Das EDC-Taschenmesser Ganzo G704 beobachte ich schon länger. Das wohl gefragteste Modell der chinesischen Messermarke Ganzo scheint so entworfen zu sein, wie es sich Messer-Enthusiasten nur wünschen können.
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Durch einen glücklichen Zufall halte ich nun ein nagelneues Ganzo G704 zum Testen in Händen.
Es wäre unfair, das Messer unbeachtet in die China-Messer Schublade zu stecken: Es hat eine Menge zu bieten, lassen Sie sich überraschen!
Ganzo G704 im Test
- Klingenlänge: 8,6 cm
- Klingenbreite: 3,29 cm
- Stahl: 440 C
- Länge gesamt: 20 cm
- Grifflänge: 11,5 cm
- Gewicht: 135 g
Die Techniker bei Ganzo haben ganze Arbeit geleistet und mit dem G704 eine augenscheinliche Kopie des nicht mehr gebauten Benchmade HK 14205 geschaffen.
Das Review möchte ich nicht mit einer Kritik beginnen, darum kläre ich an dieser Stelle den Unterschied zwischen Fälschung und Kopie.
Eine Fälschung ist betrügerisches Kopieren des Erscheinungsbildes mitsamt des Labels – die Fälschung will als Original durchgehen.
Eine Kopie basiert auf dem Original, doch es führt das eigene Hersteller-Logo – es will ein eigenes Produkt sein.
In diesem Falle hat Ganzo den Spieß einfach umgedreht: Verarbeitung und Material der Kopie sind hervorragend. Vor allem ist die Preispolitik eine ganz andere:
- Ein Benchmade HK 14205 kostet neu 180 Dollar oder ca. 150 Euro,
- Ganzo G704 kalkuliert mit knapp 35 Dollar oder 30 Euro (zu Amazon)
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Die Klinge
Das Ganzo G704 Einhandmesser hat eine Gesamtlänge von ausgeklappt 20 cm, wovon 8,5 cm auf die Klinge entfallen.
Ganzo verwendet den etwas härteren 440C Edelstahl. Bei genauem Hinsehen ist erkenntlich, dass die makellos gestaltete Klinge ein mattes Finish hat.
Da nichts reflektiert und glänzt, erhöht sich der taktische Survival- oder Jagdaspekt.
Die Klingenform des Messers würde ich diese fast als „Spear Point“ definieren, allerdings mit dem ausladenden Bauch der „Drop Point“ Spitze.
Die Spitze ist nicht zu aggressiv und die ausgeprägte „falsche Schneide“ (Swedge) ermöglicht eine gute Penetration. Auch der hochgezogene Bauch der Klinge ist für das Schneiden ideal geeignet.
Es handelt sich keinesfalls um eine „Cutter“ Klinge. Aufgrund ihrer 4 mm Breite und des Hohlschliffs ist das G704 ein Überlebens- oder Taktikmesser für harte Arbeit.
Das jedoch mit Einschränkungen (siehe Griff).
Die gut zentrierte Klinge endet in einer ordentlichen Daumenrampe, und das Jimping ist gut gemacht.
Bei meinem Exemplar war die Klinge nicht rasiermesserscharf, ich konnte damit kein Papier schneiden. Wohl aber habe ich beim Herumprobieren und Testen des Ganzo G404 mir selbst in den Finger geschnitten.
Ouch!
Im Allgemeinen finde ich es nicht schlimm, wenn eine Klinge nicht rasiermesserscharf „out of the box“ kommt:
- bei Messern dieser Preisklasse schnappe ich mir einen Blade Medic Messerschärfer und bringe die Klinge auf die gewünschte Schärfe
- bei teuereren Messern, nehme ich ein Messerschärfer Set oder einen Abziehstein für Messer
Der Griff
Mein Modell verfügt über schwarze G10 Griffschalen, und sie haben auch diese Old-School-Texturierung, genau wie bei den Budget-Klassikern
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- oder Sanrenmu GB-763 (Auf Amazon ansehen).
Das G704 Messer hat zwar dieses nette, griffige Gefühl, doch die G10-Schalen sind nicht übermäßig aggressiv strukturiert, dass sie in die Handfläche drücken.
Bei der Ergonomie hält sich meine Begeisterung aber in Grenzen, aufgrund der offenen Bauweise und dem Zwischenraum zwischen den Schalen, ist das G704 für längere harte Arbeiten nur bedingt geeignet.

Einfache und mittelschwere Arbeiten sind dagegen kein Problem.
Ein notwendiges Übel hat Ganzo wortwörtlich gut „in den Griff“ bekommen, und zwar sehen die Gehäuseschrauben nach nichts Besonderem aus, aber zumindest sind sie bei den bunten Varianten der Griffschalen verchromt.
Griffschalen sind übrigens für jeden Geschmack erhältlich:
- Rot,
- Blau,
- Orange,
- Army Green,
- Khaki
- und Schwarz.
Der Gürtelclip

Das G704 wird „out of the box“ mit einem variablen tief angesetzten Chromclip geliefert, der auch für Linkshänder montiert werden kann.
Für „Tip down“ ist er leider nicht konfiguriert.
Macht aber nichts.
Denn der Clip ist sehr gut gemacht.
Es ist gewöhnlich nicht meine Art, Messer nach ihren Clips zu beurteilen, da die meisten Messerclips in der Regel nur nerven. Dieser Clip ist ein wenig eng, aber nicht zu eng wie bei einigen Kershaws, die mir beim Herausziehen die Hose zerrissen haben, als ich schnell ein Paket öffnen wollte.
Ansonsten ist der Clip nahezu perfekt.
Der Verschluss
Der verwendete „Axis-Lock“, ist meiner Meinung nach einer der besten Verschlüsse der Welt, und in diesem Fall ist die Montage gut umgesetzt.
Der Verschluss läuft glatt und präzise.
Die Klinge sitzt wirklich stramm – ich habe kein seitliches oder vertikales Klingenspiel bemerkt.
Mit etwas Übung schaffen Sie es vielleicht das G704 mit einer Hand zu öffnen. Ich habe es nicht geschafft. „Dank“ des zähen Verriegelungsmechanismus und dem dicht am Griff sitzenden Pin, war es mir nicht möglich, mit nur einer Hand das Messer zu öffnen.
Wenn Sie ein Ganzo G704 kaufen, um es hier in Deutschland zu benutzen, sollten Sie es in Betracht ziehen, die Pins zu entfernen, damit das Messer nach §42 a Waffengesetz erlaubt ist.
+ sehr saubere Verarbeitung
+ robuste Allrounder-Klinge
+ tief angesetzter Clip
- im Auslieferungzustand nicht § 42 a konform
- stumpfe Auslieferung
- geringe Textur der Griffschalen
Fazit
Das Ganzo G704 Klappmesser ist nicht umsonst so beliebt.
Es hat:
- eine starke 440C-Klinge zum Arbeiten mit weichen und mittelharten Stoffen,
- einen zuverlässigen Axis-Lock
- und langlebige G10-Schalen
In der Wildnis hält es wahrscheinlich mehr aus, als andere Messer, die das dreifache kosten.
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Wer ein kräftiges Arbeitsmesser sucht, ist mit dem G704 bestens ausgerüstet.