„Welcher Schleifstein passt zu welchem Stahl?“, hatte mich ein Freund neulich gefragt.
Die richtige Frage müsste lauten, sagte ich altklug: „Welche Körnung nehme ich bei meinem abgenutzten Messer?“
Welche Körnung und welcher Wetzstein der richtige ist, bestimmt grundsätzlich der Abnutzungsgrad der Klinge und weniger ihre Stahlsorte.
Auch sollten auch die Begriffe „schleifen“ und „schärfen“ differenziert werden, denn die Herstellung einer scharfen Schneide beim Messer läuft immer wie folgt ab:
SCHLEIFEN – SCHÄRFEN – POLIEREN
Dementsprechend werden Sie in der Regel 3 Schleifsteine brauchen.
Aber nun erstmals kurz zu den vorgestellten Schleifsteinen und Begriffen:
- Natur Wetzstein – für fortgeschrittene Nutzer, die bereits ihre Erfahrungen mit dem keramischen Wasserstein hatten.
- Keramischer / Japanischer Wasserstein – günstig, braucht keine aufwendigen Vorbereitungsrituale und daher sehr zu empfehlen.
- Chroma Schleifstein – Hochwertige Wassersteine vom Markenhersteller Chroma.
- Korund Schleifstein – Hart und widerstandsfähig, fast schon „vererbbarer“ Schleifstein.
- Diamant Schleifstein – Trockener Schleifstein mit einer Schicht aus Dimantpulver. Kompakt und daher gut für unterwegs!
- Arkansas Schleifstein – Sehr harter Naturstein für den Feinschliff, wird in der Regel mit Öl verwendet.
- Abziehstein – Zum Beseitigen von Grat, ab ca. 1000 Körnung.
- Leder- / Streichriemen – Ebenfalls zum Abziehen von Klingen und Gratbeseitigung.
Jetzt zu den Details der einzelnen Schleifsteinarten.
1. Natur Wasserstein
Traditionelle Wassersteine bestehen aus weichem Sediment mit eingelagerten Schleifpartikeln aus Korund, Granat, Quarziten oder Oxiden.
Abgenutzte Schleifpartikel brechen schnell aus der weichen Bindung, sodass sich die Schleiffläche automatisch erneuert. Da der „Schlamm“ viel Material abträgt, müssen Sie öfters den Schleifstein abrichten (plan schleifen).
Alle Wassersteine müssen vor Gebrauch 10 – 15 Minuten gewässert werden. Erneutes Benetzen erzeugt Schleifpaste auf der Oberfläche, die erfahrene Schärfer zur Überbrückung unterschiedlich grober Körnungen zwischen zwei Schleifsteinen nutzen.
Wassersteine mancher Hersteller können Sie auch mit Wasser bedeckt aufbewahren und sich damit das 15-minütige Wässern vor Gebrauch sparen.
Fragen Sie Ihren Hersteller oder probieren Sie es selbst, den Schleifstein für einige Stunden ins Wasser zu legen.
Wenn der Stein matschig wird, dann ist er für die Lagerung im Wasser nicht geegnet.
Verwenden Sie niemals Öl auf Wassersteinen, da diese später kein Wasser mehr annehmen und unbrauchbar werden.
Lesenswert: Gelber und Blauer Belgischer Brocken: Kurze Schärfanleitung
2. Künstliche Japanische Schärfsteine
Keramische Wassersteine, wie der Naniwa Schleifstein sind bei Profis aufgrund ihrer höheren Homogenität und Haltbarkeit gegenüber Natursteinen sehr beliebt.
Sie bestehen aus Nitriden, Metalloxiden und Siliziumkarbid und sind als Bankstein, Stabform oder Feile erhältlich.
Weichere offenporige Steine mit Kunststoff-Bindung sind auf das fachgerechte Schleifen japanischer Klingengeometrie abgestimmt.
Der günstige Preis und pflegeleichte Eigenschaften machen synthetische Schärfsteine interessant.
3. Chroma Schleifstein
Möchten Sie einen exzellenten japanischen Nass-Schleifstein kaufen, ist der Chroma Schleifstein mit Körnungen von 200 – 12000 eine ausgezeichnete Wahl.
Der Chroma Schleifstein liegt im oberen Preissegment.
Ich sage: zu Recht, denn das keramische Material ist extrem verschleißarm und erzielt feinste Ergebnisse.
4. Korund Schleifstein
Das weitverbreitete Schleifmittel stößt beim Schärfen nur bei den härtesten Stahlsorten an seine Grenzen.
Ein Korund Schleifstein, wie dieser Kombistein eignen sich aufgrund seiner harten Bindung gut für Anfänger.
Kurzes Wässern bewirkt den „Griff“ beider Seiten, um gute Gebrauchsschärfe bei Küchen- und Outdoormessern zu erreichen.
Fast Rasiermesserschärfe erzielt das Nacharbeiten mit einem 1000/3000 Abziehstein.
5. Diamant Schleifstein
Die Schleifschicht aus Diamantstaub liegt auf einem Metallträger oder Keramikmaterial auf. Hochwertige monokristalline Diamanten bieten Langlebigkeit und die besten Schleifergebnisse.
Viel schneller nutzt sich polykristallines Diamantgranulat ab und die Qualität aus dem Baumarkt kann man nicht als solche bezeichnen.
Handlich und leicht lässt sich der Diamant Schleifstein im Rucksack mitnehmen. Er hält lange seine plane Arbeitsfläche, die für das Schärfen unabdingbar ist.
Weil sich die Diamantseite anfangs rau anfühlt und dementsprechend aggressiv abträgt, verwenden viele User zuerst einfache Messer, um die „Gebrauchskörnung“ herzustellen.
Die keramische Rückseite des beliebten Fällkniven-Steins ist doppelt so fein gekörnt. Nach der stets trockenen Anwendung wird der Schleifstein einfach mit warmem Seifenwasser gereinigt.
6. Arkansas Schleifstein
Der Arkansas Schleifstein (Novaculit) ist ein sehr harter Naturstein für den Feinschliff. Vor Gebrauch muss der wachsartige Glanz mit einem anderen Arkansas-Stein oder einem Stück Siliciumkarbid und Wasser angeraut werden.
Trockenes Schleifen setzt die feinen Poren des Steins sofort zu. Arkansas Schleifsteine müssen mit einigen Tropfen Schleiföl oder Petroleum benetzt werden, da sich kein „Schlamm“ bildet.
Weniger dicht, allerdings sehr selten, ist weißer Arkansas, der auch mit Wasser benutzt werden kann.
Die Benutzung schwarzer, grauer oder transparenter Arkansas-Steine, deren Körnung bei 1500 – 2000 FEPA F liegt, ist auch mit Petroleum möglich.
Der weiche und grobporige weiße Arkansas-Stein kann mit Wasser oder Öl benutzt werden.
7. Der Abziehstein
Der Grat, der sich beim Schleifen entstanden ist, beseitigt der Feinstschliff mit einem keramischen oder Wasser-Abziehstein ab 3000 JIS Körnung.
Oft wird ein Lederstreifen, beispielsweise die nahtlose Rückseite eines alten Gürtels, in Kombination mit Polierpaste fürs Finish benutzt.
8. Mit einem Lederriemen abziehen
Wichtig bei Benutzung eines Lederstreifens ist eine saubere Oberfläche, frei von verbliebener Polierpaste. Zur Reinigung reiben Sie mit den Fingern Ethanol in die Oberfläche und entfernen mit einem Tuch die gelöste Schleifpaste.
- Auf das getrocknete Leder können Sie auf etwa 10 cm Fläche die frische Schleifpaste dünn auftragen und mit den Fingerspitzen sorgfältig einreiben
- Da das manuelle Auftragen der Schleifpaste naturgemäß leicht ungleichmäßig ausfällt, hilft Lederpflege-Öl, eine plane Oberfläche zu bilden. Das Öl sollte anschließend Zeit bekommen, sich mit der Paste zu verbinden.
- Damit beim ersten Abziehen durch den Ölfilm aufgeschwemmte Schleifpartikel an ihrem Platz bleiben, ziehen Sie die Klinge im flachen Winkel mit moderatem Druck ab, um so die Schleifpaste nicht abzukratzen, sondern ins Leder zu drücken. Den gleichen Effekt erzeugt das Anwärmen des Leders mit einem Föhn.
Abziehen mit einem Lederriemen – die Technik in 3 Schritten
- Zuerst muss der Lederriemen durch Aufkleben auf ein planes Holzstück oder eine rutschfeste Unterlage fixiert werden.
- Lokalisieren Sie den Grat durch Ertasten mit der Fingerspitze oder schauen Sie bei gutem Licht nach glänzenden Stellen an der Schneidekante. Auch Kratzer im Leder sind Hinweise auf Grate.
- Ziehen Sie die Klinge im gleichen Winkel wie beim Schleifen, aber “rückwärts”, entgegen der Schneiderichtung, mit mäßigem Druck ab.
Den Vorgang auf beiden Seiten wiederholen, bis die Kante sich glatt anfühlt.
Welche Körnung wofür?
Mehrere Schleifgänge werden mit Körnungen von grob bis fein durchgeführt. Dabei entsteht je nach Zusammenspiel von Stahl und Stein ein typisches Schliffbild.
- Körnung 80-220 - zum Schruppen (grobe Formgebung, Herausschleifen von Ausbrüchen oder Riefen, Korrektur des Schleifwinkels)
- Körnung 800-2000 - zum Schärfen stumpfer Klingen
- Körnung 3000-12000 - zum Polieren und Abziehen des Grates
Lesenswert: Der richtige Schleifstein für Carbonstahl Messer
Internationale Normen für Schleifmittel-Körnungen
Die Schleifstein Körnung bestimmt die Feinheit des Schleifmediums.
Eine Schleifstein Körnung Tabelle ermöglicht den direkten Vergleich internationaler Normen mit der oft angegebenen Korngröße nach Micromesh (MM).
MM berechnet sich aus der Anzahl Partikel, die durch ein Quadratzoll verschieden großer Maschen eines Siebes hindurchfallen. Ein Schleifmittel der Körnung 1000 beispielsweise passiert demnach ein Sieb mit 1000 Maschen pro Quadratzoll.
Die wichtigsten Bezeichnungen lauten:
- FEPA (Fédération Européenne des Fabricants de Produits Abrasifs) - In Deutschland am meisten gebrauchte Norm. Die Vereinigung der europäischen Schleifmittelproduzenten kennzeichnet Papier mit FEPA P und die Körnungen von Schleifmitteln mit FEPA F.
- JIS (Japanese Industrial Standard) - Die japanischen Normen bestimmt die „Japanese Standards Association“.
- ANSI (American National Standards Institute) - Das Institut zur Festlegung amerikanischer Normen.
- Micron - Der griechische Buchstabe „Mü“ (μ) kennzeichnet die Maßeinheit für ein Tausendstel Millimeter (0,0001 mm).
Fazit
Wie bereits anfangs erwähnt, sind für den durchschnittlichen Benutzer vor allem künstliche Wassersteine interessant, da sie einfach zu bedienen sind, nicht viel Geld kosten und gute Schleifergebnisse liefern.
Weiterhin müssen Sie beim Kauf eines Schleifsteins darauf aufpassen, in welcher Norm der Händler die Körnung bezeichnet - nach europäischem, japanischem oder amerikanischem Standard.
Abgesehen davon, ist das erfolgreiche Schärfen von Messern noch weitaus mehr von Ihrem gekonnten Umgang mit dem Schleifutensil abhängig und weniger von der Beschaffenheit des Schleifsteins selbst.
Und nun zu Ihnen, wie schärfen Sie Ihre Messer?
nun ja,
da ich entweder ungeschickt bin oder zu wenig Talent habe meine Klingen von Hand zu schleifen, greife ich zum Knife & Tool Sharpener von Work Sharp.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, damit bekomme ich derart unverschämt scharfe Klingen, was wohl auch ein Grund ist immer wieder nein zum Schleifstein zu sagen.
Rasiertest und Zeitungspapiertest werden spielend bestanden. Neulich habe ich mich beim Zuklappen des Helle Skale Taschenmesser derart geschnitten das mir angst und bange wurde.
Mit dem Stein bekomme ich es einfach nicht hin, auch das Lansky Schärfset hat mich nicht begeistert, das war mir viel zu mühsam. Leider :o(
Ouch!
Den Umgang mit dem Schleifstein zu lernen, muss man wirklich wollen.
Ich habe mich schon etlichen verdutzten Gesichtern und Fragen stellen müssen, wieso ich mir das denn überhaupt antue. Wenn es doch elektrisches Gerät, Fachleute und letzten Endes sowas wie die einfachen Messerschärfer zum Abziehen gibt.
Gibt es!
Aber jedem das Seine. Hochwertigen Klingen schenke ich gerne etwas mehr Aufmerksamkeit.
Ja da ist wohl was dran.
Im Muela Zertifikat meiner neuesten Errungenschaft dem Muela Kodiak 60. Jubiläumsmesser (habe übrigens die Nr. 294/999) wird ja auch ausdrücklich darauf hin gewiesen den Stahl nicht mit rotierenden Schleifern zu malträtieren. „Heul“
Stellt sich nun die Frage, wie bekomme ich es am schnellsten vernudelt, mit dem Work Sharp oder mit den Stein.
Ja es darf ruhig gelacht werden………