise auch auf einen der nachfolgend genannten Auslöser zurückführen:
- Nässe: Manche Controller sind unter dem Motor montiert. Diese ungünstige Platzierung kann bei Regen, Durchfahren von Pfützen, Schneefall oder bei unvorsichtigem Waschen zu Kurzschluss führen
- Überhitzung: Unter hoher Last können Temperaturen am Motor auftreten, die maximale Betriebstemperaturen überschreiten. Der möglicherweise vorher schon instabile Controller kann total ausfallen.
- Mechanische Beanspruchung: Ständige Vibrationen oder Stöße bei Geländefahrten können das Steuergerät beschädigen. Gehen Sie zunächst den Gründen für die Vibrationen auf dem Grund
- Alterung: Komponenten, die unter hoher Belastung stehen, verschleißen früher. So ist es auch bei einem Controller. Entwickeln Sie Ihren Fahrstil weiter und achten auf frühes Schalten in kleinere Gänge. Wenn das E-Bike schon mehrere Jahre in Betrieb ist, tritt normaler Verschleiß an allen Komponenten auf
- Herstellungsfehler: Controller werden in großen Stückzahlen produziert. Ein geringer Prozentsatz wird fehlerhaft verlötet oder bei der Verkabelung ist eine Verwechslung passiert. Qualitätskontrollen führen globale Unternehmen oft nur stichprobenweise durch. Dieser Fall wird in der Regel von der Garantie abgedeckt.
Wie kann man ein defektes Steuergerät reparieren?
Ein ausgefallener Controller ist nicht unbedingt defekt:
- Überprüfen Sie jede Kabelverbindung an beiden Enden, ob sich in den Steckern Feuchtigkeit oder Korrosion gebildet hat. Trocknen Sie die Kontakte und sprühen Kontaktspray auf
- Testen Sie den Akku: Messen Sie an den Kontakten die Spannung und versuchen Sie, die Kapazität voll aufzuladen. Führen Sie sicherheitshalber einen Akku Reset durch
- Möglicherweise ist eine Sicherung durchgebrannt? Im Akku befinden sich zwei Sicherungen. Schauen Sie in der Bedienungsanleitung nach, wo noch im System weitere Sicherungen verbaut sind.
- Ist die Firmware auf dem aktuellen Stand? Rufen Sie auf der Hersteller-Webseite die gültigen Software-Versionen auf und lassen gegebenenfalls beim Händler ein Update ausführen
- Die Sensoren überprüfen: Drehen Sie die Kurbel und beobachten, ob das Display die Anzeige korrekt wiedergibt
Alle weiteren Maßnahmen sollten Sie von Ihrer Werkstatt abklären lassen. Innerhalb von zwei Jahren nach Kauf ersetzt der Hersteller die defekte Komponente.
Vorbeugende Maßnahmen
Folgende Maßnahmen können helfen, einen Defekt des Controllers zu vermeiden.
- Wartungen regelmäßig durchführen (lassen). Abweichungen elektronischer Komponenten kann ein Fachbetrieb möglicherweise mithilfe einer professionellen Diagnose frühzeitig lokalisieren, bevor ein Defekt eintritt
- Vermeiden Sie Extrembelastungen, die über die E-Bike Kategorie hinausgehen, insbesondere Sprünge und riskante Manöver im Gelände. Verzichten Sie bei extremer Hitze und Kälte auf das E-Bike oder stellen Sie es bei unvermeidbaren Fahren anschließend witterungsgeschützt unter
- Nässe ist der größte Feind von E-Bikes: Umfahren Sie große Pfützen und schützen das Innenlager durch Einlegen spezieller Filzdichtungen, die mit einer großzügigen Schmierfettpackung Wassereintritt in den Motor erschweren
- Vorsichtig mit dem E-Bike umgehen: Elektronik kann schon nach einem einzigen Umfallen auf dem Parkplatz beschädigt werden. Weitere Fehler sind Überschreiten des maximalen Systemgewichtes und das Einlegen zu schwerer Gänge im Turbo-Modus an steilen Steigungen
- Verwenden Sie ausschließlich Originalteile, speziell ein günstiger No-Name-Akku ohne Schutzmechanismen sorgt für elektronische Fehler
Verzichten Sie auf Manipulationen zwecks “Optimierung” der Geschwindigkeit. Auch vorher schnell ausgebaute Tuning-Chips erfasst das Diagnose-Protokoll, wodurch die Garantie und die E-Bike-Versicherung erlöschen.
Kosten für die Reparatur oder den Austausch
Die Reparaturkosten für einen Controller berechnen Werkstätten nach Arbeitswerten. Ein AW beträgt 6 Minuten, den Tarif legt die Werkstatt selbst fest. Aktuell liegt ein AW zwischen 8 und 10 Euro je nach Standort. So kommen schnell 50 bis 200 Euro zusammen.
Bei einem Austausch des defekten Steuergerätes kann die Rechnung auf mehrere hundert Euro steigen. Das Problem ist, ein kompatibles Ersatzteil auf dem Gebrauchtteilemarkt zu finden.
Im Internet werden ausschließlich unzählige Varianten asiatischer No-Name-Controller angeboten, die Sie keinesfalls an einem Marken E-Bike verbauen sollten – akute Brandgefahr!
Da die Sicherheit durch ein unpassendes Ersatzteil nicht mehr gewährleistet ist, sind Sie nur bei einer Fachwerkstatt auf der sicheren Seite, die den defekten Motor wahrscheinlich zum Händler einschickt. Selbst reparieren sollten Sie grundsätzlich nur mechanische Komponenten.
Fazit
Bei jedem Bike ist die Ausgangslage anders. Es kommt vor, dass der Controller nicht der Täter ist, sondern zum Opfer wird. Ich wünsche Ihnen, dass die Fehleranalysen neue Denkanstöße liefern und zur Lösung des Problems beitragen.