Spyderco Manix 2 im Test – Rambos Zweitmesser

Seit 2004 produziert der US-amerikanische Hersteller Spyderco das Manix, das mittlerweile als Spyderco Manix 2 in der zweiten Generation erhältlich ist.

Es ist unverkennbar ein Spyderco Design, wenngleich hier der Sohn des Meisters Sal Glesser, Eric Glesser, am Werk war.

Das fängt an bei der typischen, blattförmigen Klinge inklusive dem typischen Loch oder so genannten Spyderhole.

Aber auch die anspruchsvolle Verarbeitung, die hohe Qualität der Materialien sowie mehrere patentierte Design-Innovationen stehen für ein typischen Spyderco Taschenmesser.

Das alles hat seinen Preis, ist ihn aber auch wirklich wert. Und das gilt auch für das Manix 2.

Das Spyderco Manix 2

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Spyderco ist wirklich zu Recht einer der renommiertesten Hersteller von Klappmessern. Die Qualität hat zwar ihren Preis, aber dafür bekommt man auch ein Taschenmesser, das locker mit hochpreisigeren Messern konkurrieren kann.

Das gilt insbesondere für das Spyderco Manix 2. Doch bevor ich mich erkläre, muss erst einmal geklärt werden, um welches Variante es genau gehen soll.

Denn wie so of bei Spyderco, zum Beispiel auch beim Endura 4 oder Delica 4, werden die Messer permanent verbessert und zusätzlich in vielen unterschiedlichen Varianten angeboten.

Technisches

Das Spyderco Manix 2, auf das ich hier eingehe, hat

  • einen 154CM Klingenstahl,
  • Flachschliff,
  • G10 Griffe,
  • eine Gesamtläge von 20,3 cm und wiegt
  • 143 g.

An der Auswahl dieser Daten zeigen sich die Unterschiede zu den anderen Varianten.

Lightweight, XL und andere

Da ist zum einen das Manix 2 Lightweight, das wie der Name schon sagt, leichter ist aufgrund der FRCP Griffe statt G10.

Zum anderen gibt es das Manix XL, das etwas größer und (noch) schwerer ist. Darauf werde ich noch zu sprechen kommen.

Und schließlich gibt es mittlerweile auch eine Manix 2 Variante, die den Originalstahl des Manix verwendet – den großartigen CPM S30V. Auch darauf werde ich noch genauer eingehen.

Daneben gibt es auf dem Markt eine Vielzahl anderer Varianten, zum Beispiel Wellenschliff, Kombiklinge oder – mein Favorit –, die „Glow in the Dark“-Griffschalen für den nächtlichen Outdoor-Einsatz des Manix XL.

Die Klinge

Die Länge der Klinge bei diesem Spyderco Manix 2 beträgt 8,6 cm, die Klingenstärke liegt bei 3 mm.

Das ist definitiv eine der größeren Klingen, dazu noch recht robust, die durchaus über den durchschnittlichen EDC Einsatz hinausgehen kann. Nicht ohne Grund wünscht man sich vielleicht ein Manix, das im Dunkeln leuchtet.

Die Klinge hat zudem relativ wenig Bauch und läuft spitzer und feiner zu, als zum Beispiel das Spyderco UKPK. Das erleichtert generell das Einstechen.

Auch wenn die Stärke der Klinge – wie auch die ganze Verarbeitung des restlichen Messers – das Vertrauen in dieses Messer immens stärkt und man sicher Löcher in weiches Holz bohren kann, bei anderen Materialien – zum Beispiel das Aufhebeln eines extrem festen Metalldeckels – wäre ich etwas vorsichtig mit dieser Spitze, die doch recht fein wird.

Aber das zeigt eigentlich nur, dass man dem Spyderco Manix 2 ziemlich viel zutraut – und auch zutrauen kann. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Fans des Manix 2 ihrem Messer noch ganz andere Dinge antun. Aber man muss es ja nicht herausfordern.

154 CM vs. S30V

Der Stahl, wie schon gesagt, ist 154CM. Dieser ist mit der Rockwell-Härte 60-61 angegeben, das ist schon ordentlich. Die Korrosionsresistenz ist auch in Ordnung.

Und die Schneideleistung bleibt auch nach einigen missbräuchlichen Anwendungen, die ich weiter unten beschreibe, recht gut.

S30V wäre einem erfahrenen Messerbesitzer sicher wesentlich lieber, und das original Manix war tatsächlich auch damit ausgestattet.

Ausschlaggebend für Spyderco, dies zu ändern, war sicher der Preis. S30V wird von Crucible Steel hergestellt und ist wesentlich teurer als 154CM, da er auf einer Vanadium-Verbindung basiert.

Das ist Premiumstahl, der aber eben auch, dass muss man sagen, etwas mehr Expertise beim Schleifen verlangt.

Aber Spyderco wäre nicht einer der marktführenden Messerhersteller, wenn sie sich nicht Qualität auf die Fahnen schreiben würden: und so sind sie tatsächlich wieder zum S30V übergegangen, auch bei einer Variante des Manix 2.

Für unsere Zwecke ist der 154CM, der ohnehin im oberen Leistungsspektrum rangiert, vollkommen ausreichend.

Ball-Bearing Lock

Da wir schon von Qualität sprechen, und anders ist das bei Spyderco auch gar nicht möglich: das Spyderco Manix 2 hat das innovative, patentierte Ball-Bearing Lock.

Wie man auf den Bildern sehen kann befindet es sich zwischen den Platinen direkt hinter dem Gelenk. Es wird mit einem kleinen Stift arretiert und sieht eigentlich so aus, als bestehe es im Prinzip aus einer Kugelschreiber-Feder.

Wie gesagt, es sieht so aus. Der Eindruck täuscht, denn tatsächlich hätte man an diesem Kugelschreiber keinen großen Spaß. Die Feder ist so fest, dass man sich erst daran gewöhnen muss.

Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Dieses Lock sitzt extrem fest. Punkt.

Zusätzlich sorgen die Edelstahl-Platinen unter den G10 Schalen für Stabilität und Halt.

Man merkt sofort, dass man dem Spyderco Manix 2 schon extrem viel Gewalt antun müsste, um das Gelenk, diese Sicherung oder die Lagerung der Klinge irgendwie zu beeinträchtigen.

Im Gegenteil, diese Verarbeitung schürt das Vertrauen in dieses Messer, es auch für schwere, harte Arbeiten einzusetzen, zum Beispiel solche, die ein Drehen der Klinge erfordern.

Griffe und Handling

Zunächst muss man sagen, dass das Manix 2 nicht gerade ein Leichtgewicht ist. Durch die skelettierten Stahl-Liner ist es zwar etwas leichter als sein Vorgänger, aber immer noch deutlich schwerer als zum Beispiel das Endura 4.

Das heißt also, man merkt, dass man das Messer in der Hosentasche dabei hat. Übrigens kann der Gürtelclip nur seitenversetzt, aber nicht zu einem Tip Down umfunktioniert werden, weil das Lock im Weg ist. Aber es hat eine extra Öse für ein Lanyard, das nur nebenbei bemerkt.

Einhand-Messer

Zurück zum Handling. Wie immer ist das Spyderhole beidseitig und superleicht einhändig zu benutzen. Und wie immer lässt sich das Messer sehr zügig und ohne großen Widerstand öffnen.

Was das Lösen des Locks angeht, sieht das etwas anders aus. Ich habe schon erwähnt, dass die Feder etwas schwergängig ist. Mit Handschuhen und wenn das Messer ganz neu ist, finde ich es etwas schwierig, das Manix 2 mit einer Hand zu schließen. Aber mit der Zeit hat sich die Feder etwas besser eingespielt.

G10-Griffe

Das Spyderco Manix 2 ist sicher kein kleines Messer, sondern gehört eher zu den größeren und schwereren EDC Messern. Man kann zu Recht eine sehr gute Perfomance gerade bei schwereren Arbeiten erwarten.

Und diese Arbeiten werden auch ganz wunderbar von den ganz bemerkenswerten Griffen unterstützt.

Das Messer hat G10 Griffschalen mit Edelstahl-Platinen oder Linern. Das ist mittlerweile bei Qualitätsmessern gang und gäbe. Dieses Messer hat bereits etwas an Gewicht abgespeckt dadurch, dass die Liner skelettiert sind, was aber der Stabilität keinen Abbruch tut.

Fingermulden

Die Griffe des Spyderco Manix 2 sind fantastisch ergonomisch geformt.

Das Messer hat zwei Fingermulden, beide mit extra-rutschfestem Jimping. So kann man das Messer entweder komplett mit vier Fingern greifen, oder mit dem Zeigefinger am Klingenansatz und dreien am Griff.

Auch der Umkehrgriff ist bei diesem Messer ganz wunderbar. Und die Daumenrampe, wiederrum geriffelt, sorgt für sicheres Arbeiten, die etwas mehr Nachdruck erfordern.

Die G10-Textur ist natürlich top. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich die Struktur beim Delica 4 oder auch Endura 4 ein wenig griffiger. Vielleicht ein Frevel, aber ich denke, dass ist reine Geschmackssache. Und außerdem sind sie ohnehin sehr ähnlich strukturiert.

Jimping

Was sich aber in der Tat im Vergleich mit diesen Spyderco Messern unangenehmer bemerkbar macht, ist das leicht aggressivere Jimping. Das ist allerdings keine Kritik. Denn das Manix 2 ist für härtere Arbeiten als die anderen beiden gedacht, und das bedeutet zwei Dinge.

Zum einen braucht man generell etwas mehr Rutschfestigkeit, zum anderen erhöht sich dieser Faktor noch, weil man wahrscheinlich eher Handschuhe dabei tragen wird.

Kurz gesagt: Auch bei etwas heftigeren Arbeiten, und das bringt mich schließlich zum Test, hat man das Spyderco Manix 2 fest im Griff, egal, in welchem. Und das Handling ist einfach exzellent.

Spyderco Manix 2 Test – Autoreifen und Kupferkabel

spyderco manix 2 im testJetzt aber zum Test. Wie immer bei Spyderco wird auch das Manix 2 in der Schärfe als Rasiermesser ausgeliefert, ich habe es gleich tatsächlich als solches getestet.

Der Flachschliff, klar, bietet sich schön für das übliche Schneiden und Schnippseln an, und man bekommt tatsächlich eine Monsterschneide. Das liegt auch an den Spyderco Schneiden im Allgemeinen, die auf 15 Grad geschliffen sind im Gegensatz zu den handelsüblichen 20 Grad.

Durch die sehr hohen Erwartungen an die Spydercoo Qualität und der Stärke und Größe des Manix 2 will man sich allerdings erst gar nicht mit Zwiebel schneiden aufhalten. Erst recht nicht, wenn es einem endlich so perfekt und gewichtig in der Hand liegt.

Härtere Gangart

Also gut. Die Kartons sind schon immer ein fieser Test für jede Schneide. Die Taue auch. Aber dieses Messer schreit förmlich danach, etwas mehr gefordert zu werden.

Kupferkabel durchschneiden, Autoreifen, Äste hacken, das Spyderco Manix 2 hält Stand. Auch nachdem ich es noch aus zwei Metern Höhe auf einen Block hab fallen lassen und es doch – Gewicht sei Dank – recht gut feststeckte, dennoch: Die Klinge sitzt fest, das Handling ist unbeeinträchtigt.

Muss man das Messer danach schärfen – klar! Aber bei weitem nicht so, wie man es erwarten würde. Und der 154CM geht extrem gut zu schärfen, so dass ich keine Probleme damit hatte.

Das Manix 2 ist extrem überzeugend mit einer überraschend guten Durchschlagskraft. Eher ein Rambo als James Bond. Beide sind notfalls tödlich, aber das Manix 2 ist eben, salopp gesagt, der Mann für´s Grobe und für die Drecksarbeit.

Und durch seine Größe kommt das Manix 2 auch wirklich die Grenzen eines EDC Messers, obwohl man es immer noch recht bequem mitführen kann.

Fazit – Das Rambo Messer

Das Manix 2 ist vielleicht nicht so elegant wie beispielsweise das Paramilitary 2, dem James Bond der Spydercos, aber es ist ein extrem robustes Arbeitstier, das sehr zuverlässig auch die gröbsten Einsätze ohne Kratzer übersteht.

Das Spyderco Manix 2 ist bestimmt kein kleines Taschenmesser. Man kann sogar sagen, dass es für ein EDC an die Grenzen kommt, was funktional sinnvoll ist. Mein Vergleich mit Rambo legt es ja bereits nahe, der hat sich ja auch nicht mit einem klassischen Victorinox durch den Dschungel geschlagen.

Aber wer es im Gegenteil noch größer mag, Stichwort Outdoor, für den gibt es noch das Manix 2 XL.

Noch einmal – keine Kritik

Aber das ist sicherlich  keine Kritik, sondern nur eine Frage der Gewichtsklasse. Eric Glessers Design – der Sohn des Meisters – ist einfach beeindruckend gut. Sogar so gut, um es positiv zu formulieren, dass dieses EDC über seinen Einsatzbereich hinauswächst.

Wenn man ein alltagstaugliches Einhand-Taschenmesser möchte, ist man mit dem Delica 4 vielleicht besser beraten. Sucht man etwas vergleichbares in der Preis- und  Qualitätsklasse, dann bieten sich vielleicht auch EDC Messer Kershaw wie das Kershaw Cryo an.

Wenn man aber etwas sucht, was gröbere Arbeiten mit etwas mehr Nachdruck erledigt, dann ist das Manix 2 genau das richtige Messer.

Last but not least ist auch das Preis-Leistungsverhältnis super. Für diese Qualität und die anspruchsvolle Performance ist es wirklich jeden Cent wert.

Kommentare? Was halten Sie vom Manix 2 im Vergleich zum Paramilitary 2?

Über Max Wegner

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