Ist es nötig, einen mobilen Stromerzeuger am Sternpunkt zu erden, oder nicht? Besser sollte es heißen: Welche Schutzmaßnahmen muss ich einhalten, um das Aggregat sicher zu betreiben?
Durch Unkenntnis oder Sorglosigkeit ereignen sich Unfälle mit elektrischem Strom – vermeiden Sie Risiken mit den Infos aus unserem Beitrag!
Zwei Arten von Stromaggregaten
Ganz gleich, welche Stromerzeuger zum Einsatz kommen: Jedes Gerät muss der DGUV Information 203–006 (vormals BGI 608) „Auswahl und Betrieb elektrischer Anlagen und Betriebsmittel auf Bau- und Montagestellen“ entsprechen (1).
Um die geeigneten Schutzmaßnahmen zu ergreifen, sollte zuerst die Ausführung des Aggregats geklärt werden. Grundsätzlich unterscheiden sich Stromerzeuger mit Erdungsanschluss oder Schutzpotenzialausgleich.
Stromerzeuger Ausführung A + B: Inbetriebnahme ohne Fachkraft
Die meisten Aggregate weisen eine Flügelmutter oder Schraube mit diesem Symbol auf. Hierüber entsteht oft Unsicherheit, denn tatsächlich handelt es sich um den Potenzialausgleich.
Mancher Bauhelfer fragt sich, ob an dieser Stelle die Erdung angelegt werden sollte. Die Verwirrung wird komplett, da die Erdungsschraube eben auch so eine Flügelmutter sein kann.
Ein Blick in die Betriebsanleitung hilft wenig weiter, wenn dort nur steht, dass aus Sicherheitsgründen das Aggregat zu erden sei.
Stromerzeuger mit Potenzialausgleich
Handelsübliche Aggregate bis zu 10 kW Leistung benötigen meistenfalls keine Erdung, da sie mit einem Schutzpotenzialausgleich (2) ausgestattet sind. Zur Inbetriebnahme ist keine Fachkraft erforderlich.
Wird nur ein Verbraucher an den Stromerzeuger mit Potenzialausgleich angeschlossen, wirkt dieser wie ein Trenntransformator. Die Person erleidet keinen Stromschlag bei eindringender Nässe.
Falls zwei, drei oder mehr Steckdosen am Aggregat vorhanden sind, darf nur ein Anschluss benutzt werden:
Ein weiteres angeschlossenes Werkzeug erfordert eine zusätzliche Schutzmaßnahme in Form eines Trenntransformators.
Der Potenzialausgleich funktioniert nur bei einem Verbraucher. Jeder angeschlossene Verbraucher benötigt einen eigenen Trenntransformator.
Stromerzeuger mit Erdungsanschluss
Aggregate der Ausführungen C und D erzeugen ein Stromnetz wie ortsfeste Anlagen. Diese “Netzersatzanlagen” erfordern fachmännischen Anschluss.
Der Sternpunkt (3) bildet sich als Mittelpunkt drei zusammengeschalteter Verbraucher an einer Stelle. Ein Neutralleiter wird angeschlossen, damit an allen Verbrauchern gleiche 230 V Spannung ankommt.
⏚ Stromerzeuger Ausführung C + D: Inbetriebnahme durch eine Fachkraft
Bei Stromerzeugern über 10 kW Leistung ist meist der Schutzleiter (PE) mit dem Neutralleiter (= Sternpunkt) verbunden.
Dadurch entsteht im TN-System (4) ein Stromversorgungsnetz, dass zwingend eine Erdung erfordert, die von einer Fachkraft ausgeführt werden muss. Alternativ führt eine Isolationsüberwachung (FI-Schalter) zum Abschalten bei Fehlern.
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Wie wird die Erdung ausgeführt?
In TN-Stromnetzen wird meist die starre Sternpunkterdung angewandt. Alle Sternpunkte sind hier widerstandslos, also direkt, geerdet.
Anschließend wird das Erdungskabel zwischen Aggregat und Erdnagel fest verschraubt. Das Aggregat wird erst mit den Verbrauchern verbunden, wenn nach dem Start der Motor gleichmäßig läuft.
Fazit
Kleine Aggregate mit einem Potenzialausgleich benötigen keine Erdung bei nur einem angeschlossenen Verbraucher. Ein Sternpunkt entsteht bei drei Verbrauchern, die an einem Punkt zusammengeschlossen gleichzeitig mit Strom versorgt werden - hier ist Erdung notwendig, um Kurzschluss und Stromschlag zu vermeiden.