Bevor wir zum Praxistest des Ka-Bar USMC Messer übergehen, möchte ich Ihnen eine kurze Geschichte erzählen, wie ich bei diesem Ka-Bar Messer gelandet bin.
In einem früheren Beitrag diskutierten wir ausgiebig über die Notwendigkeit eines Überlebensmessers in unserer Ausrüstung, und haben auch eine Liste der Dinge zusammengestellt, die man bei der Wahl eines guten Überlebensmessers beachten sollte.
Ich wusste, dass ich ein echtes Mehrzweckmesser als Überlebenswerkzeug wollte, und nicht nur ein Hollywood-inspiriertes, verchromtes, testosteron-triefendes, „Wannabe“ taktisches Messer, und ich wusste dass ich nicht mehr als 100 € ausgeben wollte. Ich hatte mir andere, teurere Optionen angeschaut und festgestellt, dass sie nichts Besonderes anbieten, was die Kosten rechtfertigt.
Anfangs wollte ich auch etwas, das etwas weniger brachial ist und ein geringeres Gewicht hat, habe mich dann aber anders entschieden. Ich hatte mir eine Vielzahl von großen Messern angesehen, entschied aber, dass ein großes Bowie-Messer (ich erinnere mich nicht an die Marke) oder eine Ka-Bar Big Brother mit einer 25 – 30cm langen Klinge dann doch zu groß waren.
Am Ende entschied ich mich für das USMC Messer (Made in USA) in schwarz, mit dem synthetischen Kautschuk Kraton G Griff anstelle der traditionellen USMC Version des Messers mit Ledergriff, die etwas teurer war. Die beiden Ka-Bar Messer sind bis auf dieses Detail absolut gleich.
Diesmal entschied ich mich auch für einen Teilwellenschliff, obwohl ich normalerweise kein großer Fan davon bin, aber man muss auch mal abseits der gewohnten Wege gehen, um vielleicht etwas Neues über sich zu erfahren.
Dennoch werde ich in diesem Test über beide Klingenvarianten sprechen.
Ka-Bar USMC Messer im Test
Also, wie schlägt sich das KA-BAR USMC Messer mit Teilwellenschliff?
Ich bin sehr zufrieden mit der allgemeinen Qualität des USMC KA-BAR. Die Pulverbeschichtung ist gleichmäßig, die Klinge messerscharf und die Verarbeitung exzellent. Die schlichte Lederscheide beim KA-BAR mit der glatten Klinge ist definitiv Old-School, aber ich kann mir ehrlicherweise ein Messer mit einer solchen Geschichte nur in einer Lederscheide vorstellen.
Es lohnt sich zu bedenken, dass das KA-BAR USMC-Kampfmesser als kostengünstiges, in Massenproduktion hergestelltes Militärmesser konzipiert wurde. Es ist kein Vitrinenmesser, sondern ein Überlebensmesser, das bis heute noch in Kriegsgebieten eingesetzt wird.
Im Laufe der Jahre wurde der Stahl im KA-BAR auf 1095 Cro-Van aufgerüstet, aber das Messer bleibt gegenüber dem Original weitgehend unverändert. Es ist ein Full-Tang-Messer, wenn auch mit schmalem Erl (auch Rattenschwanzerl genannt).
Feststehende Klinge
Die feststehende Klinge des KA-Bar Messers ist 17,78 cm lang, und die Gesamtlänge des Messers beträgt 29,84 cm bei einem Gewicht von 294 g – das ist schön wuchtig, ohne zu schwer für den täglichen Einsatz zu sein.
Das USMC KA-BAR hat das klassische Bowie-Messerprofil. Bowies sind Kampfmesser mit großer Klinge, die über eine Clip-Spitze und eine ausgeprägte Parierstange am Griff verfügen.
Der Rücken einer Clip-Point-Klinge hat einen charakteristischen „Clip“ am Keil in der Nähe der Spitze. Der Clip Point selbst ist nicht scharf, aber abgeschrägt, um das Eindringen in taktische Situationen zu erleichtern.
Ein Clip Point hat seine Vor- und Nachteile:
- ausgezeichnete Penetrationsfähigkeit
- ausgezeichnete Schnittfähigkeit
- Feine Klingenspitze zum Bohren oder für präzise Arbeiten
- die Spitze neigt bei hoher Belastung eher zum Brechen (verglichen mit Drop-Point), Sie sollten mit der Spitze also keine zähen Konservendosen aufhebeln
- weniger geeignet zum Ausnehmen von Wild
Flachschliff? Eher Säbelschliff
KA-BAR sagt, dass die Klinge des USMC-Kampfmessers ein Flachschliff sei. Das ist meiner Meinung nach technisch nicht korrekt. Es ist eigentlich ein Säbelschliff, da sich die Klinge erst etwa auf halber Höhe des Rückens zu verjüngen beginnt. Ein flacher Schliff beginnt sich vom Rücken aus zu verengen.
Säbelschliffe bieten aus technischer Sicht wohl die stärkste Klinge. Dies liegt daran, dass sie weiter unten an der Seite des Messers eine größere Klingendicke beibehalten, was wiederum zu mehr Festigkeit führt.
Glatte Klinge vs Teilwellenschliff
Viele Messerpuristen bevorzugen eine glatte Klinge. Ich gehöre in den meisten Fällen selbst zu dieser Gruppe. Teilwellenschliff ist praktisch, wenn Sie mit zähem Material, wie Seile, Knochen und Knorpel, arbeiten.
Fulltang / Vollerl
Das Full-Size Ka-Bar verfügt über einen durchgehenden, vollständig in den Griff eingelassenen Erl.
Guter Griff
Der synthetische Kautschuk Kraton Griff gibt beim Greifen ein solides Gefühl, und der Griff verfügt über einen ausgeprägten beidseitigen Handschutz, der sich jeweils um mindestens 1,27 cm vom Griff her nach oben und unten erstreckt.
Die Grifflänge ist mit 12,7cm guter Standard – nicht zu kurz für große Hände und nicht zu lang für kleine Hände – genau richtig für ein EDC und Outdoormesser.
Klingenstahl – Kohlenstoff- oder Edelstahl
Das Ka-Bar USMC Messer ist aus Cro-Van Stahl (Chrom und Vanadium) hergestellt, auch bekannt als Sharon Steel Co. 170-06, 1095 Cro-Van oder 1095CV. Der Cro-Van Stahl wurde auf 56-58 HRC auf der der Rockwell-Härteskala gehärtet.
1095 Cro-Van-Stahl ist einer der besten Allround-Stähle für eine moderne feststehende Klinge. KA-BAR fügt Chrom und Vanadium für zusätzliche Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit hinzu. Die pulverbeschichtete Klinge hält auch bei starker Beanspruchung eine sehr scharfe Kante und bleibt dabei leicht zu schärfen.
Das Design der Klinge
Das Ka-Bar Messer für das ich mich entschieden habe, hat einen Teilwellenschliff (16,51cm Flachschliff + 4,44cm Wellenschliff). Die Klinge hat einen geraden Rücken und eine, typisch für viele Bowie Messer, eine leicht konkave Clip-Point Spitze mit einer ungeschliffenen zweiten Schneide zum besseren Einstechen.
Die ursprünglichen US Marine Kampfmesser hatten eine scharfe zweite Schneide, was allerdings den zivilen Gebrauch sowohl in den USA, als auch in Deutschland stark einschränkte. Daher hat Ka-Bar diese Variante mit einer stumpfen Zweitschneide entwickelt.
Das Full-Size Ka-Bar USMC Messer besitzt eine 6,35cm lange Hohlkehle.
Im Gegensatz zu der Meinung vieler Messerfreunde, dient die Hohlkehle nicht dazu, dass beim Einstich das Blut des Gegners oder des Tiers abfließen kann.
Die Hohlkehle des Ka-Bar USMC Messers dient drei Hauptzwecken:
- Sie stabilisiert die Klinge auf ähnliche Weise, wie ein „Doppel-T-Stahlträger“, der stabiler ist, als ein normaler Stahlträger.
- Sie reduziert das Gewicht große Klingen, obwohl es in diesem Fall vernachlässigbar wäre
- Beim Einstechen in weiches Gewebe sowie beim Schneiden entsteht ein Ansaugeffekt, der die Klinge festhält. Die Hohlkehle reduziert diesen Effekt.
Die Klingenlänge übersteigt mit ~17cm die erlaubte Länge nach Waffengesetz – allerdings war mir von Anfang an klar, dass eine solche Klinge nur bei berechtigtem Interesse geführt werden darf. Wer kein solches Interesse vorweisen kann, darf das Ka-Bar immer noch im eigenen Garten oder zu Hause benutzen.
Die Klinge ist mit einer Dicke von 0,41cm ausreichend robust.
Eher ein Überlebensmesser, als ein Taktikmesser
Das Black Ka-Bar Messer, sowie die anderen Full-Size Versionen des historischen Marine Kampfmessers, ist eigentlich mehr ein robustes und vielseitiges Werkzeug, als ein spezialisiertes taktisches Messer für Kampf- oder Rettungszwecke konzipiert.
Schwarze oder Braune Lederscheide
Die Scheide, die mit dem Messer kam, ist eine gewöhnliche schwarze Lederhülle. Nichts Besonderes.
Die Scheide hat eine sehr große Schleife die zu jedem Gürtel passen sollte und kann, wenn man den will auch an das Bein geschnallt werden.
Ich habe das Messer bisher noch nicht im Regen benutzt, denke aber, dass ich die Hülle am Besten mit einem Imprägnierspray bearbeiten werde, damit das Leder nicht aufweicht oder schimmelt.
Rein von der Verwendung her, ist eine Kydex-Scheide auf jeden Fall praktischer.
+ Ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis
+ Hochwertiger 1095-Stahl
+ Toller, martialischer Look
+ Full Tang
+ Ein Stück echter, amerikanischer Geschichte
– Es gibt bessere Überlebensmesser (siehe ESEE 6)
– Die Originalversion mit Ledergriff ist Empfindlich für Feuchtigkeit
– Der Erl ist nicht sonderlich dick
Würde ich das Ka-Bar USMC Messer wieder kaufen?
Wenn ich es alles noch einmal machen könnte, würde ich das Full-Size Ka-Bar Messer kaufen? Ja, vor allem für den Preis. Ich habe das Ka-Bar Messer für unter 100 Euro gekauft. Der Preis mag sich zwischenzeitlich geändert haben, aber zu diesem Preis war es mir wert. Weiterhin gibt es den Teilenwellenschliff mittlerweile auch mit Kydex-Scheide.
Mein Ka-Bar Messer war bereits bei Anlieferung sehr scharf, ich habe es trotzdem ein paar Mal am Lederriemen abgezogen. Ich habe damit ein Paar Holzklötze gespaltet, Fisch verarbeitet und einige weitere Sachen im Haus erledigt – die Schneide war immer noch tipptopp.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Ka-Bar USMC Messer jede Aufgabe meistert, sich aber nicht immer gut anstellt. Ein Allzweckmesser eben.
Lässt sich damit Holz für ein Lagerfeuer machen? Ja, aber ich würde lieber ein Beil benutzen.
Kann ich damit ein Wildschwein aufbrechen? Sicherlich, aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich ein spezielles Messer nehmen.
Kann ich damit…? Ja, ja und ja – die Liste kann ich endlos fortführen.
Fakt ist, das Ka-Bar ist ein grundsolides Messer, ein Alleskönner, aber kein Spezialist.
Wie es zu dem Namen Ka-Bar kam
Die Ka-Bar Website erzählt eine lustige kleine Geschichte darüber, wie das Ka-Bar Messer seinen Namen bekam. Ein alter Trapper schrieb in seinem Tagebuch, dass seine Waffe geklemmt hat, nachdem er einen Bären angeschossen hatte.
Der Bär hat ihn daraufhin offenbar angegriffen, aber er war in der Lage, den Bären mit seinem Messer zu überwältigen und zu töten. Wenn man dieser Geschichte Glauben schenkt, dann stand in seinem Tagebuch als einzig Leserliches nur „K a Bar“, woraus sich ein „Killed a Bear“ weiterspinnen lässt.
Das Unternehmen Ka-Bar produziert immer noch ihre legendären Ka-Bar Messer für das Militär und die Marine. Die Messer stehen mittlerweile als eine eigene Messerkategorie da – hier und da findet man ein „Ka-Bar Messer“, das gar nicht von Ka-Bar produziert wurde.