Das E-Bike knarzt und quiekt beim Überfahren der kleinsten Bodenwelle? Dann hilft nur eins: intensive Fehlersuche. Die Gründe, warum Geräusche entstehen, sind so vielfältig wie die Bike Modelle selbst. Ursachen, warum das E-Bike beim Treten knarzt sowie Tipps zum Auffinden und beseitigen nervender Töne finden Sie hier.
Jedes E-Bike entwickelt anderes Knarzen. Der Fahrstil, das Systemgewicht und die allgemeine Pflege tragen zur Geräuschbildung erheblich bei. Meist reicht es aus, Schrauben mit vorgeschriebenem Drehmoment anzuziehen, denn zu lockere oder zu feste Verschraubungen erzeugen Spiel und Spannung. Spaß kommt erst wieder mit einem leisen E-Bike auf – auch für Ihre Mitfahrer.
Warum knarzt das E-Bike beim Treten?
Es hört sich so an, wie Sportschuhe auf dem Turnhallenboden: Knarzgeräusche entstehen durch Reibung und hohen Druck, wenn sich zwei Flächen gegeneinander bewegen. Am E-Bike verursachen Verschraubungen, Klemmungen und Auflageflächen Geräusche, wenn sich der werksseitige Fettfilm abgenutzt hat und sich Schmutz zwischen gelockerten Kontaktstellen ansammelt.
Vor der eigentlichen Inspektion ist eine gründliche Reinigung des E-Bikes hilfreich. So gibt sich vielleicht schon das eine oder andere Quietschen von selbst. Danach gibt gutes Hinhören erste Hinweise darauf, an welchem Bauteil Geräusche entstehen.
Teilen Sie die Suche nach Ursachen für Knarzgeräusche am Bike in vier grobe Bereiche ein:
- vorne,
- in der Mitte,
- unter Belastung (beim Treten oder Fahren)
- und hinten.
1. Knarzen entsteht vorne am E-Bike
Hören Sie das Geräusch beim Aufstützen auf die Griffe, sind wahrscheinlich Lenker und Vorbau daran beteiligt. Eine knarrende Federgabel deutet auf trockene Dichtungen oder gebrochene Federn hin – dies ist ein Fall für den Service.
Die Lenkerklemmung prüfen
Knarzen beim Überfahren von Bordsteinkanten oder ähnlichen Unebenheiten entsteht oft am Lenker. Kontrollieren Sie die Lenkerklemmung durch Lösen aller Schrauben und reinigen die Auflageflächen an Vorbau und Lenker.
Danach verteilen Sie Fett auf die sauberen Klemmflächen.
Montieren Sie den Lenker nach vorgegebenem Drehmoment, dessen Angabe oft an den Schraublöchern vermerkt ist.
Wichtig: verwenden Sie dazu unbedingt einen Drehmomentschlüssel, denn Knarzen entsteht gerne dort, wo die Schrauben zu fest sitzen und sich die Teile verziehen.
Drehmomentschlüssel
ANSEHEN*
Den Steuersatz sichten
Die Klemmung zwischen Schaftrohr und Vorbau am Lenker knarzt aus dem gleichen Grund: Schmutz und Trockenheit.
Lösen Sie alle Schraubverbindungen am Vorbau sowie die Ahead-Schraube, wonach Sie das Teil nach oben hin abziehen können.
Achtung: die Gabel kann jetzt herausfallen, wenn das Bike hoch auf einem Montageständer fixiert ist!
Reinigen und fetten Sie die Auflagen vor dem erneuten Zusammenbau nach Drehmoment Vorgaben. Wischen Sie überschüssiges Fett mit einem Putzlappen weg.
Falls das E-Bike neu ist, behebt die Einstellung der Vorspannung am Steuersatz das Geräusch. Entdecken Sie beschädigte Lager, sollte das Einpressen eines neuen Steuersatzes eine Werkstatt mithilfe von Spezialwerkzeug durchführen.
2. Knarzgeräusche im mittleren Bereich des E-Bikes
Auf Sattel, Sattelstütze und Sattelklemme wirkt das Fahrergewicht ein. Schmutz im System wird hier beim Überfahren von Unebenheiten mit lautem Knarzen bewegt.
Sattelstütze und Sattelklemme warten
Lösen Sie den Schnellspanner oder benutzen einen 4-er oder 5-er Inbusschlüssel und ziehen die Sattelstütze heraus. Öffnen Sie auch die Sattelklemmung und reinigen alle Teile von innen und außen. Vor dem Einbau sollten Sie Sattelklemme und Sattelstütze fetten. Verwenden Sie bei einem Carbonrahmen Montagepaste. Ziehen Sie die Schrauben fest genug an.
Lesenswert:
- Gefederte Sattelstütze Vergleich – Schmerz lass‘ nach!
- Ist eine gefederte Sattelstütze für Trekkingrad sinnvoll?
3. E-Bike knarzt beim Treten
Vor allem unter Belastung bilden sich unschöne Geräusche an den Antriebskomponenten. Am besten arbeiten Sie sich von außen nach innen vor, von den Pedalen bis zur Lagerschale im Tretlager.
Pedale fetten oder austauschen
Schauen Sie zuerst, ob Sie Inbusschlüssel oder Maulschlüssel zur Montage benötigen. Beachten Sie die unterschiedliche Drehrichtung der Gewinde:
- Das rechte Pedal hat ein Rechtsgewinde,
- das linke Pedal ein Linksgewinde.
Es löst sich allerdings keine Schraube, sondern stellen Sie es sich so vor, dass ein Pedal selbst die Schraube darstellt. Fetten Sie die Kurbelgewinde großzügig ein.
Wichtig: Es kursiert ein Mythos, dass Pedale nicht so fest montiert werden sollten, da sie sich aufgrund der umgekehrten Gewinde von selbst festziehen sollen. Das ist falsch! Pedale müssen mit sehr hohem Drehmoment von 33 bis 55 Nm angezogen werden. Sie setzen im 90-Grad-Winkel an den Kurbeln an und tragen das gesamte Gewicht des Fahrers.
Lesenswert: Wie lässt sich das Fahrradpedal lösen? – 7 sichere Mittel
Das Kettenblatt demontieren
Beim Treten leistet das E-Bike Kettenblatt Schwerstarbeit und knarzt. Die einwirkenden Kräfte bewegen zu locker eingesetzte Kettenblattschrauben unter hohem Druck, wodurch in Kombination mit Schmutz Knarzen entsteht. Zum Lösen der Schrauben zwischen Kettenblättern und Kurbeln benötigen Sie ein Spezialwerkzeug. Beachten Sie beim Nachziehen mit dem Drehmomentschlüssel das vorgegebene Drehmoment des Herstellers.
Lesenswert: Bosch Gen 4 E-Bike Kettenblatt wechseln
Das Tretlager kontrollieren
Tretlager verschleißen durch Schmutz und Nässe, die bei Regenwetter eindringen und Korrosion fördern. Zum Öffnen des Verschlussrings benötigen Sie das passende Lockring-Tool. Reinigen Sie alles und ziehen die Lagerschalen des Innenlagers nach. Schmieren Sie die Achse, die linke Kurbel an deren Verzahnung und alle Metallstellen, die aufeinander arbeiten, mit reichlich Lagerfett.
4. Knarzen im hinteren Bereich
Wenn Federelemente, Speichen oder die Kassette jede Ausfahrt mit knarzenden Geräuschen begleiten, wird es höchste Zeit für eine Wartung.
Lose Speichen knarzen
Ruppige Geländefahrten oder Treppenüberquerungen quittiert Ihnen das E-Bike mit einer sogenannten ‘Acht’ in der Felge. Wenn Sie das Laufrad noch nicht tauschen möchten, sollte es eine Werkstatt zentrieren. Mit der krummen Felge werden auch eine oder mehrere Speichen locker. Dadurch verliert das gesamte Bike an Stabilität. Das Nachziehen sollte der Fachmann übernehmen.
Voll gefederte Rahmen entwickeln Knarzen
Full Suspension Mountainbikes zeichnen sich durch Dämpfer, Federung und Gelenke aus, die Unebenheiten bestens glattbügeln. Nach längerem Gebrauch verschleißen die Lager, es lagert sich Schmutz ein und Trockenheit erzeugt Knarzen. Falls das Reinigen und Einsprühen mit Teflonfett wenig Besserung bringt oder Lager locker sind, rate ich Ihnen zu einem Servicetermin
Die Kassette kann Geräusche verursachen
Knarzen entsteht auch hier durch übermäßige Belastung und ungünstige Schaltvorgänge. Zwischen Freilauf und Zahnkränzen setzt sich eine Schicht aus Erdreich und Fett ab, die das Bike laut macht.
Säubern und Fetten sind angesagt für E-Biker, die genügend Erfahrung bei der Montage und passendes Werkzeug besitzen.
Geräusche von der Bremsscheibe
Bremsscheiben erheben selten ihre Stimmen und wenn doch, liegt das an gelockerten Schrauben. Ziehen Sie bei 6-Loch-Bremsen alle Schraubverbindungen mit einem Drehmomentschlüssel nach. Bremsscheiben mit Centerlock-System können Sie mit einem passenden Kassettenabzieher oder einem Innenlagerwerkzeug festziehen.
Tipps zur Vorbeugung von Knarzgeräuschen
Nichts ist ärgerlicher, als ständige Geräusche am E-Bike. Knarzen ist in der Regel kein Grund, einen Werkstatttermin zu vereinbaren.
Lesen Sie hier, wie Sie Ihr E-Bike wieder so leise wie am ersten Tag bekommen.
- Reinigen Sie das E-Bike regelmäßig, denn Schmutz ist die Hauptursache von Knarzen
- Lösen Sie Verschraubungen, reinigen die Kontaktpunkte und fetten die Gewinde dünn ein. Anziehen nach Drehmoment verhindern Geräusche an Kettenblatt, Kassette, Kurbeln und Pedalen
- Auch Klemmungen erzeugen Knarzen: Warten Sie den Steuersatz, den Vorbau und die Sattelstütze
- Sorgen Sie für die richtige Kettenspannung und überprüfen den Verschleiß
- Ziehen Sie die Speichen nach und prüfen den festen Sitz der Schnellspanner oder der Steckachse
Erwähnung von häufig auftretenden Knarzgeräuschen bei bestimmten Wetterbedingungen:
Nach Regenfahrten erzeugen häufig die Kurbeln knarzende Geräusche Abhilfe schafft, die Kurbeln abzubauen, zu säubern und neu zu fetten.
Auch auf den Pedalachsen sammelt sich Staub, der durch den Druck beim Treten über das Metall geschoben wird. Demontieren und reinigen Sie auch die Cleats, wenn vorhanden.
Schnee ist untrennbar mit Streusalz verbunden, das Lagerfett und Öl von Kette, Pedalen und Kurbeln auswäscht. Gehen Sie genauso vor wie bei Regenfahrten.
Hitze hingegen kann durch Materialausdehnung und eindringenden Staub Knarzen verstärkt werden. Auch hier hilft nur reinigen, fetten und die Schrauben mit Drehmoment anzuziehen.
Weitere mögliche Gründe für Knarzgeräusche:
- Ein ungenau eingestelltes Schaltwerk knarzt durch Spannungen und falsche Belastungen. Überprüfen Sie die Schaltzugspannung und die Ausrichtung des Schaltwerks bei Kettenschaltungen oder die Markierungen an Nabenschaltungen
- Rost, der sich an Schrauben gebildet hat,
- Am Unterrohr montierte Flaschenhalter knarzen bisweilen
- Eine ungleichmäßig angezogene Motorbefestigung am Rahmen ist der Klassiker für Knarzgeräusche
- Ein Gepäckträger, der mit schweren Seitentaschen oder einer Box beladen ist, ächzt unter der Last
- Ein trockener Carbon-Riemen benötigt Pflege mit etwas Silikonfett, um leise zu laufen
Fazit
Knarzgeräusche beim E-Bike sind nicht nur störend, sondern können auch auf potenzielle mechanische Probleme hinweisen. Diese Geräusche können durch eine Vielzahl von Ursachen verursacht werden, darunter Verschleiß, falsche Einstellung, mangelnde Pflege und unzureichende Schmierung. All diese Probleme können jedoch mit der richtigen Pflege und Wartung vermieden oder minimiert werden.
In diesem Artikel wurden die häufigsten Ursachen von Knarzgeräuschen beim E-Bike detailliert analysiert und Ratschläge zur Fehlerbehebung und Wartung gegeben. Von der richtigen Spannung der Schrauben und der sorgfältigen Reinigung aller Komponenten bis hin zur korrekten Pflege bei verschiedenen Witterungsbedingungen – es gibt viele Maßnahmen, die E-Bike-Besitzer ergreifen können, um die Langlebigkeit ihres Fahrrads zu gewährleisten und eine angenehme und geräuschfreie Fahrt zu genießen.
Abschließend ist es wichtig zu betonen, dass die regelmäßige Wartung und Pflege eines E-Bikes nicht nur das Auftreten von Knarzgeräuschen minimiert, sondern auch die allgemeine Leistung und Lebensdauer des Fahrrads verbessert. Daher sollte die Instandhaltung immer als ein integraler Bestandteil des E-Bike-Besitzes betrachtet werden.