Outdoor schlafen ist intensiv. Ich erinnere mich an unsere letzte Tour Anfang Mai, wo mein Freund und ich zur ersten Campingtour aufgebrochen waren. Ich fand es ganz amüsant, doch mein Mitstreiter hat gefroren wie ein Schneider, obwohl seinen Worten nach der Schlafsack diesen Temperaturbereich zuließ.
Welche Schlafsack Temperatur ist nun maßgebend?
Normalerweise sollten doch 0 Grad Limit Temperatur für einstellige Plusgrade in der Nacht genügen, oder etwa nicht? Oder sollten Sie sich an den Extremwerten orientieren?
Jeder Schlafsack-Typ ist mit Temperaturbereichen ausgezeichnet, die zugegeben etwas schwierig zu durchschauen sind – der nachfolgende Beitrag sorgt für Klarheit.
Eine Schlafsack Temperatur Erklärung für jede Jahreszeit
Die Einsatzbereiche für Schlafsäcke deckt seit 2002 die Europäische Norm E13537 ab. Dabei werden in einem genormten Testverfahren die Temperaturwerte für Schlafsäcke bestimmt.
Mit Sensoren ausgerüstete Figuren, die
- dem Norm-Mann - 25 Jahre alt, 1,73 m groß, 70 kg
- und der Norm-Frau - 25 Jahre alt, 1,60 m groß, 60 kg
entsprechen, werden im Schlafsack in einer Kältekammer regelbaren Temperaturen ausgesetzt.
Die Grenzwerte beruhen dabei auf Erfahrungen, wie der menschliche Körper bei niedrigen Temperaturen reagiert.
Die ermittelten Werte für die Temperaturbereiche sollen jedoch lediglich als Empfehlung für Freizeitaktivitäten dienen.
Notwendiger Temperaturausgleich
Wie intensiv eine Person Kälte empfindet, die vom Schlafsack ausgeglichen werden muss, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Das Geschlecht: Frauen frieren schneller als Männer
- Die körperliche Verfassung: Erschöpfung lässt den Körper frieren
- Sättigung: Ein hungriger Mensch friert schneller als ein gesättigter
- Alkohol trinken führt zum Frieren
- Eigene Schlafgewohnheiten
Die Umgebung beeinflusst maßgeblich, wie temperaturausgleichend ein Schlafsack ist:
- Da andauernde Zugluft die Wärmeisolierung bis zu 30% herabsetzen kann, sollte die Schlafstelle möglichst windgeschützt sein.
- Ein weiterer bekannter Wärmefresser ist Feuchtigkeit: Durchgeschwitzte Socken führen durch die Verdunstungskälte schnell zu eiskalten Füßen. Wechselwäsche bleibt im wasserfesten Packsack trocken und es empfiehlt sich, den Schlafsack jeden Morgen mindestens eine halbe Stunde lang auszulüften.
Sonderfälle: Extreme Temperaturen und Kinderschlafsäcke
Schlafsäcke für die Bundeswehr, Militär und Expeditionen müssen andere Anforderungen erfüllen, die nicht mit standardisierten Testverfahren generell ermittelbar sind.
Ein anderer Sonderfall sind Baby- und Kinderschlafsäcke, deren Wärmewerte Sie an einer TOG Tabelle ersehen können.
Welcher Schlafsack bei welcher Temperatur?
Kategorien erleichtern die Einschätzung, in welcher Saison draußen angenehmer Schlaf möglich ist. Die Temperaturbereiche gliedern sich in die Gruppen:
- Komfort: Bis zu diesem Wert schläft die Norm-Frau, ohne zu frieren. Auch für weniger abgehärtete Camping-Anfänger ist der Komfortbereich die richtige Wahl.
- Limit: Die untere Temperaturgrenze gibt an, bis wie viel Grad der Norm-Mann eventuell mit Kleidung und Mütze ohne zu frieren schlafen kann.
- Extrem: Maximal 6 Stunden hält die Norm-Frau die Temperatur-Untergrenze aus. Starkes Kälteempfinden lässt allerdings keinen Schlaf zu, sondern dieser Risikobereich kann lebensbedrohliche Unterkühlung mit sich bringen.
Verbringen Sie die Nächte outdoor in einem Schlafsack ohne Zelt, eignet sich dazu ein wärmender Daunenschlafsack mit entsprechender Komforttemperatur, den Sie aufgrund der Feuchtigkeit mit einem atmungsaktiven Biwaksack benutzen sollten.
Mit Zelt reicht im Sommer ein Hüttenschlafsack auf einer Isomatte aus.
Lässt sich die Schlafsack Temperatur erhöhen?
Bedenken Sie, dass auch der beste Schlafsack keine Wärme erzeugt, sondern nur die Körperwärme speichert. Doch mit ein paar Tricks lässt sich die Wärmeleistung steigern:
1. Eine Isomatte blockt Kältebrücken am Boden
Das eigene Körpergewicht drückt die Füllung des Schlafsacks zusammen, sodass die Isolierung nicht wirkt. Achten Sie bei der Isomatte auf einen hohen R-Wert, der die Isolationswirkung beziffert.
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2. Wärme im Schlafsack behalten
Nutzen Sie alle Möglichkeiten, die warme Luft im Inneren zu halten: Ziehen Sie die Kordel in der Kapuze eng ums Gesicht, legen Sie den Wärmekragen um und achten Sie auf winddichte Reißverschlüsse.
3. Richtige Kleidung am Körper
Tragen Sie beim Schlafen Funktionswäsche, eine lange Hose, Socken und einen Fleecepullover. Da die meiste Wärme über den Kopf entweicht, sind eine Halsbedeckung und eine Mütze wichtig.
4. Inlett benutzen
Ein Inlett speichert Wärme und hält den Schlafsack sauber. Inlets sind in verschiedensten Materialien von feiner Seide bis zu Mikrofaser-Fleece erhältlich. Entsprechend unterscheiden sich die Wärmeleistung, das Gewicht und das Packmaß.
5. Schlafsäcke kombinieren
Ein Außenschlafsack mit Kunstfaserfüllung und ein Daunenschlafsack innen können die Wärme um 10 - 15 Grad erhöhen.
6. Richtige Schlafsackgröße wählen
Die richtige Schlafsackgröße beugt Wärmeverlust vor: Idealerweise ist der Schlafsack 5 - 10 cm länger als die Körpergröße und anliegend geschnitten.
Fazit
Wählen Sie den Schlafsack immer nach der Komforttemperatur, niemals nach der Extremtemperatur. Sie wollen sich in einem Schlafsack wohlfühlen und eine entspannte Nacht verbringen.
Die Entscheidung für die wärmere Variante ist richtig, auch wenn das Packmaß und das Gewicht höher ausfallen, denn nichts zehrt mehr an der Motivation als durchgefrorene Nächte im Freien.