Abgefahrene Bremsbeläge stellen ein akutes Sicherheitsrisiko dar, doch die Wartung der unsichtbar eingebauten Verschleißteile wird manchmal vernachlässigt. Vor allem nach der Winterpause “passieren” böse Überraschungen, wenn das Bike nicht rechtzeitig zum Stehen kommt: Wann Sie die Bremsbeläge beim Fahrrad wechseln sollten, lesen Sie hier.
Wie lange halten Fahrradbremsbeläge? 7 Anzeichen für Verschleiß
Zwei Systeme haben sich am Fahrrad und E-Bike durchgesetzt: Während früher ausschließlich mechanische Felgenbremsen an Fahrrädern üblich waren, werden heutzutage überwiegend hydraulische Scheibenbremsen eingesetzt.
- Felgenbremsen an Rennrad, Citybike, E-Bikes der Einsteigerklasse halten etwa 1000 km. Bremswirkung erzeugt mechanisches Anpressen der Bremsklötze an die Felge. Durch Justieren der Einstellschraube am Ende des Bremszuges lassen sich die Beläge wieder näher an die Felgen ausrichten
- Scheibenbremsen am MTB, E-Bike und hochwertigen Trekkingbikes sind nach rund 5000 km verschlissen. Die Bremsbeläge mit organischem oder metallischer Reibfläche drücken auf eine an der Nabe befestigte Bremsscheibe. Nachstellen ist nicht erforderlich, da der Druck der Bremsflüssigkeit so lange den Abstand der Beläge zur Bremsscheibe nachregelt, bis die Beläge abgefahren sind.
Die Haltbarkeit hängt vom Fahrstil, losem oder festem Untergrund, der Qualität der Beläge und von den gefahrenen Strecken in ebener oder hügeliger Umgebung ab.
Gepflegte Bremsen weisen längere Standzeit auf als solche, wo regelmäßige Reinigung fehlt.
So erkennen Sie abgefahrene Bremsen:
1. Verzögerte Bremskraft
Wenn Sie den Bremshebel bis zum Lenker ziehen müssen und der Druckpunkt nur schwammig ist, lässt dies auf abgefahrene Bremsbeläge schließen.
Hydraulische Bremsen regeln den Druck auf die Beläge automatisch nach, bis dünne Reibflächen nicht mehr ausreichend an die Felge gepresst werden und das Rad durchrutscht.
2. Geräusche beim Bremsvorgang
Abgefahrene Beläge erreichen die Felge nicht mehr vollständig, sodass ihre Halterung (Bremsschuh) in Kontakt zu den Felgenflanken kommt und “Eisen auf Eisen” lautes Quietschen auslöst.
Riefen auf der Felge vermindern die Stabilität und beschleunigen den Verschleiß immens. Zu lange Nutzung beschädigt ebenso Bremsscheiben.
3. Indikatoren werden sichtbar
Hersteller bringen in den Reibflächen Marken an, woran der Fahrer den Verschleiß eindeutig ablesen kann. Eine farbige Linie zeigt an, wann sich Bremsmanöver verzögern oder wirkungslos bleiben.
Schauen Sie Scheibenbremsbeläge von oben her durch den Rahmen an: Die Dicke sollte 1 mm nicht unterschreiten.
4. Verglaste Beläge
Nach langen Abfahren mit schleifender Bremse verändert sich die Oberfläche organischer Beläge.
Es bildet sich eine harte, glänzende Schicht aus, die mit verminderter Bremskraft (Fading) nur noch über die Disk rutscht.
Bei noch relativ neuen Belägen können Sie versuchen, die Reibflächen mit feinem Sandpapier aufrauen, stark verglaste Beläge müssen ersetzt werden.
5. Verölte Bremsbeläge
Kettenspray vernebelt sich teilweise beim direkten Einsprühen der Kette in der Luft und setzt sich auf den Bremsbelägen ab.
Ebenso kann Mineralöl (siehe unseren Guide zu Shimano und Magura Mineralölalternativen) beim Entlüften auf die Beläge kommen. Wenn diese bei der Wartung nicht herausgenommen wurden oder am Boden liegend durch Spritzer verschmutzt wurden.
In diesem Fall stellt die Reinigung die Bremskraft nur unzureichend wieder her.
Tipp: Bei der Inspektion Bremsbeläge wechseln
Falls Sie die Bremsbeläge nicht selbst wechseln, bietet sich der Austausch im Rahmen der jährlichen Inspektion an.
Auch wenn noch etwas Zeit bleibt, sollten Sie lieber früher als zu spät die Bremsen warten lassen.
Beim Wechsel in den Sommermonaten müssen Sie häufig mit längeren Wartezeiten rechnen und der außerplanmäßige Termin ist mit höheren Werkstattkosten verbunden.
Welche Kosten fallen an?
Grundsätzlich sollten Sie immer die Beläge vorne und hinten gleichzeitig tauschen. Die Fahrradwerkstatt berechnet Arbeitswerte á 6 Minuten nach der Liste des Zweiradverbandes.
Fragen Sie vorher den Tarif pro AW an, um verschiedene Anbieter zu vergleichen. Die Preisgestaltung ist je nach Standort sehr unterschiedlich.
- Durchsicht vor Arbeitsbeginn 2,5 AW
- Scheibenbremsbelag ein- und ausbauen vorne u. hinten 2 x 2,0 AW
- Scheibenbremsen einstellen vorne u. hinten 2x 2,5 AW
- Hydraulisches Bremssystem entlüften 3,0 AW
- Probefahrt E-Bike 2,0 AW
- Servicegebühr gesamt 16,5 AW
Wenn die Werkstatt 8 Euro pro AW berechnet, beträgt allein der Arbeitsaufwand 132 Euro. Dazu kommen noch die Materialkosten, sodass Sie mindestens eine Rechnung von 150 Euro erwarten können.
Bremsbeläge selbst wechseln
Es ist grundsätzlich erlaubt, die Bremsbeläge selbst zu wechseln. Wenn Sie mit den bisherigen Belägen zufrieden sind, kaufen Sie die gleichen Produkte nach. Wenn die Form übereinstimmt, passen auch Beläge anderer Anbieter zum Bremssattel. Der Unterschied liegt in der Zusammensetzung der Beläge, die mehr oder weniger haltbar sind.
Fazit
Bemerken Sie Geräusche, Durchrutschen oder einen langen Weg des Bremshebels, wird es höchste Zeit zum Wechsel der Bremsbeläge. Schieben Sie die Wartung nicht hinaus, denn Sie müssen sich in jeder Situation auf volle Bremskraft verlassen können.