Fahrradhelm vs Airbag – welches System schützt Radler besser bei einem Unfall? In einem modernen Auto zählt der Airbag längst zum Standard, doch inzwischen profitieren auch Radfahrer mit einem Hövding Helm mit derselben Funktionsweise.
Konventionelle Helme folgen einem anderen Ansatz hinsichtlich erhöhtem Aufprallschutz: Eine EPS-Innenschale soll Gehirnerschütterungen entgegenwirken. Welcher Helm ist sicherer? Wir stellen beide Optionen vor.
Der Fahrrad Airbag
Zwei schwedische Studentinnen haben den innovativen Kopfschutz entwickelt. Ihr Produkt namens “Hövding” tragen Radler als Kragen um den Hals.
Integrierte Sensoren zeichnen pro Sekunde 200 Daten auf und öffnen bei einem Sturz innerhalb 0,1 Sekunden eine luftgefüllte Haube, die den Nacken und den gesamten Kopf umhüllen.
Auch das Gesicht wird in diesem Moment geschützt, um Verletzungen an Nase, Kinn und Stirn vorzubeugen.
Dies alles geschieht schnell wie ein Wimpernschlag, sodass die Sicht sofort wieder frei ist.
Eine Gaspatrone füllt die Luft-Kappe und erhält gleichmäßigen Druck, um auch mehrere Aufschläge abzufangen. Der Airbag selbst ist aus reißfestem Nylon gefertigt, der auch Rollsplitt oder ähnlich raue Böden schadlos übersteht.
Einfache Verwendung
Vor der Inbetriebnahme wird der Akku über den USB-Port geladen. Die Nutzungsdauer beträgt danach etwa 10 Stunden.
Der Hövding wird einfach um den Hals gelegt und vorn mit dem Reißverschluss geschlossen. Am Zipperband befindet sich eine Druckknopfhälfte, die auf ihr Gegenstück gedrückt den Hövding aktiviert.
Löst der Hövding bei starken Bewegungen aus?
Nein, denn die Sensoren unterscheiden exakt zwischen normalen Bewegungen und einem Sturz.
Die Zuverlässigkeit untermauert eine Studie der Stanford Universität (1):
“Spitzenbeschleunigungen, die aus diesen Experimenten mit Airbaghelmen erhalten wurden, verringern das Risiko einer Gehirnerschütterung im Vergleich zu Standard-EPS-Helmen um das Achtfache. Entscheidend ist, dass der Airbag sowohl den Kopf als auch den Hals schützt und einen viel größeren Bereich als ein herkömmlicher Fahrradhelm abdeckt”.
+ Keine Fehl-Aktivierung dank sensorischer Steuerung
+ Ermöglicht unbeschwertes Radeln
– Der Kragen stört hinten bei dicken Winterjacken mit Kragen oder Kapuze
– Für Kinder ungeeignet
Für und Wider Fahrradhelm
Der klassische Fahrradhelm ist in vielen Varianten und Modellen auf die Vielzahl der Nutzer und Radsportarten spezialisiert:
- Aerodynamische Rennradhelme
- BMX- und MTB Sporthelme
- Helme mit Visier
- City-Helme, Kinderhelme, Allround-Helme
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Verbesserte Sicherheit beim Fahrradhelm
Die Entwicklung schreitet auch hier weiter fort:
In-Mold Technologie und Double-In-Mold sollen den Radler mit möglichst wenig Gewicht belasten und dabei als Stoßdämpfer bei Aufprallen dienen.
Dies geschieht durch die innere Schale aus EPS-Hartschaum, die flächig mit der dünnen Kunststoff-Außenschale verbunden ist. Das zweite innovative Helm-Konzept stammt ebenfalls aus Schweden:
MIPS (Multi Directional Impact Protection System) ist das Resultat 30-jähriger Forschungen.
Eine zusätzliche Schale, die sich beim Aufprall mit dem Kopf im Helm bewegt, soll bei seitlichen Aufprallen Gehirnverletzungen durch Rotationskräfte minimieren.
Fahrradhelme mit MIPS Technologie werden von rund 80 Herstellern angeboten. Die Sicherheit wird durch wissenschaftliche Studien als deutlich erhöht bewertet.
Nach einer Fachinformation der Schweizer Beratungsstelle für Unfallverhütung (2) erhöht eine runde Form und glatte Oberfläche die Sicherheit herkömmlicher Fahrradhelme:
Der Fahrradhelm muss bei einem Aufprall auf dem Untergrund rutschen.
Fahrradhelme mit Zertifikat
Helme, die auf den deutschen Markt kommen, entsprechen der europäischen Norm 1078, Kleinkinder-Helme unterliegen zusätzlich der Norm EN 1080. Die Vorschriften betreffen unter anderem:
- Die stoßdämpfende Wirkung
- Das Sichtfeld
- Das Gurtsystem
- Anpassung und Tragesystem
Die Mindestanforderungen sind mit dem CE-Zeichen erfüllt.
+ Bessere Sichtbarkeit durch helle Farben und LED-Rücklicht
+ Verleiht Radlern ein sicheres Gefühl
– Jeder Radhelm sollte nach einem Unfall getauscht werden
– Falsches Aufsetzen, unpassende Größe reduzieren die Schutzwirkung
Für wen eignet sich der Airbag Fahrradhelm?
Radler, die Fahrradhelme ablehnen, finden im Hövding idealen Schutz bei maximaler Sicherheit. Der Airbag Helm eignet sich für Alltagsfahrer, Pendler und Tourenfahrer. Für den Radsport eignet sich die Halskrause eher nicht.
Wer fährt besser mit konventionellem Helm?
Der herkömmliche Fahrradhelm richtet sich an verantwortungsbewusste Radler. Schöne Designs und gute Anpassung sorgen für gute Akzeptanz.
Für Sportler mit hohem Sturzrisiko und auf hohe Sicherheit bedachte Radler empfiehlt sich MIPS Technologie.
Fazit
Das Duell Fahrradhelm vs Airbag endet 1:0 für den Hövding, was die Sicherheit und Zuverlässigkeit betrifft.
Das noch sehr teure System kann jedoch nach einmaligem Auslösen nicht weiterverwendet werden.
Bei den konventionellen Helmen verringert MIPS-Technologie Rotationskräfte beim schrägen Aufprall, ansonsten senkt eine möglichst weit bedeckende Helmschale das Verletzungsrisiko.