Warum ist ein Fahrradhelm so wichtig? Die aktuelle Fahrradhelm Unfallstatistik schreibt klare Zahlen: Kinder tragen ihn, auch Mountainbiker, BMX-Fahrer und Radrennsportler sieht man immer mit Fahrradhelm.
Doch dort, wo die größte Unfallgefahr besteht, fehlen viele der bunten Farbkleckse: im dichten Straßenverkehr der Innenstadt.
Warum ist ein Fahrradhelm so wichtig - 5 Gründe, die Ihr Leben retten können
Ein Sturz passiert so schnell, dass oft jede Reaktion zu spät kommt. Auch routinierte Radler kann es erwischen, wenn ein unaufmerksamer Pkw-Fahrer zum Verursacher eines Unfalls wird.
Deshalb sollte jeder Radfahrer nicht nur bei Regenwetter und ab der Herbstsaison zum Helm greifen, sondern immer. Aber wie lässt sich der innere Schweinehund überwinden?
Vielleicht helfen folgende 5 Fakten:
1. Ein Fahrradhelm schützt vor schweren Kopfverletzungen
Beim Aufprall wirkt der Fahrradhelm wie ein Airbag, der bis zu zwei Drittel der Schlagenergie absorbiert. Aus Reflex drehen Radfahrer vor dem Crash den Kopf zur Seite, womit sich die Kontaktpunkte an den Schläfen erklären.
2. Das Tragen des Helms wird zur Selbstverständlichkeit
Wenn alle anderen Helm tragen, mag man sicherlich nicht als einziger auffallen und “oben ohne” fahren. In den Niederlanden, einer traditionellen Radfahrernation, verzichtet der Gesetzgeber auf eine Helmpflicht.
Dort tragen über 90% der Radfahrer Helm, während dies in Deutschland nur 15% tun.
3. Bessere Sichtbarkeit auf Distanz
Moderne Fahrradhelme sind mit Reflektoren ausgestattet oder leuchten mit integrierten LED-Lichtern am Hinterkopf, die teilweise sogar mit Blinkerfunktion einen Fahrtrichtungswechsel anzeigen.
4. Die Vorbildfunktion
Drei Viertel der Grundschulkinder tragen anstandslos Helm. Um größere Kinder und Teenager zu überzeugen, wirbt die Bundesregierung mit den berühmten Star Wars Helmträgern: Die Botschaft auf Plakaten mit Darth Vader lautet:
„Die Saga geht weiter: Dank Helm. Gilt in jeder Galaxie. Und auf dem Fahrrad.”
5. Helme gibt es in coolen Designs
Gefällt ein Helm, wird er auch gern getragen: Dezente Farben für ältere Semester, faltbare Helme für Individualisten oder ein Nutcase im Melonendesign für Urban-Styler - wer sucht, wird fündig!
Fahrradhelm Unfallstatistik - Die Zahlen
Beginnen wir mit der erfreulichen Meldung: Die Zahl der tödlich verunglückten Teilnehmer am Straßenverkehr liegt auf dem niedrigsten Stand seit über 60 Jahren.
Auf der Pressekonferenz vom 12. Juli 2018 zur „Unfallentwicklung auf deutschen Straßen 2017“ gibt der Präsident des Statistischen Bundesamtes (Destatis) Dr. Georg Thiel allerdings keinen Grund zur Entwarnung:
"382 Fahrradfahrer starben 2017, mehr als 79.000 wurden verletzt."
Zwar ist die Zahl der Verkehrsopfer insgesamt zwischen 2010 und 2017 um 13% zurückgegangen, doch die Anzahl tödlich verunglückter Radfahrer hält sich in diesem Zeitraum konstant.
Besonders Senioren sind gefährdet, einen tödlichen Radunfall zu erleiden: 40% der Todesopfer sind älter als 75 Jahre. Die meisten tödliche Unfälle ereignen sich, wenn ein Pkw oder ein Lkw rechts abbiegt und sich der (vorfahrtsberechtigte) Radler im toten Winkel des Kraftfahrers von hinten nähert. (Quelle: destatis.de)
Doppelt so viele Pedelec-Unfälle
Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich motorisierte Fahrräder, die eine Endgeschwindigkeit von 25 km/h erreichen. Die Zahl der Unfälle steigt parallel zum Bestand der auch Pedelec genannten E-Bikes:
- 2014 kam es zu 39 Todesfällen bei 2245 Unfällen mit E-Bikes insgesamt,
- 2017 ereigneten sich 5206 Pedelec-Unfälle mit 68 Todesopfern.
Warum ist ein Fahrradhelm wichtig? Das sagt ein Experte
Die Zahlen könnten mit höherer Akzeptanz von Fahrradhelmen weitaus positiver ausfallen: Mehr als die Hälfte der tödlich verunglückten Radler trugen keinen Helm.
Bertil Bouillon, leitender Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie am Klinikum Köln-Merheim sagt dazu:
“Einen Schutzhelm zu tragen könne man jedem nur empfehlen. Er verhindert zwar keine Unfälle, reduziert aber die Schwere der Verletzungen vor allem bei ungeübten Kindern und unsicheren Senioren”. Quelle: welt.de
Bei Unfällen tragen 25% der Radfahrer Kopfverletzungen davon. Zwar entstehen mehr Frakturen und Prellungen am Körper, doch der Kopf ist bei den lebensgefährlichen Verletzungen mit über 70% der am häufigsten betroffene Körperteil.
Welche Unfallsituationen kommen am häufigsten vor?
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. hat eine detaillierte Analyse zu Fahrradhelmen und Fahrradunfällen veröffentlicht (zum Download).
Die Auswertung ergab folgende typischen Fakten und Szenarien:
- ca. 50% der verletzten Radfahrer erleiden einen Alleinunfall
- Die Kollision mit einem Kfz
- Unfälle mit anderen Fahrrädern oder Pedelecs
- Die Helmtragequote der Fallstudie betrug 5%
1. Ein Alleinunfall mit dem Fahrrad
Ein Alleinunfall kann den Radfahrer immer und überall ereilen.
In der Stadt sollten Radler darauf achten, mit einem Rad nicht in die Straßenbahnspur zu geraten. Selbst in verkehrsberuhigten Zonen lauert Gefahr auf rutschigem Kopfsteinpflaster und im Herbst verursacht feuchtes Laub so manche Rutschpartie.
Durch Unaufmerksamkeit hat eine Bordsteinkante oder ein Schlagloch schon manchem Radler unversehens den Lenker aus den Händen gerissen, vor allem bei hoher Fahrgeschwindigkeit.
Blockierte Speichen durch einen losen Rucksackgurt verursachen einen Sturz in Sekundenbruchteilen - genauso wie Hosenbeine oder lose Schnürsenkel in die Kette geraten können.
Typische Abläufe bei Alleinunfällen sind:
- der Sturz über den Lenker
- ein seitlicher Sturz
2. Die Kollision mit einem Kfz
Schwere Kopfverletzungen oder Todesfälle bei kamen nach Kollisionen mit Autos bei 96% ungeschützter Radfahrer vor.
Die Allianz-Versicherung hat im eigenen Test-Zentrum für Technik Unfall-Simulationen mit einem Crashtest-Dummie durchgeführt und kommt zu dem Ergebnis, dass ohne Fahrradhelm die Wahrscheinlichkeit einer Gehirnverletzung doppelt so hoch liegt.
Bei einer Kollision zwischen Pkw und Radfahrer erfolgt der Aufprall meist frontal oder seitlich. Je nach Geschwindigkeit
- schlägt der Kopf an die Autodachkante
- oder gegen die Bordsteinkante
- oder auf die Motorhaube im weichen oder versteiften Bereich
- oder gegen die Windschutzscheibe
3. Unfälle mit anderen Fahrrädern oder Pedelecs
Die Häufigkeit der Verletzungen mit anderen Verkehrsteilnehmern:
- Beim Fahren in Gruppen oder mit Entgegenkommern erlitten 13,6% der Radler Kopfverletzungen. Die Schwere der Verletzungen betrug im Erhebungszeitraum der Studie 15% bei AIS 1, 9% bei AIS 2 und 7% bei AIS 3.
- Die Beteiligung eines Kfz lässt die Quote auf 47% der schwersten Verletzungs-Kategorie AIS 3 hochschnellen.
4. Helm tragen
Allgemein tragen Radfahrer, die bereits gefährliche Situationen erlebt haben, freiwillig einen Helm. Bisweilen diskutieren in Deutschland Radfahrer-Vereine, Versicherungen und Ökonomen über eine Helmpflicht.
Einige Analysen beschäftigen sich dahin gehend mit der Kosten-Nutzen-Rechnung, so auch diese Baden-Württembergische Studie.
Fazit
Wir wünschen Ihnen, dass Sie niemals Teil der Unfallstatistik für Radfahrer werden.
Kopfschutz ist heutzutage schick, luftig und leicht - im eigenen Interesse und als Vorbild für die (Klein-)Kinder ist der Helm im wahrsten Sinne des Wortes “Hauptsache”.