Die Diagnose ergibt eine geschädigte Halswirbelsäule: Sie fragen sich, ob der Arzt Radfahren überhaupt noch erlaubt, doch unter bestimmten Voraussetzungen stehen die Aussichten relativ gut. Welches Fahrrad bei Bandscheibenvorfall HWS infrage kommt, lesen Sie hier.
Regelmäßiges Rad fahren ist bei einem Bandscheibenvorfall Ruhe, Abwarten und Wärme weitaus überlegen. Das wichtigste Kriterium dabei ist eine entspannte Sitzposition in möglichst aufrechter Haltung, passende Rahmengeometrie und eine hochwertige Federung.
Welches Fahrrad bei Bandscheibenvorfall HWS?
Radfahren nach einer Bandscheiben-Op empfehlen Physiotherapeuten als ideales Training kleiner Muskelgruppen, die helfen, Nacken und Rücken zu stabilisieren.
Bereits regelmäßige Ausfahrten von ein bis zwei Stunden pro Woche machen sich positiv bemerkbar – doch welche Kriterien sollte der Fahrradtyp erfüllen?
1. Aufrechte Sitzposition
Sportlich gestreckte Körperhaltung auf einem Rennrad oder Mountainbike zwingt den Fahrer, Hals- und Brustwirbelsäule in einem ungünstigen Winkel zu halten.
Das ist bei einem HWS-Syndrom denkbar ungünstig und bereitet Schmerzen. Der Rücken sollte möglichst gerade gehalten werden, so wie beim aufrechten Gang.
2. Passende Rahmengeometrie
Die Länge des Oberrohrs, die Sattelhöhe und der Lenker bestimmen ebenfalls die Sitzposition. Bestenfalls lassen Sie das Fahrrad von einem Profi auf Ihre Körpermaße anpassen oder entscheiden sich für einen Neukauf.
Der Sattel sollte maximal auf Lenkerhöhe montiert sein, besser noch darunter, und der Versatz optimiert werden.
3. Vollgefederter Rahmen
Stöße beim Überfahren von Unebenheiten übertragen sich direkt auf die Wirbelsäule.
Mit wenig Aufwand sorgt eine weich eingestellte Parallelogramm Sattelstütze für merkliche Dämpfung.
Maximale Schonung bei Bandscheibenvorfall verspricht ein sogenanntes Fully mit vollgefedertem Rahmen.
4. Gebogener Lenker
Die Abwinklung der Arme trägt ebenfalls zu einer entspannten Körperhaltung bei.
Steif durchgedrückte und belastete Ellbogen hingegen federn Erschütterungen nicht ab, sondern übertragen Stöße direkt auf die Schultergelenke und die Wirbelsäule. Taubheitsgefühle in den Händen sind unter anderem die Folge.
Verändern Sie den Sattel Versatz, den Vorbau und die Lenkerhöhe, bis die Ellbogen in leicht angewinkelter Haltung sind.
Der Lenker sollte höchstens so breit wie Ihre Schultern sein. Wählen Sie eine Form, deren Enden 12° oder 16° nach hinten gebogen sind.
Damit beugen Sie Verkrampfung der Nackenmuskulatur und Taubheitsgefühle in den Fingern vor, die von eingeklemmten Nerven herrühren.
5. Der richtige Sattel
Wechseln Sie zu einem ergonomischen Sattel in ausreichender Breite, denn in aufrechter Haltung ruht das meiste Gewicht auf den Sitzknochen.
Auf keinen Fall sollte der Sattel dick mit Schaumstoff gepolstert sein.
Teuer, aber unvergleichlich komfortabel ist ein Brooks Ledersattel oder ein SQlab Stufensattel mit Active-Technologie.
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6. Eine Federgabel
Da beträchtliches Gewicht auf dem Lenker lastet, sollten Sie eine gefederte Gabel einbauen lassen.
Die Federung hochwertiger Gabeln ist auf das Körpergewicht einstellbar, sodass die Arme und der Oberkörper bestmöglich entlastet werden.
Im Vergleich zu einem gefederten Rückbau an einem Fully dämpfen Lenker- und Sattelfederung Stöße jedoch weniger ab.
7. Breite Reifen
Als besonders komfortabel haben sich dicke Reifen erwiesen, die mit weniger Luftdruck aufgepumpt Unebenheiten wirksam abfedern.
Fragen Sie im Fahrradladen oder schauen in einer ETRTO-Tabelle nach, welche maximale Reifenbreite sich für Ihre Felgen eignet.
Achten Sie lediglich auf den übereinstimmenden Innendurchmesser des Mantels zur Felge.
8. Welcher Fahrradtyp ist empfehlenswert?
Sportmediziner betonen, dass bei Bandscheibenvorfall der HWS hauptsächlich die Sitzposition entscheidet, weniger ein bestimmter Fahrradtyp, denn die Rahmengeometrie unterscheidet sich je nach Hersteller.
- Hollandrad: Aufrechte Sitzhaltung und ein bequemer Sattel verschaffen mit minimalen Kopfbewegungen Überblick im Stadtverkehr. Der empfohlene Winkel zwischen Oberkörper und Armen sollte 90 Grad betragen
- Citybike: Für kurze Strecken ist das Citybike eine gute Wahl, wenn Lenker und Sattel nicht zu hoch eingestellt sind. Der richtige Sitzwinkel liegt zwischen 60 und 70 Grad
- Trekkingbike: Ein Tourenrad mit großem Radstand bietet mit 74 Grad eine natürliche Sitzhaltung. Sattel und Gabel mit Federung schonen die Wirbelsäule auf holprigem Kopfsteinpflaster
- Gravelbike: In steiler Sitzhaltung liegt der Winkel zwischen 73 Grad und 78 Grad. Auf dem robusten Rahmen mit breiten Reifen und einem gedämpften Hinterbau lassen sich längere Strecken bequem fahren
- Mountainbike: Von gestreckter Körperhaltung mit Gewichtsverlagerung auf den Lenker sollten sich MTB-Fahrer mit HWS Bandscheibenvorfall besser verabschieden. Sitzwinkel von 30 bis 60 Grad und Schussfahrten über raues Gelände sind wahres Gift für eine geschädigte Wirbelsäule
- Rennrad: Straßen sind zwar glatt, doch die abgewinkelte Kopfhaltung verstärkt Muskelverspannungen im Nacken und begünstigt Bandscheibenvorfall auf der gesamten Wirbelsäule extrem.
- Ein Dreirad für Erwachsene bietet die bequemste Art, Rad zu fahren. Mit verstellbarem Sitz und Lenkerwinkel sitzen Fahrer völlig entspannt beim Pedalieren mit Motorunterstützung
Lesen Sie Trigo Up Erfahrungen und sehen Sie die Vorstellung im Video:
9. Wie lange dauert die Pause nach einer HWS-OP?
Abgesehen von der Wahl des richtigen Fahrrads, verordnen Ärzte aufgrund der Sturzgefahr je nach Schwere der Halswirbelsäulen-OP (HWS) sechs Wochen bis sechs Monate Fahrpause.
Halten Sie durch, bis der Arzt grünes Licht gibt, sonst riskieren Sie womöglich lebenslange Beschwerden.