Fahrradfahren ist mehr als ein Freizeitsport: Täglich benutzt kann der Sattel bei Frauen Beschwerden verursachen. Symptome wie Jucken, Schmerzen am Beckenboden bis hin zu Hautverletzungen im Intimbereich nehmen Fahrradhersteller in die Pflicht, Frauensättel zur Entlastung des Genitalbereichs zu entwickeln. Gibt es Maßnahmen, negativen Auswirkungen und Schmerzen an der Scheide nach dem Fahrradfahren vorzubeugen?
Den Sattel für alle Frauen gibt es nicht. Vielmehr nützt ein teurer Sattel gar nichts, wenn die falsche Sitzposition zu schmerzhaften Veränderungen im Intimbereich führt. Frauen fahren ihrem Knochenbau entsprechend am komfortabelsten mit einem ausreichend breiten Sattel, der durch eine kurze und abgesenkte Nase genügend Bewegungsfreiheit lässt.
Nach dem Fahrradfahren Schmerzen an der Scheide – Was tun?
Schmerzen in der Genitalregion betreffen nicht allein Leistungssportlerinnen, sondern auch Frauen, die das Fahrrad als Transportmittel intensiv nutzen.
Man spricht nicht darüber, wenn sich durch Druckbelastung Schwellungen oder schmerzhafte Entzündungen bilden.
Alle Symptome treten in der Auflagefläche des Sattels auf.
Es konnte kein Zusammenhang mit erhöhtem Body-Mass-Index und verstärkten Empfinden gegenüber Druck und Erschütterungen nachgewiesen werden.
Trainierte Leistungssportlerinnen leiden ebenso unter Beschwerden, wie gemütlich fahrende Damen mit Übergewicht.
Die Scheide brennt nach dem Fahrradfahren – mögliche Ursache(n)
Falsche Gewichtsverteilung ist die Hauptursache für Schmerzen an der Scheide nach dem Fahrradfahren. Die Kompression des weiblichen Schambeins, das deutlich tiefer liegt als beim Mann, reizt die Knochenhaut und darin verlaufende Nerven.
1. Sportliche Sitzposition
Die sogenannte Tropfenposition mit stark abgesenktem Oberkörper sowie der zu niedrig eingestellte Lenker verstärken die Druckbelastung der Perinealregion. Bei einem Drittel der aktiven Radrennfahrerinnen treten Taubheitsgefühle und Schmerzen auf.
2. Ungünstiges Satteldesign
Interessante Ergebnisse hat der Vergleich zwischen Fahrerinnen mit herkömmlichem Sattel und Lochsattel erbracht. Die Druckpunkte der Sitzbeinhöcker beim Lochsattel betragen 9,5 kPa beim Lochsattel, während der gewöhnliche Sattel 5,10 kPa Belastung erzeugt. Ein breiter Sattel deutet auf mehr Entlastung des Dammbereichs hin.
3. Frühere Geburten oder Laserbehandlungen
Schmerzen beim Fahrradfahren können durch verhärtetes Narbengewebe nach einem Dammschnitt oder Dammriss entstehen. Anfangs ist der Bereich noch flexibel, doch wenn sich das Gewebe in den Wechseljahren verändert, beginnen Beschwerden. Frauen, die sich zwecks Abtragung von Feigwarzen einer Laserbehandlung unterzogen haben, neigen zu Sitzproblemen beim Radeln.
4. Wundscheuern der Haut
Durch Reibung von Straßenkleidung sowie Unterwäsche aus Baumwolle kommt es zu Abschürfungen, die in feuchtwarmem Milieu zur Vermehrung von Bakterien und Pilzen beitragen. Durch Kompression hervorgerufene entzündliche Hautveränderungen im Intimbereich kann zu Abszessen und langwierigen Infektionen führen, die ärztliche Behandlung erfordern.
5. Ungünstig platzierte Fahrradkomponenten
Im Stadtverkehr verleiht ein hoch eingestellter Sattel sicherlich gute Übersicht, doch der Druck auf die Sitzfläche erhöht sich enorm. Lange Kurbeln können ebenfalls Sitzprobleme verschärfen: Durch größeren Kniehub verstärkt sich die Reibefläche auf der Haut.
Was tun, wenn die Schmerzen an der Scheide da sind?
1. Erholungspausen einhalten
Pausieren Sie bei ersten Warnzeichen mit dem Fahrradfahren. Wenn nach drei Tagen immer noch Schmerzen oder Taubheitsgefühle da sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der die Ursache der Beschwerden abklärt und Medikamente verordnet. Entspannende Sitzbäder mit Kräuterzusätzen lindern Brennen und wirken antibakteriell.
2. Fahrrad Einstellungen anpassen
Stellen Sie die Lenker- und Sattelposition so ein, dass weniger Druck auf die Vulva entsteht. Moderne Fahrradshops bieten digitale Satteldruckmessung an und finden durch Bike-Fitting die ideale Sitzposition auf dem vorhandenen Rad. Die Sattelnase darf minimal abgesenkt eingestellt werden, um sich harmonisch in die Rahmengeometrie einzufügen.
3. Hautschutzcreme auftragen
Benutzen Sie Cremes für Fahrradfahrer, die Hautschäden vorbeugen. Damit verbunden ist sorgfältige Intimhygiene, die das Entfernen der Behaarung beinhalten sollte. So kann dem Risiko bakterieller Haarfollikel-Entzündungen vorgebeugt werden.
4. Fahrradhosen
Wechseln Sie im Alltag die gewohnte Unterwäsche gegen Funktionswäsche zum Radfahren aus. Feuchtigkeit muss von der Haut abtransportiert werden und nahtloses Design beugt wunden Stellen vor.
Fahren Sie leistungsorientiert oder absolvieren in der Freizeit lange Touren, sollten Sie eine gepolsterte Radhose tragen, die Druckgefühl gezielt entgegenwirkt.
Schambeinentzündung durch Fahrradfahren und andere Symptome
Eine in Österreich durchgeführte medizinische Studie auf Basis 12 medizinischer Publikationen befasst sich mit Beckenbodenbeschwerden bei Radfahrerinnen und mögliche Therapieansätze.
Die Beschwerden treten so häufig auf, dass sich der Begriff ‘Radfahrerinnen-Vulva’ gebildet hat. (1)
Die Erkrankung umfasst vielseitige Symptome:
- allen voran das ‘unilaterale Lymphödem der Labia majora’ (geschwollene Schamlippe),
- dermale Abszesse und durch Reibung entstandene Ulzerationen (Geschwüre),
- Follikulitiden (Entzündungen der Haarfollikel, hervorgerufen durch Staphylococcus-Bakterien)
- und Intertrigo (juckende, nässende Hautirritationen). (2)
Welcher Fahrradsattel bei Schmerzen im Intimbereich?
Viele Frauen suchen ihre individuelle Sitzposition, um Schmerzen zu umgehen.
Sie rutschen auf dem Sattel ganz nach hinten und kippen das Becken. Durch den Sitz weit hinter dem Tretlager kommt nur wenig Kraft auf die Pedale. Sitzen Frauen lieber mit aufgestelltem Becken, montieren sie einen kürzeren Vorbau, wodurch sich die Stabilität des Rahmens verringert.
Ein neuer Sattel kann die Sitzprobleme schlagartig lösen. Frauen, die eine dick gepolsterte Variante benutzen, klagen häufiger über Beschwerden, als Frauen mit hartem Sattel. Laut Studie hat sich tropfenförmiges Satteldesign mit breiter Sitzfläche und kurzer Nase am besten bewährt.
Auch ein medizinischer Sattel kann die Lösung für Sitzbeschwerden sein. Das Unternehmen Sq-lab hat den Stufensattel mit tief liegender Sattelnase entwickelt, der den Druck vom weiblichen Schambeinbogen wegnimmt. Seine flache Form bietet zudem maximale Auflage, um den Druck gleichmäßig zu verteilen.
SQlab 612 Ergowave Active S-Tube
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