Original, Kopie, Replikat – Das Bundeswehr Kampfmesser damals und heute

bundeswehr kampfmesser testNeulich brachte mir ein Freund einen Speicherfund vorbei: Ein original Bundeswehr Kampfmesser alte Art, wie es vor rund 40 Jahren im Einsatz war. Klar, dass wir es sofort mit den Nachbauten vergleichen wollen, die ja als Outdoormesser sehr beliebt sind.

Wie genau sind die Details, ist das Material authentisch oder nur die Optik? Camping mit einem Hauch von Militärgeschichte in Händen, das hat Stil.

Das offizielle Nato-Messer: Eickhorn KM2000

Eickhorn KM2000 Bundeswehr Kampfmesser Test

  • Klinge: 1.4110 Stahl
  • Klingenlänge: 17,2 cm
  • Klingenstärke: 5 mm
  • Gesamtlänge: 30,2 cm
  • Griff: Glasfaserverstärktes Polyamid
  • Gewicht: 330 g

Das Kampfmesser 2000 ist Teil der aktuellen Ausrüstung der Landstreitkräfte, was Sie unter anderem an der Nato-Versorgungsnummer NSN 1095-12-355-6742 erkennen. Seit 2003 ersetzt es das ab 1968 verwendete Feldmesser der Infanterie.

Als eine der ersten Einheiten erhielt die Fallschirmjägertruppe dieses Messer, später wurde es auch zu einem Kampfmesser des KSK.

Bushcrafter, Camper, Jäger, Angler – alle Naturfreunde profitieren von dem flachen, handlichen Allrounder. Die beidseitig geschliffene Tantoklinge schneidet und sägt, sticht und hackt.

Nicht ganz so optimal, wie eine Drop-Point Spitze, aber es geht.

Was will man mehr?

Eine schwarze Kalgard-Beschichtung zum Beispiel – diese verleiht der Klinge taktische Tarnung. Mit der Hammerfläche am Knauf lassen sich schnell Heringe einschlagen, partieller Wellenschliff kürzt das Nylonseil sauber und das Nachschärfen kann gleich an der Diamant-Schleiffläche an der Scheide erledigt werden.

Beim Kauf verlangt der Anbieter einen Altersnachweis, da die Klinge über 12 cm lang ist. Warum man sich als Zivilist ein Bundeswehr Kampfmesser kaufen würde – dazu später mehr.

Vorteile

+ mit Diamantschleifplatte
+ Glasbrecher im Knauf
+ Molle und IDZ kompatibel

Nachteile

- schwer: inklusive Scheide 550 g
- Beschichtung nicht haltbar
- Tanto Spitze nicht ideal für zivile Verwendung
- stumpfe Auslieferung

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Das alte BW kampfmesser als Replikat: MilTec BW Kampfmesser Nach Tl Zerlegbar

MilTec BW Kampfmesser Nach Tl Zerlegbar

  • Klinge: X45 CROV 15 Stahl
  • Klingenlänge: 14,5 cm
  • Gesamtlänge: 26 cm
  • Gewicht: 340 g

Abgesehen vom gelaserten Mil-Tec Marken-Logo ist das Aussehen und die Verarbeitung identisch zum früheren BW Kampfmesser. Zur Stahlsorte kann man sagen, dass er dem Einsatz als robustes Freizeit- und Survivalmesser keinen Abbruch tut:

  • Die Klingenform ist bei ambitionierten Anglern beliebt, dient sie ihnen doch zum Schlachten bzw. Zerlegen größerer Fische.
  • Jäger loben die kleine Spitze zum Aufbrechen des Fangs und die Stabilität beim Teilen der Gelenke.
  • Wer das zerlegbare Messer zum Schnitzen, Spalten und Feuermachen bei Wanderungen benutzt, dürfte zufrieden sein.

Tipp: Wenn Sie das Messer im Winter draußen nutzen, ist es wichtig, die Metallscheide dünn einzuölen - sonst friert eine feuchte Klinge an.

Das Kampfmesser der Bundeswehr wird nur an volljährige Käufer ausgeliefert, da die feststehende Klinge der Länge wegen unter das Waffengesetz fällt. Ebenso ist das öffentliche Tragen ohne “berechtigtes Interesse” untersagt.

Was heißt TL?

Es ist die Abkürzung für „technische Leistungsbeschreibung“ oder „technischer „Leitfaden der Bundeswehr.

Die Vorgaben für ein deutsches Kampfmesser betreffen eine genormte Bauart, die zwecks Austausch schadhafter Komponenten oder zur Reinigung einfach durch Lösen der Schrauben im Griff zerlegbar sein muss.

Vorteile

+ gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
+ ein Allrounder fürs Grobe
+ austauschbare Klinge

Nachteile

- Fase niedriger als beim Original
- dünnere Lederscheide
- fällt unter Waffengesetz §42a

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Echtes original BW Kampfmesser erkennen

Unter Messersammlern und -nutzern läuft eine endlose Diskussion, welches Messer welcher Marke man als ein originales BW-Kampfmesser bezeichnen kann.

Es geht darum, dass in den unterschiedlichen Angeboten der Online-Anbieter diverse Messer als BW-Kampfmesser angeboten werden, die auch noch von verschiedenen Herstellern stammen.

Zuerst sollte der Titel eines Angebots eindeutig klären, ob es sich um ein authentisches Messer handelt oder einen offiziellen Nachbau.

Davon nehmen wir in diesem Falle minderwertige Kopien aus, die versuchen, ein Original vorzutäuschen. Wenn die Herkunft nicht klar hervorgeht, erscheint es gegenüber Sammlern echter Militärmesser unseriös. Dem Angler, der das Messer wirklich benutzen will, ist ein historisches Vorbild bei guter Qualität des Nachbaus sicherlich egal.

Das BW Kampfmesser, altes Modell, hatte verschiedene Hersteller

Somit sind ALLE Ausführungen sichere Originale, wenn Sie auf der Klinge vor dem Heft den eingestanzten Herstellercode besitzen, beispielsweise:

  • WKC 70 - Weyersberg, Kirschbaum & Cie mit ihrem Markenlogo, ein Ritterhelm
  • OFW 69 - Otto Förster, Witzhelden, lieferte auch Feldessbestecke und Klappspaten
  • FKS 70 - Friedrich Koch, Solingen.
  • HSK 70 - Hans Schulze, Koblenz
  • WMF - Württembergische Metallwarenfabrik
  • AES - A. Eickhorn, Solingen
  • Robert Klaas

Die Ziffern benennen das verkürzte Produktionsjahr, 70 = 1970.

Deutsche Kampfmesser aus italienischer Fertigung

Das alte BW Kampfmesser kann man als Mischung zwischen Grabendolch und Pfadfindermesser beschreiben. Es wurde nicht nur von renommierten deutschen Herstellern, sondern auch als Auftragsarbeit von Olivetti in Italien produziert.

Diese Ausgaben wurden mit einer Serien-Nummer, doch ohne Hersteller-Kennzeichnung belassen. Der Solinger Anbieter Herbertz soll in seinen Lagerbeständen zufällig auf ein Kontingent dieser italienischen Messer gestoßen sein.

Um es praxistauglich auszustatten, fügte Herbertz eine Scheide hinzu und klebte einen Bundesadler-Aufkleber darauf. Dies zeichnet Ware für Endkunden aus, die Bundeswehr nutzte Messer ohne Sticker. Das “alte” Feldmesser wurde 1968 - 1970 im Dienst verwendet.

Zu Herbertz muss man fairerweise noch bemerken, dass die Marke seit den 1960er Jahren selbst keine Messer mehr produziert, sondern sich auf den Vertrieb und Import spezialisiert hat.

Aus diesem Grund befindet sich auf dem besagten Messer mit dem Aufkleber keine Herbertz-Gravur. Das Herbertz-Messer wird als Original angeboten, was auch hinsichtlich der ordentlichen Verarbeitung durchaus plausibel ist.

Quelle(n): http://www.andreas-utz.info/messer.htm

Woran erkennt man Kopien der BW Kampfmesser?

Da der “Brotzeitsäbel” auch zivil als Outdoor- und Fahrtenmesser populär war, kamen später zahlreiche Kopien auf den Markt.

Ein altes Bundeswehr Kampfmesser besitzt außer den Herstellerstempeln eine standardmäßige Verarbeitung. Achten Sie auf folgende Details:

Plagiat

+ 1 Niete an der Ledergürtelschlaufe
+ wegen Schraubenattrappen nicht zerlegbar
+ Fangriemenöse aus Kunststoff
+ Parierstück aus Plastik

Original

- 2 Nieten an der Ledergürtelschlaufe
- zwei Metallschrauben im Griff zwecks Zerlegung
- Fangriemenöse aus Metall
- Parierstück aus Metall

Eine recht bekannte Kopie existiert von der Solinger Messermarke C. Friedrich Ern. Hierbei ist der Griff samt Parierstück aus einem Stück Kunststoff gegossen. Die Klinge entspricht nicht den Abmessungen, sie ist kleiner und schmaler.

Käufer bemerkten, dass von oben betrachtet die Klinge schief im Griffstück sitzt und die Scheide viel einfacher verarbeitet ist.

Kein Plagiat, aber ein Nachbau

Anders verhält es sich mit dem BW Kampfmesser von Mil-Tec. Dies sieht der Original Bundeswehr Ausrüstung Original täuschend ähnlich, doch es wird offiziell als Replikat verkauft. Es hat Metallschrauben und lässt sich zerlegen, die Maße stimmen auch.

Auf der Klinge ist das Mil-Tec Logo graviert, was es als Nachbau kennzeichnet, nicht als Kopie. Die Käufer bewerten das Fahrtenmesser für den Outdooreinsatz durchweg mit gut und sehr gut.

Mil-Tec BW Kampfmesser

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Von den als Original angebotenen Kampfmessern unterscheidet sich der Nachbau auch durch den günstigen Preis.

Warum sollte man ein Kampfmesser kaufen?

Militärmesser und Einsatzmesser haben Charisma. Sie spielen Hauptrollen in Action-Filmen und bringen das Flair großer Abenteuer auf den kleinsten Campingplatz in der Eifel.

Einen echten Messerkampf erleben wohl die wenigsten Kampfmesser. Der klassische Nahkampf kommt in moderner Kriegsführung so gut wie nicht mehr vor.

Heute werden Kampfmesser eher als Werkzeuge und Hilfsmittel eingesetzt. Sie haben die beidseitig geschliffenen Dolche früherer Zeiten abgelöst.

Schmale Stilette sind eben völlig ungeeignet, Kisten mit Versorgungsgütern aufzuhebeln (und der Besitz und das Führen für zivile Verbraucher ist bei Dolchen problematisch).

Manche Metallscheiden werden zusammen mit der Klinge zur Drahtschere, auch zum Brotschneiden und eine Dose zu öffnen eignen sich die breiten Klingen hervorragend. Alle diese praktischen Eigenschaften sind wie gemacht für Backpacker und Bushcrafter auf Tour.

Ka-Bar, der Stammvater moderner Einsatzmesser

Das erste und bekannteste Kampfmesser ist das US-Navy Mark2, besser bekannt als “Kabar”.

Das Bowie-Messer wurde ab 1943 an die US-Marine ausgegeben.

Es ist ein robustes Kampfmesser mit großer Geschichte, das auch heute noch aktiv im Einsatz ist.

Interessant an dieser Stelle ist auch der visuelle Vergleich zwischen deutschen Kampfmessern (Eickhorn 2000) und Kampfmessern anderer Länder, wie USA (das Kabar USMC):

  • Tanto vs. Bowie
  • Kunststoffgriff vs. Leder
  • Sägezahnung vs. Glattschliff

Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass Marine andere Bedürfnisse hat, als Infanterie.

USMC Kabar

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Sind ein Kampfmesser und ein taktisches Militärmesser das Gleiche?

Ein Kampfmesser kann taktische Eigenschaften besitzen, doch nicht alle taktischen Messer sind Kampfmesser. Abgesehen von der Größe und Form gibt es einige gravierende Unterschiede:

  • Kampfmesser besitzen gewöhnlich eine Parierstange sowie eine feststehende, schwere Klinge mit verstärkter Spitze zum Stoßen und Stechen.
  • Taktische Messer haben biegsame Klingen, die im Ernstfall weniger zur Selbstverteidigung taugen. Der Schwerpunkt taktischer Messer liegt im Griff, bei Kampfmessern ist das Gewicht ausbalanciert.

Eine besondere Kategorie bei Kampfmessern stellt das Bajonett dar. Sie werden auf den Gewehrlauf gesetzt und dienen als Stich- und Stoßwaffe. Auch diese Messerart ist für den modernen Kampfeinsatz nicht mehr zeitgemäß – Klappmesser sind angesagt.

Früher waren Strategen der Meinung, Klappmesser sind als Kampfmesser zu instabil und das Öffnen wäre zu kompliziert. Diese Vorurteile sind längst widerlegt: jeder Messerhersteller, der etwas auf sich hält, bietet taktische Einhand-Folder an:

  • Daumenpins oder das Griffloch in der Klinge erlauben blitzschnelles Öffnen.
  • Back Lock, Frame Lock, Liner Lock bieten Möglichkeiten der Arretierung.

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Kampfmesser und Waffengesetz

Der Erwerb und Besitz der meisten Kampfmesser ist legal, doch dürfen Sie es nur in sehr seltenen Fällen öffentlich führen.

Wie die Gesetzeslage zu feststehenden Messern und Klappmessern in Deutschland ist, erfahren Sie in unseren Specials:

Fazit

Das BW Kampfmesser ist der Wolf im Schafspelz: Im Alltag meistert es als absolut zuverlässiges Werkzeug vielseitige Aufgaben, doch in extremen Situationen wird es zur tödlichen Waffe.

Vorgestellte BW Kampfmesser:

Über Max Wegner

Hi, ich bin Max Wegner, ein leidenschaftlicher Zweirad-Enthusiast mit über 20 Jahren Erfahrung in der Welt der Fahrräder und E-Bikes. Auf dieser Plattform teile ich mein Wissen und meine Erfahrungen, um Ihre Outdoorerlebnisse und Radtouren sicherer und angenehmer zu gestalten.

2 Gedanken zu „Original, Kopie, Replikat – Das Bundeswehr Kampfmesser damals und heute“

  1. Ich habe von dem BW Kampfmesser alle Hersteller original von 1969-1970.
    Die originalen von damals sind in der Verarbeitung einzigartig ,der Schliff, die genähte
    Lederscheide und das Logo BW ,einige waren ziemlich verschliffen diese ich wieder
    auf Vordermann brachte, das man diese ,in die Vitrine oder wie ich diese auf einem Brett,
    mit dazugehörigen Hersteller beschriftet habe ,gelegentlich werden diese auch auf meine
    Camping und Abenteuer Touren verwendet .
    Die Form wie die Scheide und das Messer ist meiner Meinung von damals sehenswert
    wie auch in der Handhabung zu empfehlen zudem es auch sehr robust ist.

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  2. Die Informationen zum alten Feldmesser (wurde von uns selten als Kampfmesser bezeichnet) sind exzellent.
    Bei den Informationen zum neuen Messer fehlt einiges an Details: die Existenz von zwei „offiziellen“ Bundeswehrversionen, von Eickhorn-Solingen und Borkott-Eickhorn (beide auch zivil verkauft), die Umstellung der kommerziellen Eickhorn-Varianten auf neuen Stahl 2009 und neue Spitze, und die Variationen KM1000, KM3000 usw. Das Foto zeigt nicht die original-Bw Version, sondern ein post-2009-gefertigtes kommerzielles Modell.

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