Heute möchte ich Euch einen Gastbeitrag von Junas präsentieren. Er schreibt darin über das Phänomen „Every Day Carry“ (EDC) und seine Erfahrungen damit. Weitere interessante Artikel von Junas findest du auf seiner Seite DasBesteZeug.de
Every Day Carry (oder abgekürzt EDC) ist ein Sammelbegriff aus den USA und bezeichnet all die Sachen, die wir im Alltag in unseren Taschen mit uns führen.
Wenn du also kurz in deine Hosentaschen langst und den gesamten Inhalt auf deinen Schreibtisch leerst, so hast du einen ziemlich guten ersten Eindruck davon, worum es geht.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handle sich hierbei doch nur um eine Banalität.
Doch wie so oft ist der erste Schein trügerisch.
Schon eine schnelle Google-Suche nach „Every Day Carry“ spuckt 230 Millionen (!) Ergebnisse aus.
Im Vergleich dazu liefert eine Suche nach „Weltfrieden“ nur 857.000 Treffer. Es steckt also wohl etwas mehr dahinter als zunächst vermutet.
Meine Erfahrungen mit Every Day Carry
Wenn ich auf meine eigenen Erfahrungen mit Alltagsgegenständen zurückblicke, stelle ich fest, dass die Auswahl meiner Begleiter in jungen Jahren eher zufällig war und sich mit der Zeit gewandelt und gefestigt hat.
Immer wieder haben im Laufe der Zeit kurzfristige Trends, die schon längst wieder verschwunden sind, eine Rolle gespielt.
Ein großer Einfluss waren auch technologische Fortschritte. Beispielsweise werden sich nur noch wenige Menschen an das Tamagotchi erinnern, obwohl es eine kurze Zeit lang jeder in seiner Tasche hatte.
Das Smartphone hingegen ist heute wie selbstverständlich ein täglicher Begleiter in der Hosentasche. Jedoch wurde das iPhone erst vor zehn Jahren (!) eingeführt und es dauerte noch etliche Jahre, bis wirklich fast jeder ein Smartphone hatte.
Von Every Day Carry war damals noch keine Rede.
Grundsätzlich verlief die Entwicklung bei mir so, dass meine Auswahl immer strukturierter und unerschütterlicher wurde.
Durch Erfahrung, Ausprobieren und Abgucken etablierten sich einige grundsätzliche Gegenstände, die ich anschließend nie wieder aussortierte und zum Teil seit Jahrzehnten bei mir trage. (Natürlich werden verbrauchte Sachen erneuert und ersetzt.)
Diese haben sich, insbesondere in der richtigen Kombination, immer wieder bewährt und konnten durch keinen Trend verdrängt werden.
Oft habe ich mir dabei gedacht: ‚Mensch! Warum musstest du dir das über all die Jahre so hart durch Fehler und Irrtum erarbeiten. Warum hat dich mit 16 Jahren keiner beiseite genommen und dir klipp und klar gesagt, wie der Hase läuft?‘
Beginn der globalen Every Day Carry Bewegung
Und genau hier kommt das Phänomen EDC zum Zuge.
Ein junger Mann namens Bernard Capulong hatte sich exakt mit denselben Gedanken beschäftigt und nahm sich vor, das Thema akribisch zu untersuchen und wissenschaftlich aufzurollen.
Mit diesem Ziel gründete er die Website everydaycarry.com.
Dort schreibt er zum Thema:
[pullquote align=“normal“ cite=“Bernard Capulong“]I’ve always had a passion for gadgets and gear. Having studied biomedical engineering in college, I paid close attention to useful design. My borderline obsessive research as a result of my academic background and serial hobbyism led to the creation of Everyday Carry in 2009 as a personal blog to document neat finds, curate quality content, and to share a favorite interest of mine with new audiences.[/pullquote]Dieser Blog kann als Beginn einer Bewegung angesehen werden, die enorme Ausmaße erreicht hat und von Wikipedia sogar als „Weltanschauung“ bezeichnet wird.
Es ist im Nachhinein verständlich, dass sich viele Menschen angesprochen fühlten, die genau so oder so ähnlich dachten, wie ich es weiter oben beschrieben habe.
Endlich gab es eine Plattform, um sich über dieses kleine, wenn auch wichtige Thema auszutauschen.
Hier war also ein Blog, der einen endlich beiseite nahm und klipp und klar aussprach, wie der Hase läuft. Ich selber bin erst viel später auf das Phänomen Every Day Carry aufmerksam geworden, doch wie nicht anders zu erwarten, decken sich viele der Kernaussagen und Empfehlungen genau mit meinen Erfahrungen.
Die wichtigsten 9 Gegenstände im EDC
Was genau sollte man also im Alltag immer mit sich führen?
Ich würde dazu gerne eine Aufteilung in drei Bereiche mit absteigender Priorität vorschlagen. Jeder Bereich umfasst jeweils drei Gegenstände, womit wir auf neun Utensilien kommen.
Ich halte diese Anzahl für genau richtig: Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig.
Die ersten drei Punkte (der „Kernbereich „sozusagen) enthalten die Gegenstände, die meiner Meinung nach absolut unverzichtbar sind.
Bei diesen Gegenständen fällt mir eine Diskussion schwer.
Der „Konsens-Bereich“ mit den Gegenständen 4 bis 6 ist schon etwas angepasster an die Lebensgewohnheiten des jeweiligen Trägers, sollte jedoch noch die Bedürfnisse der allermeisten Menschen umfassen.
Hier lasse ich auch gerne mit mir diskutieren.
Der „Komfort-Bereich“ mit den letzten drei Utensilien hingegen gestattet höchst individuelle Gegenstände, die frei zusammengesetzt und je nach Situation, Jahreszeit oder Ort neu kombiniert werden können.
In diesem Bereich kann man auch am meisten über den individuellen Menschen herauslesen.
1. Schlüsselbund
Unsere Schlüssel sind natürlich unersetzbar und essentiell. Schließlich braucht jeder ein Dach über dem Kopf und ohne Schlüssel würden wir schwer wieder in unsere Wohnung kommen.
Auch unser teures Auto ist nichts mehr Wert ohne den kleinen, unscheinbaren Schlüssel.
Nicht umsonst steht der Schlüssel par excellence als Symbol für den „Türöffner“, für die Lösung eines Problems.
Ein guter Schlüsselbund beherbergt unsere sämtlichen Schlüssel, ohne dass diese den anderen Tascheninhalt oder den Hosenstoff selber beschädigen können. Etwa in einem Ledermäppchen mit Reißverschluss oder in einer Schlüsselglocke. Wenn du dich wunderst, warum du stets so viele Löcher in den Taschen hast, dann kennst du jetzt die Ursache ;-).
Der Schlüsselbund kann an einer Kette angebracht sein, oder lose in der Tasche stecken. Neben Schlüsseln kann er eventuell auch einen Notgroschen, Karabinerhaken, USB-Sticks, Chips für Einkaufswägen oder ein Stück Paracord-Schnur enthalten.
2. Geldbeutel
Ohne Moos nichts los. Ein Leben ohne Geld ist in unserer modernen Gesellschaft einfach nicht denkbar.
Ein Geldbeutel, am besten aus einem guten Leder mit starken Nähten, nimmt all unser Geld auf und noch vieles mehr:
- Kreditkarten,
- Ausweise,
- Krankenkarten,
- Fahrkarten,
- Kondome,
- USB-Sticks,
- Familienfotos etc.
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Der Geldbeutel steht somit für Unabhängigkeit, Identität und Sicherheit. Ob das Kleingeld ebenfalls dort hinein gehört oder lose in die Hosentasche, ist heftig umstritten und wird sich wohl nie abschließend klären lassen.
Übrigens soll eine Karpfenschuppe im Geldbeutel Glück und Geldsegen bringen. In Lettland gibt es diese sogar eingeschweißt zu kaufen.
3. Smartphone
Unglaublich schnell hat sich das Smartphone in den EDC-Kernbereich vorgeschoben.
Ein Leben ohne Smartphone, geschweige denn ohne ein Handy überhaupt, ist für viele Menschen in den westlichen Gesellschaften undenkbar geworden.
Auch wenn ich selber unterwegs sehr selten online bin und keine Sozialen Netzwerke nutze, das Smartphone habe ich natürlich immer mit dabei.
Lesenswert: Outdoor Smartphones – Hohe Kapazität und Panzer-Cover
Es bietet für seine Größe (übrigens auch offline) einfach den meisten Nutzen:
- Kontakte,
- Uhrzeit,
- Kalender,
- Musik (auch per Verbindung zu Bluetooth Boxen),
- Kamera,
- Taschenlampe,
- Notizblock,
- Aufnahmegerät,
- Navi
- und so weiter und so fort.
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4. Taschenmesser
Wie der Name schon sagt, sollte ein kleines stabiles Taschenmesser in niemandes Tasche fehlen. Über den praktischen Nutzen im Alltag lässt sich eigentlich nicht streiten.
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Ob als Schneidwerkzeug, Schere, Flaschenöffner, Dosenöffner, Brieföffner oder zum Schälen eines Apfels. Das Taschenmesser verrichtet zuverlässig jeden Tag seinen Dienst.
Dennoch verzichten immer noch viele Menschen auf diesen nützlichen Begleiter.
Sorry, aber da waren unsere Vorfahren in der Steinzeit schon weiter. Deshalb ist ein gutes Taschenmesser Bestandteil von jedem ordentlichen Every Day Carry Set.
5. Feuerzeug
Mit der Fähigkeit Feuer zu machen, begann die Menschwerdung auf dem Planeten Erde.
Zugegeben, man wird als Nichtraucher nicht oft ein Feuer anzünden müssen, aber für den Fall der Fälle sollte man immer ein gutes BIC-Feuerzeug einstecken haben.
Es geht doch schneller, als man denkt, und man findet sich während eines Tagesausflugs in einer Notsituation wieder.
In so einem Fall sorgt ein Feuer für Wärme, Trinkwasser, Essen, Schutz und Zuversicht.
Aber auch in weniger dramatischen Alltagssituationen, etwa beim Grillen, bei Geburtstags- oder Weihnachtsfeiern sowie beim Flaschenöffnen geht einem ein Feuerzeug gut zur Hand.
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6. Schnur
Dieser Gegenstand wird oft übersehen.
Auf Anhieb fällt einem nicht ein, wofür man ihn unbedingt brauchen könnte. Doch er ist der am schwierigsten zu ersetzende Gegenstand, wenn man ihn nicht dabei hat.
Man kann mit etwas Schnur schnell und zuverlässig Sachen festbinden, reparieren, kaputte Gürtel, Schuhbänder und Schnallen ersetzen, lose Gegenstände umwickeln, sowie sich etwas umhängen.
Ein Paracord-Armband oder etwas Schnur am Schlüsselbund ist einfach Pflicht. Selbst zwei Meter Schnur nehmen kaum Platz weg und wiegen so gut wie nichts. Für mich absolut Pflicht.
7. Schreibstift
Wenn man schreibfaul ist und seit dem Schulabschluss nichts mehr geschrieben hat, sollte man vielleicht eine Alternative (etwa eine LED-Taschenlampe) in Betracht ziehen.
Für mich ist ein guter Kugelschreiber jedoch unverzichtbar, denn auch heutzutage ist längst nicht alles digital erfassbar. Unverzichtbar, um schnell eine Nachricht aufzuschreiben, Nummern zu notieren oder Notizen zu machen.
So habe ich auch immer etwas zur Hand, wenn mir unterwegs Ideen für einen Artikel kommen oder wenn ich interessante Beobachtungen mache.
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Außerdem arbeite ich gerne mit Listen, denn was ich mir aufschreibe muss ich mir nicht mehr im Kopf merken. Das ist sehr angenehm und gibt einem Ruhe und Gelassenheit.
Beim Einkaufen beispielsweise kann ich gemütlich die Liste abarbeiten, statt mein Hirn auf Hochtouren laufen zu lassen und sowieso die Hälfte zu vergessen.
Ähnlich ist es, wenn man Nachts nicht schlafen kann, weil einem etwas im Kopf herumgeht und einem keine Ruhe lässt. Kurz das Licht anknipsen, aufschreiben und wieder friedlich einschlummern.
Probier es aus.
Lesenswert: Tactical Pen – Eine unsichtbare Waffe
8. Stofftaschentuch
Nichts hasse ich mehr als Tempo-Taschentücher. Ein sauberes, hochwertiges und ordentlich gefaltetes Taschentuch sollte immer schnell zur Hand sein, wenn man etwas verschüttet, die Hände trocknen möchte oder einfach mal die Nase putzen muss.
Im Notfall kann man es nass machen und zum Kühlen benutzen oder schnell eine Schnittwunde verbinden. Ich habe auch festgestellt, dass ich die Tücher genauso oft anderen zur Verfügung stelle, wie ich sie selber nutze.
Jeder kann also ein Stofftaschentuch gebrauchen. Die meisten legen nur keinen Wert darauf. Bedingung ist allerdings stets ein frisches und sauberes Tuch einzustecken, sonst verkehrt sich der Nutzen in das Gegenteil!
Das Tuch muss mindestens täglich ausgetauscht werden.
Deshalb sollte man sich einige Packungen zulegen und immer ausreichend Vorrat bereit halten. Ich empfehle mindestens 12 Tücher, so dass trotz Wäsche immer ein ganzer Wochenbedarf sauber und bereit im Schrank liegt.
9. Armbanduhr
Eine gute Armbanduhr ist ein treuer und praktischer Begleiter, der nicht nur zuverlässig die Zeit, sondern auch das Datum anzeigt und darüber hinaus viele weitere nützliche Eigenschaften, wie etwa einen Wecker, eine Stoppuhr, einen Timer usw. haben kann.
Außerdem muss man nicht ständig sein Smartphone hervorholen oder andere nach der Uhrzeit fragen. Mittlerweile gibt es sogar Armbanduhren mit Thermometer, Höhenmesser, Kompass und weiteren unglaublichen Funktionen.
In unserer modernen Gesellschaft ist alles genau durchgetaktet, und auf Pünktlichkeit sollte man aus Prinzip Wert legen.
Schließlich ist die Lebenszeit das wertvollste was wir im Leben haben und wir sollten die Zeit unserer Mitmenschen respektieren und sie nicht ständig unnötig warten lassen.
Dabei hilft dir eine Uhr am Handgelenk.
Fazit
Diese Auswahl ist selbstverständlich höchst subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das kann sie auch gar nicht, denn jeder Mensch ist anders und hat andere Vorlieben.
Dennoch wage ich zu behaupten, dass man damit nicht schlecht fahren wird und viele der Utensilien finden sich verständlicherweise auch auf anderen EDC-Listen, wenn man danach recherchiert.
Dennoch ist es natürlich erlaubt oder sogar geboten, eigene Vorlieben zu berücksichtigen und Gegenstände auszutauschen und zu ergänzen.
Einige sinnvolle und gleichberechtigte Alternativen wären etwa eine EDC Taschenlampe, ein Multitool oder natürlich notwendige Medikamente.
Ich wollte auch noch einmal darauf hinweisen, dass Every Day Carry für mich die Gegenstände umfasst, die man im normalen Alltag in einer modernen Zivilisation, etwa in einer mittelgroßen Stadt benötigt.
Sollte man auf Reisen sein oder sich viel draußen in der Wildnis aufhalten, rate ich stark dazu, die Auswahl anzupassen. Auf Reisen beispielsweise nehme ich lieber eine hochwertige Brieftasche mit, in der ich Reisepass, Flugtickets und Hotelreservierungen etc. griffbereit aufbewahren kann.
Wenn ich wiederum mehrere Tage durch die Wildnis wandere, habe ich lieber ein Messer mit durchgehender Klinge, einen Feuerstein und immer eine robuste Trinkflasche dabei. Neben guter Ausrüstung sollte man sich für da draußen allerdings auch Bushcraft- und Survivalwissen aneignen.
Denn was man im Kopf hat, muss man nicht auf dem Rücken schleppen. Ein Survival-Kit ist schnell zusammengestellt und kann im Notfall Leben retten.
Wenn es dich interessiert: Über diese und andere Themen schreibe ich regelmäßig auf meiner Seite DasBesteZeug.de
Abschließend kann ich nur dazu raten, sich ab- und zu mit dem Thema Every Day Carry zu beschäftigen und hin und wieder den eigenen Tascheninhalt zu überprüfen. Vielleicht ist es mal wieder an der Zeit für dich, bestimmte Sachen auszumisten und durch andere zu ersetzen. Auf den unzähligen Seiten im Internet findest du bestimmt eine passende Auswahl, die dich anspricht und weiterbringt. Auch Maxi bietet hier auf seiner Seite eine unglaubliche Fülle an Tipps und hilfreichen Informationen.
Zu guter letzt würde es mich brennend interessieren, aus welchen Gegenständen dein eigenes Every Day Carry Set besteht und warum du dich ausgerechnet für diese Auswahl entschieden hast und welche Erfahrungen du damit sammeln konntest. Hinterlasse einfach einen Kommentar unter diesem Beitrag, so können wir alle davon profitieren.
Vielen Dank.
Ein Gastbeitrag von Junas
Junas schreibt auf seiner Seite „DasBesteZeug.de“ über Themen zu Bushcraft, Survival und Outdoor. Das Herzstück sind seine ausführlichen Erfahrungsberichte über gute Ausrüstung, auf die man sich verlassen können muss, wenn es darauf ankommt.
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Liebe EDC Freunde ich finde es nett was ihr alles aufzählt aber bin der Meinung dass etwas essenzielles fehlt. Keiner hat sich darüber noch gedanken gemacht, dass ein wichtiger Bestandteil des Überlebens (auch auf der Strasse) die Flüssigkeitszunahmen ist. Ohne etwas zu trinken ist man schnell am Ende. Wo sind die Faltbecher oder Schläuche um Flüssigkeit zu gewinnen, aufzufangen und zu transportieren?