Edelstahl- oder Kohlenstoffstahlklinge?

Edelstahl- oder KohlenstoffstahlklingeIn diesem Beitrag werden wir uns mit den beiden bei der Jagd gebräuchlichsten Stahlsorten befassen: Kohlenstoffstahl und Edelstahl.

Jagdmesser haben in der Regel das Zertrennen zweier Materialien als Hauptzweck, egal ob beim Häuten, Aufbrechen oder Zerteilen des erlegten Wildes.

Dabei ist die Qualität der Klinge natürlich von größter Bedeutung und diese wird maßgeblich vom verwendeten Stahl bestimmt. Es gibt unzählige Stahlsorten die im Messerbau verwendet werden.

Von 154 CM, der speziell für Rotorblätter von Strahltriebwerken entwickelt wurde und unter anderem seinen Einsatz im Gerber Gator Messer fand, bis hin zum Böker Gemini Badger Messer aus X-15T.N Stahl, welcher aufgrund seiner extremen Korrosionsbeständigkeit bei Wassersportarten verwendet wird.

Edelstahlmesser

Gerber Gator
Gerber Gator aus Edelstahl

Edelstahl enthält mindestens 12% Chrom, dies macht ihn zwar weicher als Kohlenstoffstahl, dafür ist er wesentlich widerstandsfähiger gegenüber Rost.

Was nicht bedeuten soll, dass diese Messer nicht auch irgendwann rosten, nur eben wesentlich  langsamer als Messer aus C-Stahl. Der größte Nachteil von hochlegierten Stählen bestehe darin, dass sie die Schärfe schlechter halten als Klingen aus Kohlenstoffstahl.

Gerade als Jäger sollten Sie bedenken, dass dies einen erhöhten Schärfaufwand bedeutet, wenn man ständig ein scharfes Messer mitführen will.

Einige Beispiele für Edelstähle sind:

  1. 440A (günstige Edelstahlsorte, dabei sehr Rostresistent, Kohlenstoffgehalt: 0,65-0,75%)
  2. 440B (ähnlich 440A jedoch mit einem gesteigerten Kohlenstoffgehalt: 0,75 – 0,95%)
  3. 440C (Edelstahl von besonders hoher Qualität, Kohlenstoffgehalt: 0.95 – 1,20%)
  4. AUS 6 (Edelstahl von niedriger Qualität, Kohlenstoffgehalt: 0,65%)
  5. AUS 8 (sehr stabile Edelstahlsorte, hält die Schärfe gut, Kohlenstoffgehalt: 0,75%)
  6. AUS 10 (hält die Schärfe sehr gut, weniger Rostresistent, Kohlenstoffgehalt: 1,1%)
  7. VG-10 (wird als „Superstahl“ bezeichnet, Vanadium erhöht die Härte, hält die Schärfe außerordentlich gut, wird vor allem in Japan für Katanas (Schwerter) verwendet oder auch im Survival als Spyderco Enduro Einhandmesser, Kohlenstoffgehalt: 0,95 – 1,05 %)

Die Rockwellhärte von Edelstahlmessern liegt zwischen 55 und 59, das ist, verglichen mit Kohlenstoffstahl, welcher Werte von 60 und mehr erreichen kann, nicht besonders hart.

Beim Rockwell-Härtetest wird ein Prüfstempel mit einer bestimmten Kraft ins Material gedrückt und danach vermessen wie Tief dieser in den Stahl eingedrungen ist.

Kohlenstoffstahlmesser

ESEE Izula mit Kohlenstoffklinge
ESEE Izula mit Kohlenstoffklinge

Diese Klingen sind generell stabiler als Edelstahlklingen, zudem halten sie die Schärfe länger und lassen sich leichter schärfen.

Natürlich sind diese Messer aufgrund des fehlenden Chromanteils nicht Rostresistent. Das ist gerade für die Jagd ein Nachteil, da die Messer dort oft feuchten Bedingungen ausgesetzt sind. Gerade zum Häuten großer Tiere sind die Klingen aus C-Stahl allerdings sehr gut geeignet, da diese ungeheuer scharf sind und das auch lange bleiben.

Durch eine passende Scheide kann viel der fehlenden Rostresistenz wieder gut gemacht werden. Hier ist darauf zu achten, dass das Material der Scheide selbst wenig Feuchtigkeit aufnimmt und an der Unterseite ein Loch ist, durch das eventuell eingedrungenes Wasser ablaufen kann.

10xx-Stähle (1095, 1060, 1071, 1080, 1084, 1055 etc.) sind weitverbreitete Kohlenstoffstähle, die für die meisten Messer und Werkzeuge verwendet werden. Die Messer Ihres Großvaters sind vermutlich aus einem solchen Material hergestellt worden.

Der US-amerikanische Traditionshersteller ESEE verwendet den 1095 Stahl in vielen seiner Messer, u.A. auch im ESEE 4 Überlebensmesser und im Favoriten aller Neck Knife Liebhaber, dem ESEE Izula (hier geht es zum ausführlichen Test des ESEE Izula), das es auch in einer geschenkfreundlicheren Damen-Variante in Pink gibt. Der Kohlenstoffgehalt schwankt dabei zwischen 0,30 und 1,70 %, dadurch kann eine sehr hohe Härte und Schnitthaltigkeit erreicht werden.

Zusammenfassung – Edelstahl- oder Kohlenstoffstahlklinge?

Messer aus Kohlenstoffstahl sind nicht zwangsläufig sehr viel härter,  halten aber die Schärfe meist wesentlich besser als Edelstahlklingen. Das ist gerade für Jäger wichtig, denn das Messer während dem Aufbrechen und Häuten nachschärfen zu müssen ist lästig und kann die Qualität des Fleisches negativ beeinflussen.

Rostfreier Stahl sieht zwar oftmals schöner aus, hat aber einen niedrigeren Gebrauchswert als reiner C-Stahl. Es sei denn natürlich, sie verbringen sehr viel Zeit in der Wildnis und haben keine Möglichkeit ihre Messer zu reinigen. Dann kann Edelstahl für sie die bessere Wahl sein.

Welches Material passt am Besten zu Ihren Bedürfnissen?  Hinterlassen sie uns doch einen Kommentar.

Über Max Wegner

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5 Gedanken zu „Edelstahl- oder Kohlenstoffstahlklinge?“

  1. Ich möchte mir gerne selbst ein survival Messer machen, brauche es aber nur ab und zu, die meiste Zeit wird es also im Schrank verbringen. Trotzdem soll es im Wald schon Holz hacken können also vom Verwendungszweck wie zB das bear grylls von Gerber, nur dass ich es nicht so häufig verwenden werde.
    Lohnt sich dann eher ein Edelstahl, da er rostbeständiger ist?

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    • Hallo Tim,

      Ohne jetzt zu tief ins Detail zu gehen, solltest Du Edelstahl nur dann Kohlenstoffklingen vorziehen, wenn Deine Messer oft in Verwendung sind und das auch in dauerhaft nassen Umgebungen.

      Wenn Du dein Messer nach dem Einsatz reinigst und für einige Zeit eingeölt in den Schrank legst, dann bist Du mit Kohlenstoffmessern besser beraten. Diese haben oft ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als Edelstahlklingen.

      Schaue auch hier: https://survivalmesserguide.de/der-beste-stahl-fuer-messer/

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  2. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass reine Kohlenstoffstahlmesser den Geschmack vieler Lebensmittel negativ beeinflussen. Ebenso kann ein Kohlenstoffstahlmesser beim Kontakt mit Lebensmitteln unangenehm riechen. Edelstahlmesser verhalten sich in der Regel neutral was Geschmack und Gerüche betrifft.
    Das ist der Grund, weshalb ich lieber Edelstahlmesser benutze.

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  3. Moin,

    ich bin sehr angetan von dieser Seite und lese schon die halbe Nacht… Hut ab für die Mühe, unabhängig davon, daß ich einige Dinge vielleicht anders sehe.

    Persönlich schätze ich die unlegierten Kohlenstoffstähle, natürlich auch Damast in traditioneller Art.
    Hier möchte ich, wenn es nicht schon an anderer Stelle geschrieben steht, auf die Lagerung nicht rostfreier Messer eingehen. Viele Gerbverfahren von Leder greifen die Klingen an, wenn diese dauerhaft in den Scheiden belassen werden!
    Und das kann sogar in Holzkästchen geschehen → vielleicht für Sammler wichtig.

    Und noch eine Kleinigkeit ohne schulmeisterhaft rüberkommen zu wollen, die Metaller werden es mir danken, möchte ich erwähnen, daß „Edelstähle“ nicht zwangsläufig rostfrei sind, sondern dieses nur einen hohen Reinheitsgrad des Stahles bezeichnet.

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  4. Messer aus „Kohlenstoffstahl“ sind besser zu schärfen und zäher als normaler „Edelstahl“.
    Allerdings haben sie im outdoor Bereich auch viele Nachteile, das Essen bekommt einen metallischen Geschmack, und wenn man nicht jedes Mal reinigt, rosten sie. Schon mal Blut auf einer D2 Klinge gehabt? Da wird besonders die Schneide angegriffen. Das ganze ist eher ein hype.

    Wer ein vernünftiges Outdoor Messer will, mit dem er auch arbeiten kann, nimmt eines aus Pulverstahl

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