Kershaw Cryo Taschenmesser im Test

Das Kershaw Cryo Klappmesser ist ein echter Gewinner. Und das im buchstäblichen Sinne. Unter anderem wurde es 2012 von der Zeitschrift Blade zum „Best Buy“ gekürt.

Und damit sind wir auch schon beim hervorstechendstem Merkmal. Soviel Design, Qualität und Funktionalität für einen spektakulären Preis (46 Euro beim Schreiben des Artikels) bietet kaum ein EDC-Messer. Auch wenn ein gutes Preis-Leistungsverhältnis für Messer aus dem Hause Kershaw fast schon Programm ist, wird mich das Cryo selbst für eine echte Empfehlung erst noch überzeugen müssen.

Kershaw Cryo – So sehen Sieger aus

Kershaw Cryo

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Auf jeden Fall überzeugt der Look. Der bekannte Messerdesigner Rick Hinderer legte mit dem Kershaw Cyro ein Einhand- und Klappmesser vor, das durch seine Titan-Carbonitrid Beschichtung einfach cool aussieht.

Man kann wohl sagen, dass dieses Design eine gelungene Abwechslung zum Kershaw Standard bietet. Vor allem, da das ganze Messer inklusive der Griffe aus Edelstahl besteht. Das Kershaw Cryo hat also nicht die typischen FRN Griffe in schwarz.

Außerdem ist das Titan-Finish nicht nur auf den Griffen, so dass das Messer auch auf im geschlossenem Zustand Eindruck schindet, auch die Klinge ist mit Titan beschichtet.

Positiv ist auch das offene Design des Kershaw Cryo. Wasser oder sonstige Verunreinigungen können einfach durchrauschen. Dadurch ist es auch leichter zu reinigen.  Auch hier gibt es ein optisch ansprechendes Zusammenspiel von grauem Titan und den schwarzen Pins und Nuten.

Alles ist abgerundet und abschließend gestaltet. Wie ich auch im Folgenden immer wieder feststelle, ist auch das ein Fall von perfekter Abstimmung von Design und Funktionalität, von Robustheit mit edler Optik. Hut ab, Kershaw, vor allem bei dem Preis!

Details und erster Eindruck

Das Kershaw Cryo ist nicht sonderlich groß, mit gerade einmal einer Gesamtlänge von 16,5 cm (bzw. 9,5 cm im geschlossenen Zustand) und einer Klingenlänge von 7,0 cm. Für ein EDC ist das vollkommen ausreichend.

Allerdings fällt in diesem Zusammenhang das Gewicht auf, gerade wenn man es mit anderen Messern der gleichen Kategorie und Preisklasse vergleicht. Das Kershaw Cryo ist mit 16,5 cm kleiner, aber mit 118 Gramm auch schwerer als zum Beispiel das Spyderco Tenacious.

Aber wie kann das denn sein? Gerade auch, weil gleichzeitig sofort ins Auge springt, dass das Kershaw Cryo wunderbar flach ist. Für seine 0,1 cm „Breite“ ist sicherlich das Frame Lock, die Griffschalen-Verriegelung, verantwortlich.

Zurück zum Gewicht: Wahrscheinlich liegt es eben an den Edelstahl-Griffen, die im Gegensatz zu G10 zum Beispiel etwas mehr auf die Waage bringen. Ich werde im Test näher auf diese besondere Konstruktion und die Funktionalität eingehen.

Die Klinge

Die Klinge und wie schon gesagt auch der Rest des Messers sind aus rostfreiem Edelstahl 8CR13MOV. Der Edelstahl, besonders mit der Titan-Carbonitrid Beschichtung, lässt die gerade Klinge ziemlich edel aussehen.

Die Drop Point Klingenspitze ist fein geschliffen, ideal für feinere detailliertere Arbeiten, aber trotzdem robust genug. Ganz im Gegenteil, diese Klinge und Klingenspitze halten einiges aus. Man kommt gut mit der flachen Spitze hinter Material, um etwas zu lösen oder aufzuhebeln, aber dabei bleibt sie solide und unbeschädigt.

Außerdem zeigt sich die Klinge insgesamt bauchiger, so dass auch schwierigeres Material wie Leder oder Karton wunderbar gut geschnitten werden können. Einmal vernünftig geschliffen, bleibt sie auch nach etlichen normalen Schneide- und Schnitzarbeiten recht scharf. Sogar die Spitze, wenn ich etwa ins Holz bohre oder etwas aufhebel.

Der Test

Wie immer hat alles seine Vor- und Nachteile. 8Cr13MoV Stahl ist eben etwas weicher als, zum Beispiel, AUS-8, lässt sich aber entsprechend leichter schärfen. Aber genug der Mikro-Kritik auf hohem Niveau.

Denn machen wir uns nichts vor: die Klinge wie auch das gesamte Messer für diesen Preis ist ein sehr guter Kauf. Besser kann das Preis-Leistungsverhältnis kaum werden. Und in meinem Test habe ich keine Einschränkungen durch das 8Cr13MoV Material erlebt.

Ich habe circa 60 kleine Teile aus einem längeren Schiffstau geschnitten – kein Problem. Dann ein paar Kartons. Danach war die Klinge durch. Aber, wie vermutet, die Klingenschärfe war sehr leicht wieder herzustellen. Nur ein paar Mal über den Schleifstein, und weiter ging es.

Als nächstes kamen drei Holzleisten (Kiefer, also relativ weich), die zurecht geschnitzt wurden. Damit wollte ich die Schneide und das allgemeine Handling testen. Alles in allem war der Test sehr zufriedenstellend. Bei einem guten bis sehr gutem EDC-Messer mit diesem Preis kann man wirklich nichts sagen.

Speedsafe und Griffschalen-Verriegelung

Man kann das Kershaw Cryo entweder über die Daumenpins öffnen oder über den Flipper am Rücken. Das Kershaw federgestützte „Speedsafe“ System mit einer Kupfer-Legierung im Inneren lässt die Klinge schnell und ohne Reibungsverlust öffnen. Sagte ich öffnen? „Gleiten“ trifft es vielleicht besser.

Zum Öffnen ziehe ich den Flipper vor, der sich – formschön und im besten Design – am unteren Griff dann als Fingerschutz herausschiebt. Damit wird das Messer auch gleich etwas rutschfester und griffiger. Geniale Kombination aus Design und Funktion.

Die Daumenpins sind beidseitig angebracht, auch hier wurde an die Linkshänder (im Gegensatz zum Benchmade 890 Torrent) gedacht. Mir waren die etwas zu wackelig und ich bin der Meinung, dass man hier etwas Material (und vielleicht auch minimales Gewicht) hätte sparen können. Viel besser, schneller und eleganter geht es also über den Flipper.

Das Frame Lock, was mit den Griffschalen aus Edelstahl recht robust ist, funktioniert auch bei etwas anspruchvollerem Gebrauch. Es gibt ein minimales Spiel, aber die Klinge ist zentriert und alles ist sehr gut verarbeitet. Wenn die Klinge etwas Spiel zur Seite entwickelt, kann man die Schraube etwas anziehen, und schon sitzt alles wieder bombenfest.

Zusätzlich ist noch einen Hinderer Sicherheitsmechanismus für die Verriegelung installiert, damit diese bzw. das Material nicht überstrapaziert wird. Das ist ein ziemlich cooles und ungewöhnliches (da teures) Feature, das man vielleicht bei einem 400 Euro Messer, aber nicht bei diesem erwartet hätte.

Handling

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Also, stört das Gewicht des Cryos oder stört es nicht? Für ein EDC dürfte es sehr gut in der Hand liegen, und es gibt Leute, die gerade das schätzen. Die Funktionalität wird dadurch auf gar keinen Fall eingeschränkt.

Für bestimmte Arbeiten, die etwas mehr Kraft und Druck erfordern, mag das sogar von Vorteil sein. In diesem Fall scheint es fast eine Frage des Geschmacks zu sein, ich konnte jedenfalls keinen großen Vor- oder Nachteil erkennen.

Das Kershaw Cryo soll ein Allzweck-EDC sein, dass zum Camping wie auch zuhause für alle möglichen Arbeiten eingesetzt werden kann. Diese breit angelegte Funktionalität zeigt sich auch im eigenen Design, denn der Clip kann auf beiden Seiten an insgesamt vier Stellen befestigt werden.

Das bedeutet, man kann es rechts oder links tragen, mit der Klinge nach unten oder nach oben. Kurzum, es ist also für Rechts- wie auch für Linkshänder geeignet. Außerdem sitzt der Clip weit außen am Rand, so dass das Messer schön tief in der Hosentasche sitzt.

Griffe und Variationen

Zu guter Letzt jetzt also noch einmal zu den Griffen. Edel sind sie ja, mit der gleichen Titan-Beschichtung, wie der Rest des Messers. Aber ob das auch im tiefsten Winter oder kälteren Lagen wirklich praktisch ist, wage ich zu bezweifeln.

Es hat zwar genug ergonomischen Halt – nicht zuletzt durch die Unterseite des Flippers, aber auch durch die entsprechenden Mulden. Aber mit dicken Handschuhen und einem eiskalten Messer sieht das vielleicht anders aus. Oder im strömenden Regen. Und wenn es dann schnell gehen muss, wünschte man vielleicht doch lieber andere Griffe, zum Beispiel aus G10.

Ein weiterer Faktor ist die Größe des Messers. Vielleicht mag es gut in der Hand liegen, aber es ist recht kurz, so dass jemand mit breiten Händen es vielleicht nicht mit allen Fingern greifen kann.

Es gibt wie gesagt schon genug Griffigkeit, aber beim Schneiden des Taus oder als ich Holz geschnitzt habe, war es schon etwas unangenehm, so dass man vielleicht grundsätzlich lieber einen Handschuh trägt. Denn nach einer halben Stunde intensiver Arbeit mit dem Messer, macht sich die Härte der Riffelung und der Griffe schon bemerkbar. Aber für den herkömmlichen Gebrauch ab und zu ist auch das zu vernachlässigen.

Kershaw Kryo G10

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Da Kershaw sehr genau auf das Feedback der Kunden hört, werden diese mittlerweile auch hergestellt. Das Messer ist als etwas angenehmer zu tragendes Kershaw Cryo G10 auf dem europäischen Markt verfügbar.

Kershaw Cryo II

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Gleiches gilt für Kunden, denen das Kershaw Cryo etwas zu kurz geraten ist. Für diese gibt es jetzt das Cryo II, das 20% größer ist (und natürlich auch entsprechend noch schwerer), allerdings bislang ohne G10 Griffe.

Fazit

Der Messerhersteller Kershaw ist seit 1974 im Geschäft. Sie produzieren hauptsächlich für den Outdoor-Bereich. Kein Wunder, denn das Unternehmen kommt aus Oregon, wo Jagen, Camping und andere Outdoor-Aktivitäten zum Staatssport gehört.

Kershaw-Messer zählen seit langem zu den renommiertesten und sahnen regelmäßig Preise ab, für das Cryo wie auch zum Beispiel für das Tyrade Modell. Bei so viel Erfahrung und Expertise überrascht es nicht, dass das Kershaw Cryo auch funktional absolut überzeugen kann. Ich muss abschließend sagen, dass ich einigermaßen beeindruckt bin.

Das Kershaw Cryo

  • hat ein überzeugendes Design,
  • zeitigt eine edle Optik durch die Titan-Carbonitrid Beschichtung,
  • bietet robusteten EDC-Einsatz,
  • ist Linkshänder freundlich,
  • hat Dank Speedsafe und Back Lock ein sehr gutes Handling,
  • hat ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Es steht also außer Frage, das Kershaw Cryo ist ein gutes Messer, vielleicht sogar ein sehr gutes. Wenn man die Größe bedenkt, ist es auf jeden Fall ein sehr gutes EDC.

Mit dem bischen Extra an Gewicht kann man es auch für etwas schwerere Arbeiten benutzen. Und das Speedsafe dürfte auch wirklich das halten, was es verspricht.

Was die Griffigkeit angeht, muss das jeder für sich selbst entscheiden. Für den allgemeinen Gebrauch sind die Griffe vollkommen ausreichend. Für anspruchsvollere, längere Arbeiten sind sicher Abstriche zu machen. Gleiches gilt für herausfordernde Witterungsbedingungen. Aber das wäre bei einem Preis von rund 46 Euro (zum Zeitpunkt des Artikels) auch zu viel erwartet.

Handlich, praktisch, günstig und trotzdem formschön – das Kershaw Cryo macht seinem Preis und dem Hersteller alle Ehre.

Was sind Ihre Erfahrungen, vor allem mit dem Handling? Sehen Sie ein Problem mit den Griffen und wäre eine Markteinführung des Cryo G10 wünschenswert?

Über Max Wegner

Hi, ich bin Max Wegner, ein leidenschaftlicher Zweirad-Enthusiast mit über 20 Jahren Erfahrung in der Welt der Fahrräder und E-Bikes. Auf dieser Plattform teile ich mein Wissen und meine Erfahrungen, um Ihre Outdoorerlebnisse und Radtouren sicherer und angenehmer zu gestalten.

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