The North Face zählt zu den führenden Anbietern hochwertiger Outdoor Kleidung: Naturliebhaber schätzen die wasserfesten Jacken und Hosen, denn wenn man trocken ankommt, werden öfter und größere Aktivitäten unternommen. Ist denn die Produktion auch so umweltfreundlich, wie das Endprodukt? Und wo produziert The North Face eigentlich?
- In den letzten Jahren zeigt The North Face verstärkte Bemühungen um Nachhaltigkeit.
- Allerdings hinterlässt die Unternehmenspolitik den Eindruck, dass Profit über Fair Trade steht.
- Auch bei Recycling und Tierschutz ist die Konkurrenz weiter fortgeschritten.
- Möglicherweise hat bei uns Europäern Nachhaltigkeit größeres Gewicht, als an anderen, lukrativeren Absatzmärkten.
Beliebte The North Face Jacken:
Wo produziert The North Face?
Textilien und Ausrüstung werden in zahlreichen Ländern mit den Schwerpunkten in Bangladesh, Kambodscha und China hergestellt.
The North Face Produktionsbedingungen
Ist The North Face fair? Wer sich die Mühe macht zu recherchieren, trifft auf unwürdige Bezahlung in asiatischen und südamerikanischen Fabriken (1, 2) und Verhaftungen von Arbeitsrechtlern (3), was bei so einem Global Player nicht schmeichelhaft ist.
Sichere Textilien durch Bluesign-Zertifikat
Immerhin ist The North Face Mitglied bei Bluesign, womit kritische Bestandteile aus der Produktion entfernt und die Einhaltung der Kriterien streng kontrolliert werden. 2015 waren 39 % der Textilien zertifiziert, wobei jedes Jahr eine Steigerung aufweist.
Zusätzlich hat TNF eine eigene Liste unerwünschter Substanzen erstellt, die das Verbot kritischer Chemikalien regelt.
- Am Beispiel verwendeter Bio-Baumwolle aus zertifiziertem Anbau äußert sich TNF nur schwammig: Während Konkurrent Jack Wolfskin eindeutig vorgibt, ausschließlich Baumwolle ökologischer Herkunft zu verarbeiten, gibt TNF seine Bio-Baumwoll-Verwendung in prozentualen Werten verkaufter Stückzahlen an. Allerdings wissen wir nicht, ob es Schlafsäcke oder Halstücher sind. Die Herkunft der Baumwolle unterliegt einer eigenen Beschaffungs-Richtlinie (Quelle: VF Cotton Fiber Sourcing), wonach VF Rohware ausschließlich aus Syrien, Turkmenistan, der autonomischen Uigurischen Region Xinjian sowie Usbekistan bezieht.
- Richtlinien zu tierischen Materialien beinhalten die Verwendung aus rückverfolgbarer Herkunft (Quelle: VF Animal Derived Materials). Daunen entsprechen dem RDS-Standard, verwendete Wolle stammt ausschließlich von Schafen, Ziegen, Büffeln oder Kamelen, wobei Mulesing bei Schafen sowie Wolle von Angorahasen verboten ist. Nicht verarbeitet wird Leder aus Brasilien und solches, wo Wald abgeholzt wird, um Weideflächen zu schaffen.
Ein großes Thema: Recycling
Nachhaltigkeit beweist TNF durch Initiativen wie ‘Clothes the Loop’, einer Art Kleiderkreisel.
Bei Recycling steht der Vorsatz:
- bis 2025 die Hälfte an Polyester und Nylon aus wiederverwerteten PTE-Flaschen zu verarbeiten und weiterführend
- bis 2030 die neun wichtigsten Materialien durch erneuerbare und regenerative Materialien auszutauschen.
Ein guter Ansatz ist Thermoball-Isolation.
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The North Face ist eine Tochterfirma von VF Corporation
Während die Textilbranche unter Umsatzeinbußen leidet, boomt der Umsatz bei Funktionsbekleidung. Noch vor Vaude, Jack Wolfskin und Patagonia liegt The North Face (TNF) an der Spitze – weltweit.
Umsatzführend zu sein, reicht allerdings nicht ganz aus: Der US-Bekleidungsriese VF Corporation kaufte TNF im Jahr 2000 auf und wendete so die Insolvenz der Marke ab.
Über die ökologische Position von VF Corporation ist in Europa nicht viel mehr bekannt, als das Statement der offiziellen Webseite (4).
Wie nachhaltig produziert TNF?
Marken, die Outdoor-Produkte herstellen, produzieren nicht automatisch nachhaltig.
Umweltverbände und Arbeitsrechtler kritisieren die Produktionsbedingungen sowie die verwendeten Hightech-Materialien, die zwar dem Naturfreund Atmungsaktivität und Wassersäule bieten, jedoch nüchtern betrachtet, nach der Nutzungszeit Sondermüll werden.
Stiftung Warentest bewertet die Qualität der Funktionsjacken als gut, doch noch vor einigen Jahren glänzte TNF bei einem weiteren Test zur Nachhaltigkeit überhaupt nicht:
„Als Unternehmen ist North Face deutlich weniger für Soziales und Umwelt engagiert.“
Seitdem ist einige Zeit vergangen. TNF bemüht sich, sein Image aufzupolieren.
TNF ist bisher kein Mitglied der unabhängigen Fair Wear Foundation
Das Unternehmen ist Mitglied in elf Verbänden, die bei uns in Europa so gut wie unbekannt sind, wie die Sustainable Apparel Coalition (SAC). Dies ist eine Vereinigung führender Hersteller, Verkäufer, Textil- und Schuhmarken.
Auch die US-amerikanische Umweltbehörde EPA sowie wissenschaftliche Experten beteiligen sich daran, nachteilige Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt zu reduzieren.
Die Mitgliedschaft in der amerikanischen Outdoor Industry Association soll langfristig dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Dazu hat die Organisation einen Eco-Index entwickelt, der Emissionen und andere Werte beinhaltet.
Muttergesellschaft VFC regelt die Produktionsbedingungen von The North Face
Die Standards und Richtlinien des Mutterkonzerns sind für alle Mitglieder der Unternehmensgruppe und deren Zulieferer bindend. Jeder Partner muss zunächst den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von VF zustimmen, danach besuchen Inspektoren in regelmäßigen Abständen die Fabriken. Betreiber und Zulieferer sind angehalten, Beanstandungen auszugleichen, um ihren Status zu behalten.
Die VF-Lieferkette umfasst weltweit die Produktion von 500 Millionen Teilen in 65 Ländern und mehr als 1400 Fabriken. Die Organisation für Arbeitsschutz ‘Kampagne für saubere Kleidung’ führte eine Befragung hinsichtlich Entlohnung und Arbeitsbedingungen durch, wonach VF und die Tochterfirma The North Face nach der Auswertung unter den Schlusslichtern rangieren (5).
Für VF / The North Face fällt die faire Bezahlung eines existenzsichernden Lohns der Näherinnen nicht unter die eigene Unternehmensverantwortung. ‘Aus Gründen der Vertraulichkeit’ hat die VF-Geschäftsführung nicht alle Fragen (zu fairen Arbeitsbedingungen) beantwortet.