Ein Riemenantrieb am Fahrrad erscheint sinnvoll: Ungeliebte Arbeiten wie Kette ölen und Ritzel wechseln gehören damit der Vergangenheit an. Für wen eignet sich diese interessante Alternative und gibt es auch Nachteile? Lesen Sie mit!
Der Riemenantrieb bietet in bestimmten Einsatzbereichen eine interessante Alternative zur klassischen Kette. Völlig wartungsfrei ist der Riemen allerdings nicht. Ich finde, die Vorteile überwiegen jedoch eindeutig und die lange Lebensdauer macht den höheren Preis zumindest teilweise wieder wett.
Welche Vorteile hat ein Fahrrad mit Riemenantrieb?
1. Fast wartungsfrei und wintertauglich
Während Ketten regelmäßige Reinigung und Schmierung erfordern, sind Riemenantriebe fast wartungsfrei. Vor allem im Winter, wenn Nässe und Streusalz auf Metallketten Rost bilden, spielt der Riemenantrieb seine Vorzüge aus. Bis -20 °C sind keine Leistungseinbußen zu erwarten.
Ein Argument für Büro-Pendler, die schon genug mit Schwitzen und anderen Problemen beim Radfahren zu tun haben: die Hosenbeine bleiben sauber.
2. Lange Haltbarkeit
Die Lebensdauer eines Riemens beträgt im Schnitt 15.000 bis 30.000 km Laufleistung. Das ist fünfmal länger als eine Kette.
3. Leichtes Gewicht
Eine Fahrradkette wiegt rund 300 g, ein Riemen liegt unter 90 g Gewicht.
4. Extrem leiser Lauf
Da keine Metallteile aufeinander arbeiten und die Reibung geringer ist, schnurrt der Carbon-Riemen kaum hörbar beim Fahren.
Welche Nachteile hat ein Fahrrad mit Riemenantrieb?
1. Der Riemen benötigt einen teilbaren Rahmen
Zwecks Anbau lässt sich eine Fahrradkette mittels einer Niete oder Kettenschloss öffnen, während der Riemen geschlossen eingebaut wird.
Erst ein Rahmenschloss an der hinteren Strebe zwischen Sattel und Nabe ermöglicht den Einbau des Riemens.
Zwecks Einstellung der Riemenspannung muss entweder ein exzentrisches Tretlager verbaut sein oder die Hinterradachse muss horizontale Ausfallenden aufweisen.
Die Stabilität des Rahmens muss gewährleistet sein – bitte sehen Sie der Sicherheit wegen von selbst zerschnittenen Rahmen ab.
Inzwischen hat Veer Cycle einen teilbaren Riemen auf den Markt gebracht, doch langzeitige Erfahrungen stehen noch aus.
2. Keine Kombination mit Kettenschaltung
Bisher ist ein Riemenantrieb nur mit einer Tretlager- oder Nabenschaltung (Nuvinci, Rohloff, Alfine, Pinion, Nexus) kombinierbar. Nachrüsten ist nur mit Rahmenschloss und genügender Steifigkeit des Rahmens möglich.
3. Hoher Preis
Ein Fahrrad mit Riemenantrieb liegt in der Regel weit über 1000 Euro.
4. Anfälliger gegen Fremdkörper
Verfängt sich ein Fremdkörper in dem Riemen, reagiert der Antrieb empfindlicher als eine Kette.
Sorgfältige Kontrolle nach kleinen Zweigen oder ausgerissenem Gras im Antrieb ist empfehlenswert, um Rissen vorzubeugen.
Warum müssen Riemen gespannt werden?
2018 gingen Rückrufe für Fahrräder mit Riemenantrieb der Hersteller Victoria und Ikea durch die Presse (1, 2).
Reißt ein Riemen leichter als eine Kette? Kunden reagierten verunsichert, doch zu Unrecht:
Tests begründeten die Ausfälle nicht mit dem Riemen selbst, sondern fehlerhafte Montage der Zahnscheiben führten zu den Schäden.
Marktführer Gates, der auch Antriebsriemen für die Industrie herstellt, verwendet den auf Fahrräder abgestimmten Zahnabstand von 11 mm.
Damit liegt die Größe von Riemenscheiben und Kettenblättern sehr nahe beieinander, was für den Einbau in Standard-Rahmen vorteilhaft ist.
Lesenswert: Die 7 besten Riemenantrieb Fahrrad Hersteller
Welche Probleme hat ein Fahrrad mit Riemenantrieb?
1. Einstellung der exakten Spannung des Riemens
Ein Fachmann sollte die Riemenspannung genau einstellen. Damit ist gewährleistet, dass Zahnscheibe und Zahnriemen auch bei wechselnder Geschwindigkeit optimal ineinander greifen. Zu lose Spannung erhöht den Tretwiderstand und der Riemen kann von den Zahnscheiben rutschen.
In der richtigen Spannung lässt sich der Riemen mit der Hand etwa einen Zentimeter eindrücken.
Hersteller Gates bietet zur Überprüfung den Krikit Spannungstester, den Eco Tension Tester sowie eine kostenlose iPhone App an.
Gates Krikit Ich Schätze
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Die Werte orientieren sich an den technischen Empfehlungen (3).
2. Schräglauf erhöht Verschleiß
Läuft der Riemen schräg über die Zahnscheiben, erhöht sich der Materialverschleiß. Gleichzeitig steigt das Risiko, dass der Riemen reißt. Bereits geringste Veränderungen der werksmäßigen Einstellungen haben einen Einfluss auf den Verschleiß.
3. Riemenantrieb quietscht
Geräusche können entstehen, wenn der Riemen stark gegen den Flansch an den Riemenscheiben schleift. Ursachen dafür sind durch Verschleiß beschädigte Antriebskomponenten sowie die falsche Ausrichtung des Laufrades oder der Riemenscheibe.
Prüfen Sie die Riemenscheibe auf festen Sitz und ziehen die Schrauben gegebenenfalls nach.
Am Riemen klebender Sand und Wasser beim Befahren von MTB-Trails kann Quietschen verursachen. Spülen Sie den Riemen mit Wasser ab, lassen ihn trocknen und sprühen ihn dünn mit Silikonspray ein.
Für wen eignet sich ein Riemenantrieb?
- Pendler – Wer ganzjährig mit dem Fahrrad zum Job fährt, kommt sauber an und profitiert von geringem Wartungsaufwand.
- Touren- und Vielfahrer – Radler, die oft auf langen Strecken unterwegs sind, freuen sich über niedrigen Verschleiß. Dem Rad-Urlaub steht damit nichts im Wege, auch leistungsorientierte Radsportler nutzen oft den Riemenantrieb.
Lesenswert: Fahrrad Riemenantrieb Probleme (und Lösungen!)
Wie pflege ich den Carbonriemen?
Carbonriemen weisen gute Beständigkeit gegen Chemikalien auf. Der Kontakt mit Reinigungsmitteln und Wasser ist unbedenklich, nur langes Einweichen in Reinigungslösungen ist nicht empfehlenswert. Eine dünne Schicht Silikonspray wirkt effektiv gegen Geräuschentwicklung.
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