Irgendwann kommt der Zeitpunkt, dann muss man das Fahrrad richtig einstellen, weil das Fahren unbequem geworden ist, die Gangschaltung wackelt und an jeder Steigung die Kette vom Ritzel springt. Und wer downhill richtig durchstarten will, braucht zuverlässige Bremsen.
Als Rennradler, Mountainbiker oder Tourenradfahrer sollten Sie in der Lage sein, die wichtigsten Grundeinstellungen an Ihrem Fahrrad vorzunehmen.
Unsere Schritt-für-Schritt Anleitungen verschaffen Ihnen die nötigen Einblicke, damit Sie bei einer Panne wissen, was zu tun ist!
Fahrrad einstellen – Vorbereitung
Bevor es ans Einstellen geht, sind noch einige Vorbereitungen zu treffen:
- Schmutz beseitigen: Das Schaltwerk, die Kette, Kassette, Kettenblätter und Umwerfer sollten Sie vor der Wartung säubern. Dazu sprühen Sie am besten einen Rad-Reiniger auf und spülen den Schmutz nach einer Einwirkzeit mit Wasser ab. Rücken Sie verölten Teilen mit einer Zahnbürste zu leibe.
- Wie stark sich die Kette durch die Belastung beim Fahren geweitet hat, können Sie mit einer Verschleißlehre messen. Bei 0,75 Längung sollte die Fahrradkette demnächst ausgewechselt werden, bei 1,0 ist sofortiger Austausch nötig. Die Wechselintervalle liegen bei 1000 – 1500 Kilometern.
- Schaltzüge und Außenhüllen müssen unbeschädigt und frei von Knicken sein. Finden Sie Rostspuren am Schaltzug, ist der Austausch samt Hülle fällig. Kontrollieren Sie den Zug, ob die Kurven weit genug verlaufen. Zu enge Biegungen behindern den Lauf der Schaltseile und erschweren eine exakte Einstellung. Regelmäßiges Schmieren verlängert die Standzeit der Schaltzüge, doch ein turnusmäßiger Wechsel ist trotzdem empfehlenswert.
Schritt 1 - Die Fahrrad Schaltung richtig einstellen
Mit etwas Fingerspitzengefühl und unserer Anleitung gelingt es auch Anfängern, das Fahrrad selbst in Schuss zu halten.
Die Wartung der Fahrradschaltung gliedern wir der Übersicht halber in die beiden Bereiche “Schaltwerk” und “Umwerfer”.
1a - Die Fahrrad Gänge richtig einstellen
Um die Anschläge des Schaltwerks einzustellen, benötigen Sie einen Kreuzschraubendreher, der in vielen Fahrrad Multitools zu finden ist. Zweck der Endanschläge ist die Begrenzung des Schaltwerkes.
Dies verhindert eine Ursache böser Stürze, nämlich, dass die Kette vom kleinsten oder größten Ritzel abfallen kann.
Sie sehen zwei Schrauben:
- Für den oberen Anschlag ist die Kennzeichnung “L”,
- für den unteren Anschlag “H” angebracht.
1b - Den oberen Endanschlag einstellen
Beginnen Sie beim kleinsten Kettenblatt vorn und schalten die Gänge hoch, so weit es geht. Lässt sich der obere Gang nicht einlegen, lösen Sie die Begrenzung leicht.
Lockern Sie dazu die “L”-Schraube in Viertel- oder halben Drehungen - merken Sie sich dabei die Anzahl der Umdrehungen, um diese im Notfall wieder rückgängig zu machen.
Justieren Sie so weit, bis sich der obere Gang einlegen lässt. Kontrollieren Sie die Position der Schaltröllchen: Das größte Ritzel sollte nun in einer Linie mit der “L”-Schraube stehen.
1c - Den unteren Endanschlag einstellen
Schalten Sie zuerst auf das größte Ritzel der Kassette. Danach lösen Sie die Zugspannung durch das komplette Hineindrehen der Zugspannschraube am Schalthebel mit einem Inbusschlüssel.
Schauen Sie sich an, welcher Grundposition das Schaltwerk zustrebt: Die Schaltwerksröllchen sollten in einer Linie parallel mit dem kleinsten Ritzel stehen. Ist das nicht so, drehen Sie die “H”-Schraube, bis die Schaltwerksröllchen mit dem kleinsten Ritzel übereinstimmen.
1d - Die Zugspannung der Schaltseile justieren
Die Kette liegt auf dem größten Ritzel sowie dem kleinsten Kettenblatt. Verstellen Sie nun die Feder der in der Aufhängung des Schaltwerks durch Drehen der 3. Schraube mit der Kennzeichnung “B”. Dadurch ändert sich die Höhe des oberen Schaltröllchens.
Bei zu lockerer Federspannung berühren sich Röllchen und das größte Ritzel. Optimal ist die Einstellung mit 1 bis 1,5 Kettenglieder Abstand zwischen Schaltröllchen und den Zähnen des größten Ritzels.
Zur Feinjustierung kurbeln Sie einfach und schalten dabei die Gänge durch. Erhöhen Sie die Zugspannung minimal durch Herausdrehen der Schalthebel-Schraube, wenn es hakt.
Auch wenn das Schaltwerk zu spät schaltet, hilft erhöhen der Zugspannung. Zu frühes Schalten reguliert das Lösen der Zugspannung.
Schritt 2 - Den Umwerfer einstellen
Neue Schaltzüge werden bei der Benutzung länger, dies ist ein normaler Vorgang. Man merkt es daran, wenn die Schaltung plötzlich hakt. Der Umwerfer muss nun an der “L”-Schraube und der “H”-Schraube richtig eingestellt werden. (Hier geht es zur Anleitung, wie Sie den Shimano Tourney Umwerfer einstellen.
2a - Die Höhe des Umwerfers
Der Umwerfer befindet sich auf der richtigen Höhe, wenn zwischen dem großen Kettenblatt und Leitblech etwa ein bis drei Millimeter Abstand bleibt. Möglicherweise müssen Sie dazu den Schaltzug etwas lockern.
2b - Den unteren Anschlag des Umwerfers einstellen
Schalten Sie zunächst das größte Ritzel auf das kleinste Kettenblatt. Lösen Sie nun an der Inbusschraube den Schaltzug und verstellen mit der “L”-Schraube die Position des Leitblechs.
Wenn die Kette mit 1 mm Luft am Leitblech vorbeiläuft, ist die Einstellung perfekt. Fixieren Sie abschließend unter leichter Spannung den Schaltzug mit der Inbusschraube an dem Umwerfer.
Vorsicht: Bei zu weiter Einstellung der Endanschläge kann beim Schaltvorgang die Kette abspringen!
2c - Den oberen Anschlag des Umwerfers einstellen
Schalten Sie auf das kleinste Ritzel und das größte Kettenblatt und justieren die mit “H” gekennzeichnete Schraube so, dass sich Kette und Leitblech gerade nicht mehr berühren.
Damit die Kette nicht so leicht abspringt, stellen Sie sicherheitshalber die Endanschläge minimal enger ein, denn neue Schaltzüge samt Außenhüllen weiten sich bei Gebrauch noch etwas.
2d - Die Zugspannung des Umwerfers justieren
Nachdem alle Anschläge eingestellt sind, ist nun die Zugspannung an der Reihe - genau wie vorhin beim Schaltwerk. Schalten Sie auf das größte Ritzel und das mittlere Blatt. Wenn die Kette ohne zu schleifen innen am Leitblech vorbei läuft, stimmt die Zugspannung.
Schritt 3 - Die Fahrrad Sitzposition richtig einstellen
Je nach Fahrrad-Typ variiert die Körperhaltung und Sitzposition. Damit ändert sich die Belastung an den Füßen, am Gesäß und den Handgelenken.
3a - Die Schrittlänge messen
Die Innenbeinlänge bestimmt die Rahmengröße und ist der Wert, um die richtige Sitzhöhe einzustellen. Ermitteln Sie die Schrittlänge, indem Sie sich barfuß mit dem Rücken an eine Wand stellen und ein Buch zwischen den Beinen bis an den Schritt führen.
Messen Sie nun mit einem Maßband oder Zollstock von der Oberkante des Buches bis zum Boden die Schrittlänge.
3b - Die Rahmengröße und die Sitzhöhe bestimmen
Die Sitzhöhe bestimmt, wie effizient die Kraftübertragung wirkt. Messen Sie den Abstand zwischen der Sattel-Oberkante bis zur Mitte des Tretlagers nach der pauschalen Formel:
Sitzhöhe = 0,885 x Schrittlänge in cm
Die Formel für spezielle Fahrradtypen, wie MTB, Rennrad und Cityrad entnehmen Sie dem Bild unten.
3c - Die Längsposition einstellen
Bringen Sie den Sattel zuerst mithilfe einer Wasserwaage in die waagerechte Ausrichtung. Stellen Sie auch die Pedale in die waagerechte Position, setzen sich nun aufs Rad und stellen einen Fuß auf das vorne liegende Pedal.
Prüfen Sie mit einem Lot die Ausrichtung. Legen Sie die Schnur vorn über Ihr Knie und schauen, ob die Schnur genau die Pedalachse trifft. Falls das nicht zutrifft, schieben Sie den Sattel weiter nach vorn oder zurück.
Lesenswert:
Schritt 4 - Den Lenker richtig einstellen
Die Belastung der Kontaktpunkte an Gesäß, Füßen und Händen bestimmt, ob das Rad fahren nach einer Weile bequem ist oder als Qual empfunden wird.
Die nächste wichtige Anpassung können Sie am Fahrradlenker einstellen. Dabei unterscheiden sich zwei verschiedene Vorbauten.
4a - Die Innenklemmung
Nehmen Sie oben am Lenkerrohr die Plastikabdeckung ab. Öffnen Sie die darunter liegende Inbusschraube. Falls die Inbusschraube festgerostet sein sollte, klopfen Sie einige Male mit einem Gummihammer darauf.
Ziehen Sie nun den Lenker hoch und fixieren Sie ihn in der neuen Position, aber maximal bis zur Markierung am Rohr.
4b - Der Ahead-Vorbau
Dieses System schwieriger zu verstellen, da es sich direkt auf dem Gabelschaft befindet. Für die Erhöhung des Lenkers benötigen Sie einen Adapter wie diesen oder so eine Verlängerung.
4c - Die Neigung des Lenkers einstellen
Einen guten Anhaltspunkt für den empfohlenen Neigungsbereich liefert die Skala auf dem Lenkerrohr. Durchgedrückte Arme erzeugen eingeschlafene Hände und überlastete Handgelenke, weil zu viel Gewicht auf ihnen lastet.
Nehmen Sie den Inbusschlüssel mit und fahren einige Probekilometer. Justieren Sie unterwegs die Neigung, um die optimale Position zu finden.
Schritt 5 - Die Bremsen einstellen
Die Bremsen zählen mit zu den wichtigsten Bauteilen, da das Fahrrad enorme Geschwindigkeit erreicht.
Regelmäßige Überprüfung, um Verschleiß der Bremsbeläge zu erkennen, können Sie ohne Aufwand durchführen.
5a - Die Fahrradbremse verursacht Geräusche
Jeder Bremsvorgang reibt das Gummi der Beläge und Metallpartikel von der Felge ab. Der Metallstaub setzt sich auf dem Bremsbelag fest und verursachen das bekannte schleifende Bremsgeräusch.
Durch Nachspannen am Bremshebel lässt sich der abnehmende Bremsbelag bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgleichen.
5b - Abgenutzte Bremsbeläge
Neue Bremsbeläge weisen Rillen auf. Wenn diese verschwunden sind, wird es dringend Zeit zum Austausch.
5c - Verglaste Bremsbeläge
Bei übermäßiger Belastung und hohen Temperaturen verglasen (verspröden) Bremsbeläge aus Gummi, aber auch Scheibenbremsen sind betroffen.
Dies ist äußerlich nicht sichtbar, doch lautes Quietschen und nachlassende Bremskraft weisen darauf hin. Verglaste Bremsbeläge sind ein Fall für die Mülltonne.
5d - Bremsbeläge austauschen
An Felgenbremsen, Cantilever- und V-Brakes sind Bremsbeläge mit einer Schraube oder einem Montagebolzen auf dem Träger montiert. Lösen Sie die Schraube und wechseln die Beläge aus. Danach muss die Bremse justiert werden:
- Setzen Sie den Bremsbelag waagerecht so auf die Felge, dass nichts übersteht oder am Reifen schleift. Drehen Sie die Schraube wieder fest.
- Nun wird der Bremshebelweg über die kleinen Federschrauben eingestellt. Damit erzielen Sie “weiche” oder “harte” Bremswirkung.
Fahrrad richtig einstellen - Zusammenfassung
Vernachlässigte Wartung ist häufige Ursachen für Unfälle mit dem Rad. Riskieren Sie nicht Ihre Gesundheit oder verursachen hohen Sachschaden, den Sie aus eigener Tasche bezahlen müssen. Wir wünschen Ihnen mit Ihrem individuell eingestellten Rad weiterhin gute Fahrt!