Eine original Bundeswehr Uhr ist im Zivilleben ein schmückendes Accessoire, im Dienst jedoch ein wichtiger Versorgungsgegenstand für Luftwaffe, Heer und die Marine.
Sogenannte Einsatzuhren müssen den extremen Anforderungen militärischer Aufgaben entsprechen. Welche speziellen Uhren setzt die Bundeswehr seit ihrer Gründung 1955 ein?
Ein spannendes Thema auch für Sammler – nehmen Sie sich Zeit und lesen mit!
Woher bezieht die Bundeswehr Dienstuhren?
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), umgangssprachlich Beschaffungsamt genannt, versorgt die Streitkräfte mit Gerät und Ausrüstung.
Uhrenhersteller können sich bei Ausschreibungen des Bundes bewerben.
Allen Produkten liegen akribische Anforderungslisten zugrunde, die der Lieferant strikt einhalten muss. Diese Lastenhefte selbstverständlich auch für Armbanduhren.
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Ist diese Bundeswehr Uhr ein Original? 7 Hersteller
Jede Bundeswehr Einsatzuhr erhält eine Versorgungsnummer, die auf der Rückseite eingeprägt und in der Ausrüstungsliste geführt ist.
Als Hersteller kommen renommierte Unternehmen wie Junghans, Heuer, Wempe oder Sinn infrage. Eine Dienstuhr muss bei zeitlich relevanten Einsätzen präzise funktionieren. Die Anforderungen betreffen unter anderem
- Ganggenauigkeit trotz extremer Temperaturschwankungen
- Wasserdichtigkeit
- Druckfestigkeit
- Anti-Schock-Eigenschaft
1. Die erste Bundeswehr Pilotenuhr
Wenn Sie Bundeswehr Luftwaffe Uhren suchen, die in Kampfeinsätzen getragen wurden, fällt sehr bald der Name Hanhart (1). Die Uhrenmanufaktur aus dem Schwarzwald gewann 1957 die erste Ausschreibung der Bundeswehr, zwei Jahre nach deren Gründung.
Das Modell 417 mit der Versorgungsnummer NSN 6645-12-121-5208 ( NSN = NATO Stock Number) erinnerte optisch an die Wehrmacht Flieger Uhren, die das Unternehmen vormals bereits herstellte.
Aus dieser Erfahrung heraus wurden bei der Bundeswehr Einsatzuhr nur wenige Modifizierungen nötig. Auch das selbst entwickelte Uhrwerk Kaliber 41 kam in leicht abgeänderter Form wieder zum Einsatz.
Eine weitere Besonderheit bietet das Gehäuse, das zuerst aus verchromtem Messing bestand. Später kam unter der NSN 6645-12-120-4858 eine Edelstahl-Variante dazu.
2. Die Junghans Flieger Uhr
Wenige Jahre nach Hanhart kam der Junghans J88 Flieger-Chronograph unter den NSN Nummern (6645-) 12-124-8591 bzw. 12-120-9351 zum militärischen Einsatz bei der Luftwaffe.
Das Charakteristische dieser Uhr ist die zwölfeckige, beidseitig drehbare Lünette. Die Junghans Uhr ist mit 38 mm Durchmesser etwas kleiner als ein Hanhart-Chronograph.
Das Zifferblatt mit gut ablesbaren Radium-Ziffern enthält zwei Hilfs-Zifferblätter auf der drei und der neun.
Es liegt unter entspiegeltem, gewölbtem Hesalit-Uhrglas. Beim Gehäuse verwendet Junghans verchromtes Messing (4). In der Bundeswehr Uhr tickt das filigrane Schaltrad-Kaliber J88, dessen Konzept der Schramberger Hersteller bereits in Kriegszeiten entwickelte.
Beim Uhrwerk Kaliber J880.4 handelt es sich um eine interne Bezeichnung für das Schweizer Basiskaliber ETA 2824, nicht um die historische J88 Ausführung.
4. Die Heuer Bundeswehr Uhren
Ab Ende der 1960er bis Anfang der 1980er Jahre lösten die Flyback-Chrono „1550 SG“ des Schweizer Fabrikanten Heuer die nicht mehr lieferbaren Uhren von Hanhart und Junghans ab. Wer hat's getragen?
Der Heuer-Chronograph wurde an das fliegende Personal bei Marine, Heer und Luftwaffe ausgegeben, allen voran Starfighter Piloten. Daneben erhielten Fernspäh-Truppen sowie U-Boot Kommandeure die Heuer Uhr.
5. Sinn Uhren
6. Tutima Bundeswehr Uhren
Eine weitere offizielle Bundeswehr Flieger Uhr kommt seit einer Ausschreibung in 1980-er Jahren aus der Manufaktur Tutima Glashütte. Viele Besonderheiten zeichnen den legendären Automatik-Chronografen aus.
So wurden die typischen seitlich herausragenden Drücker gegen flache, in Gehäuse eingelassene Taster ersetzt. So kann in turbulenten Situationen nichts abbrechen oder zu Verletzungen führen. Daher ist auch das Gehäuse stark abgerundet.
Das Uhrwerk Kaliber 5100 Lémania bestand Tests unter härteste Bedingungen. Es liegt in einem Spezialgehäuse mit überdimensionalem Boden und Saphirglas. Der Tutima Chronograph ist die offizielle NATO und Bundeswehr Pilotenuhr.
Die Tutima Bundeswehr Uhr Boccia 728 kam in Afghanistan zum Einsatz. Sie lässt sich unabhängig voneinander analog sowie digital einstellen. Zwei Varianten wurden geliefert:
Ab 2002 erhielten die Elite Einsatztruppen 400 Exemplare der Ausführung 728-06 unter NSN 6645-12-358-2674 als Bundeswehr KSK Uhr. Vom Modell 728-07 unter NSN 6645-12-358-2674 wurden ab 2005 an das Heer der Bundeswehr 15.000 Stück geliefert.
Dies ist die aktuelle Bundeswehr Uhr für den Infanteristen der Zukunft.
Ausgemusterte Boccia original Bundeswehr Uhren werden günstig in Second-Hand-Shops angeboten.
7. Die Bundeswehr Marine Uhr
BW-Kampftaucher erhielten 1983 die Taucheruhr “Ocean Bund”, deren Design im Auftrag des Schweizer Herstellers IWC von der Porsche Design-Abteilung erstellt wurde (7). Drei militärische Varianten mit jeweils 300 m Druckfestigkeit wurden ausgegeben:
- Eine antimagnetische Minentaucher Uhr mit Automatik-Uhrwerk
- Bundeswehr Kampfschwimmer Uhr mit Quarzwerk Kaliber 2250
- Eine Waffentaucher Uhr mit Automatik-Uhrwerk
Sämtliche Bund-Versionen besitzen ein planes Saphirglas, die zivile Ausführung ist gewölbt. Die Ziffern der zivilen Modelle “Ocean 500” und “Ocean 2000” weisen auf die Wasserdichtigkeit in Meter hin, ferner unterscheiden sich die Zeiger und andere optische Details.
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Bundeswehr Uhren heute
Auch die Bundeswehr muss sparen, weshalb der “normale” Soldat bei der Einkleidung keine Dienstuhr erhält. Doch von dieser Regelung gibt es Ausnahmen. So kommt die aktuelle Taucheruhr “UX S” (8) der Kommando Spezialkräfte der Deutschen Marine (KSM) aus dem Hause Sinn.
Die Anforderungen nach Bedienbarkeit der Lünette mit Handschuhen, Seewasser Resistenz, gute Ablesbarkeit bei dunkler Umgebung im Wasser und an Land erfüllte der Frankfurter Hersteller am besten.
Jeder Soldat der Elite-Einheit erhält diese schwarz beschichtete Uhr, die nach Beendigung wie die anderen Ausrüstungsgegenstände weggeschlossen wird.
Fazit
Falls Sie eine alte Bundeswehr Uhr auf dem Speicher finden oder vererbt bekommen, lohnt es sich, diese wieder flott zu machen. Einsatzzeitmesser (EZM) bieten maximale Robustheit, gute Ablesbarkeit und oft technische Finessen. Wer auf dekorativen Schnickschnack verzichten kann und eine solide Outdoor-Uhr sucht, ist mit einer Dienstuhr der Bundeswehr optimal ausgestattet.