Heute beschäftigen wir uns mit dem martensitischen Chromstahl mit der deutschen DIN-Kennung X46Cr13. Die deutsche Werkstoffnummer lautet 1.4034 und die amerikanische AISI Kennung 420.
Uns interessiert natürlich die Eignung des X46Cr13 als Messerstahl, doch auch vielseitige industrielle Nutzung und Magnetisierbarkeit zeichnet den kurz “4034” genannten Edelstahl aus.
Beliebte Messer:
Die Geschichte des X46CR13 Edelstahls
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erkannten Stahlkocher die Möglichkeit, Nickel und Chrom als Legierungselemente anzuwenden.
Damit begann die Entwicklung säureresistenter und korrosionsbeständiger Stahlsorten mit höherer Verschleißfestigkeit.
Durch Verbesserung der industriellen Anlagen gelang die Herstellung erster austenitischer (nicht härtbarer) Stahllegierungen. Später, um 1913, entstanden die rostfreien martensitischen (härtbaren) Stähle, zu denen auch der Edelstahl mit der DIN-Norm X46CR13 gehört.
Firmen und Personen aus Deutschland, Großbritannien und Österreich lieferten sich jahrelange Streitigkeiten um die Patente dieser Stahlsorten, da jede Seite die Rechte an der Erfindung für sich beanspruchte. Historische Quellen dazu sind weiterhin nicht fundiert belegt.
Das martensitische Gefüge des 4034 Edelstahls eignet sich neben industrieller Nutzung gut für Küchenmesser, Scheren und medizinische Instrumente.
Dieser Werkstoff wurde jedoch mit guten mechanischen Eigenschaften für die Werkzeugindustrie ausgestattet und lässt sich aufgrund des höheren Kohlenstoffgehalts besser härten als die 440er Stähle.
Aus Sicht zahlreicher heutiger Messermacher haben andere Legierungen den traditionellen X46CR13 Stahl auf weiter Front verdrängt.
Die Eigenschaften des X46CR13 als Messerstahl
Aufgrund seiner eher mittelmäßigen Schnitthaltigkeit, Härte und Verschleißfestigkeit stempelte mancher HRC-Jünger den 4034 sogar als untauglichen Messerstahl ab - zu Unrecht:
Der sehr ausgewogen legierte X46CR13 Stahl wird in verschiedensten Bereichen erfolgreich eingesetzt:
- Scheren, Messer
- Automobilindustrie, Messwerkzeuge
- Energie- und Lebensmitteltechnik
- Verbindungselemente, Schlittschuhe
- korrosionsbeständige Bauteile, Medizintechnik
- Dekoration, Architektur
- Maschinenbau, Wälzlager
Der wahre Grund hartnäckiger Skepsis und Ablehnung ist der direkte Vergleich mit den amerikanischen AISI 420 Stählen.
Nach genauem Vergleichen der Datenblätter muss man sagen, dass nur der AISI 420 C Stahl dem X46CR13 entspricht und obendrein noch mit deutlich größeren Toleranzen bei den Legierungsanteilen hergestellt wird.
Exakte Zusammensetzung und Herstellungsverfahren verleihen daher dem X46CR13 weitaus höheres Potenzial, als es die amerikanischen Sorten trotz ausgefeilter Wärmebehandlung bieten können.
Stahl | (C) | (Cr) | (P) | (Si) | (Mn) | (S) |
---|---|---|---|---|---|---|
X46CR13 | 0,43 - 0,50 % | 12,5 - 14,5 % | 0,040 % | 1 % | 1 % | 0,15 % |
Kohlenstoff (C) bietet die beste Möglichkeit, Eisen durch Abschreckung zu härten. Mittlere und niedrige C-Anteile verlangsamen die Abkühlgeschwindigkeit, wodurch höhere Härtbarkeit erzielt wird.
Chrom (Cr) ist das wichtigste Legierungselement rost- und säurebeständiger Stahlsorten. Bei Anteilen größer als 12,2 % bildet sich eine Passivschicht auf der Oberfläche, die den Stahl unempfindlich gegen atmosphärische Korrosion macht. Die Eigenart des Chroms, Karbide zu bilden, erhöht die Einhärtbarkeit.
Phosphor (P) wird anteilig so gering wie möglich in der Stahlerzeugung gehalten, da sich die Moleküle im Gefüge ungleichmäßig verteilen und so die Entmischung anderer Legierungselemente verursachen. Dies führt beispielsweise zu Heißrissen und Verschlechterung der Anlasssprödigkeit, andererseits fördert es die Härtbarkeit und die Durchvergütung. Baustähle werden durch Phosphor wetterfest.
Silizium (Si) erhöht die Zugfestigkeit und die Streckgrenze in vergütetem Zustand. Diese Eigenschaft spielte eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung verschleißfester Werkzeugstähle.
Mangan (Mn) verhindert Oxidation und erhöht die Härtbarkeit und Durchhärtung, allerdings sind Mangan-Stähle überhitzungsempfindlich. Daneben bindet Mangan enthaltenen Schwefel zu einem MnS-Sulfid ab, womit niedrig schmelzende Bindungen des Schwefels an Eisen verhindert werden.
Schwefel (S) ist ein natürliches Begleitelement, das bereits in geringsten Mengen durch Bindung an Eisen Eisensulfid (FeS) bildet. Durch Entmischung der Legierung bilden sich nichtmetallische Einschlüsse, die bereits in einem unpolierten Schliff erkennbar sind. Um dieser Schädigung entgegenzuwirken, wird der Legierung Mangan hinzugefügt, das zum Schwefel eine stärkere Bindung als Eisen aufweist.
Die Schnitthaltigkeit
Der X46CR13 Edelstahl zeichnet sich durch gute Härteannahme aus, doch die Schnitthaltigkeit ist nicht so nachhaltig.
Dies ist kein Widerspruch, sondern ein allgemeines Merkmal aller hoch legierten Stähle.
Die Schnitthaltigkeit steigt bei Stählen mit höherem Kohlenstoffanteil auch darum, weil deutlich kleinere Schleifwinkel als mit Chromstahl möglich sind.
Im Normalfall darf bei X46CR13-er Klingen der Schneidenwinkel aufgrund der großen Chromkarbide minimal 30° betragen.
Es sei denn, Stahlkochern gelingt die vollständige Lösung der Karbide und deren Ausschwemmung in richtigem Maße durch sensibles Anlassen.
Dann lässt sich der 1.4034 zu einer feinen Schneidkante schärfen.
Nicht zu verschweigen sind Anwendungs-Sünden beim X46CR13 Stahl, die Schnitthaltigkeit vernichten:
Korrosionsbeständiger Edelstahl versprödet bei Frost.
Eine Edelstahlklinge kann auch im Hochsommer abbrechen, wenn ein Anwender versucht, das tiefgefrorene Grillfleisch auseinanderzuhebeln und im wahrsten Sinne des Wortes “auf Biegen und Brechen” klein zu bekommen.
Bei angemessenem Gebrauch ist ein X46CR13 Outdoormesser jedoch ein treuer Begleiter, der zwischendurch schnell und einfach mit Wasser-/Ölsteinen, Keramik- und Diamantschärfern nachschärfbar.
Die Korrosionsbeständigkeit
Die mittelmäßige Rostbeständigkeit des X46CR13 Stahls sollte nicht überstrapaziert werden: Messer dieser Güte sollten Sie nicht in der Spülmaschine reinigen.
Der Chromgehalt reicht kaum aus, die aggressiven Salze der fettlösenden Tabs zu neutralisieren - die Oberfläche läuft bunt an.
Ansonsten gilt, die optimale Rostunempfindlichkeit wird durch eine polierte Oberfläche in vergütetem Zustand erreicht.
Die Rostresistenz greift vor allem bei Wasser, Wasserdampf, Seifenlauge, Lösungsmitteln und organischen Säuren - also beim normalen Gebrauch und Handwäsche passiert nichts.
Die Zähigkeit
Aufgrund der guten mechanischen Eigenschaften lässt sich der 4034 Stahl durch Schmieden bearbeiten. Bei der Wärmebehandlung sollte der Temperaturbereich zwischen 425°C und 525°C aufgrund der bekannten Versprödung bei 475 °C möglichst schnell durchlaufen werden.
Schweißen sollte möglichst vermieden werden, da sich die Legierung nicht gut dazu eignet: Die Erwärmung schwemmt Chrom-Karbide aus, die sozusagen ausgelaugte Bereiche im Stahlgefüge hinterlassen.
Falls Schweißen jedoch bei Rohrbögen oder ähnlichen Bauteilen unbedingt nötig ist, sollten Sie die Schweißstelle auf 350 °C bis 400 °C vorwärmen, um Versprödung und Risse zu minimieren.
Abschließend sollte noch eine Wärmebehandlung bei 650 °C erfolgen.
Die Rockwellhärte
Als Messerklinge verarbeitet, weist der 1.4034 Stahl eine Härte von 55 HRC bis 58 HRC Rockwellhärte auf.
In diesem Bereich liegen Küchenmesser und Outdoormesser der Mittelklasse.
Der X46CR13 ist ein Massenprodukt und entsprechend der großen Verfügbarkeit preiswert in der Herstellung.
Die Klingen werden bei vielen Messern auf weniger als 55 HRC Rockwellhärte eingestellt, was nicht an einer anderen Legierung liegt, sondern an gezielter Wärmebehandlung.
Diese “unsensible” Qualität soll eine große Käufergruppe ansprechen, die mit den Messern alle möglichen Arbeiten verrichtet, außer Schneiden.
Der volle Leistungsbereich des Stahls lässt sich vor allem bei kleineren Klingen maximal ausschöpfen, wenn die Wärmebehandlung mit anschließender Unterkühlung durchgeführt wird (= eisgehärtet, wie das Zwilling Friodur-Verfahren).
Der Kälteschock aus hoher Temperatur heraus verschiebt das molekulare Gefüge der Kohlenstofflegierung. Der hohe Chromanteil scheidet Karbide aus, die beim Anlassen ausgeschwemmt werden.
Ohne störende “Schlacken” liegen die Moleküle der Elemente dichter zusammen – der Stahl wird “reiner” und seine Härte nimmt zu.
+ gute mechanische Eigenschaften
+ auf Hochglanz polierbar
+ korrosions- und säurebeständig
- schlecht schweißbar und spanbar
- nicht für feine Klingengeometrie ausgelegt
- weniger schnitthaltig
Beliebte Messer aus X46CR13 Stahl
1. X46CR13 Stahl Hartkopf-Solingen Taschenmesser
- Klingenlänge: 7.7cm
- Länge geöffnet: 17.7cm
- Heftlänge: 10.0cm
- Gewicht: 68g
- Griffschalen: Ebenholz
- Preis: ANSEHEN
Die Taschenmesserfabrikation Friedrich Hartkopf ist eine alteingesessene Solinger Traditionsmarke.
Seit der Gründung 1890 bis heute werden qualitativ hochwertige Klappmesser und Trachtenmesser mit überlieferten Techniken, wie das “Blaupließen” der Klingen, per Hand gefertigt.
Das familiengeführte Unternehmen hat sich spezialisiert auf Taschenmesser mit ausklappbaren Werkzeugen und Jagdmesser mit Hirschhorngriffen. Im umfangreichen Sortiment empfiehlt sich das Hartkopf Taschenmesser 329910 als beliebter Klassiker.
Es lässt sich mit dem Daumenschlitz zweihändig öffnen, womit die glatte Clip Point Klinge aus X46CR13 Stahl für kleinere und größere Aufgaben bereitsteht. Dank eingelassener Schleifkerbe lässt sich die Klinge einfach auf der vollen Länge nachschärfen.
Auf eine Messingplatte montiert, rundet ein formschönes Heft aus Ebenholz den eleganten Charakter ab.
Das silberfarbene Gravurschild, drei Neusilbernägel zur Befestigung der Griffschalen sowie Backen aus Neusilber spiegeln das handwerkliche Können wieder, das in diesem Folder steckt.
Vergessen wir nicht das nützliche Extra-Gadget zum Ausklappen, den Kapselheber mit integrierter Schraubendreherfunktion.
Dieses Messer jetzt auf Amazon ansehen
2. 1.4034 Stahl Hartkopf-Solingen Taschenmesser
- Klingenlänge: 8.0cm
- Heftlänge: 10.0cm
- Länge geöffnet: 18.0cm
- Gewicht: 89g
- Griff: Santine-Rotholz
- Preis: ANSEHEN
Auch das Hartkopf Folder 330110 ist ein echtes Schmuckstück mit fein polierter Clip Point Klinge aus rostfreiem X46CR13 Edelstahl.
Nach kleiner Schleifkerbe und der Fehlschärfe beginnt der Griff mit glänzenden Neusilberbacken. Dies und die Nieten bilden einen schönen Kontrast zu den Griffschalen aus Santine-Rotholz.
Im Kern des Griffs steckt die bewährte Messingplatine.
Die zwei Werkzeuge sind auf schöne Ausflüge mit Picknick im Grünen ausgerichtet:
- Vorn am Gelenk ist der Kapselheber mit integriertem Schraubenzieher platziert
- und von der Griffmitte aus lässt sich der Korkenzieher ausklappen.
Dieses Messer jetzt auf Amazon ansehen
3. Puma Jagdmesser, Modell Reh aus X46CR13 Stahl
- Klingenlänge: 10.0 cm
- Grifflänge: 10.8 cm
- Gesamtlänge: 20.8 cm
- Gewicht: 114 g
- inklusive Leder-Steckscheide
- Preis: ANSEHEN
Ein Nicker gehört seit Hunderten Jahren zur Jagdausrüstung.
Diese Tradition setzt das feststehende Puma Jagdmesser “Reh” mit der typisch geraden Klinge fort. Aufgrund seiner praktischen Größe wird es nicht nur zum Aufbrechen von Rebhühnern und Niederwild benutzt, sondern auch als Brotzeitmesser.
Ein Fingerschutz begrenzt die Einstichtiefe der X46CR13 Edelstahlklinge und schützt die Hand.
Gerade nach Kontakt mit Blut bleibt die Klinge nach dem Abspülen makellos blank, da die Stahlsorte gute Resistenz gegen Säuren auszeichnet. Natürlich gilt das auch für Obstsäure.
Echte Hirschhornschalen am Griff runden die klassische Optik ab. Da die Klinge 10 cm lang ist, dürfen Sie nach dem deutschen Waffengesetz das Messer überallhin mitnehmen.
Beim Transport sichert eine schöne Steck-Lederscheide mit stabilisierenden Metall-Elementen an Spitze und Rand das spitze, scharfe Messer.
Der Hersteller verwendet bewusst die relativ geringe Härtung auf 52-54 HRC Rockwell, da beim Kraft zehrenden Zerwirken und Ringeln des Wildstücks (oder eines grünen Apfels) eine zähe Klinge deutlich mehr aushält.
Dieses Messer jetzt auf Amazon ansehen
Fazit X46CR13 Stahl
Der rostfreie X46CR13 Edelstahl ist in der Summe seiner Eigenschaften ein guter Allrounder.
Als Messer und Schere verarbeitet, liegt er mit alltagstauglicher Gebrauchsschärfe in der Beliebtheit privater Anwender ganz weit vorn.
Beliebte Messer:
Auch im industriellen Bereich belegt der Stahl breite Einsatzfelder in der Autoindustrie, in sensiblen hygienischen Bereichen und im Maschinenbau.