E-Bike fahren mit Übergewicht nimmt die Angst, den Rückweg nicht mehr zu schaffen. Bewegung ohne Belastung der Gelenke wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus und die frische Luft sorgt für gute Laune. Was XXL-Bikes mit Motorunterstützung so komfortabel macht, erfahren Sie hier.
Ein E-Bike für Übergewichtige eröffnet ganz neue Aspekte der Mobilität. Dank Motorunterstützung bleiben Belastungen der Gelenke aus, womit Radfahren die ideale Sportart ist, um schonend Kalorien zu verbrennen. Extra starke Konstruktion verspricht lange Lebensdauer der Komponenten und ungetrübten Spaß am Fahren.
E-Bike für Übergewichtige – 10 entscheidende Anforderungen
1. Erhöhtes zulässiges Gesamtgewicht
Da E-Bikes durch ihre Geschwindigkeit stärkeren Kräften ausgesetzt sind, gewährleistet der Gesetzgeber technische Sicherheit durch ein zulässiges Gesamtgewicht. Bei herkömmlichen E-Bikes liegt dies um die 120 kg, während die Komponenten von XXL-Bikes ab 150 kg für ein E-Bike Klapprad bis 200 kg für ein E-Cargo Bike ausgelegt sind. Diese Angabe bezieht sich auf die komplette Mensch-Maschine-Einheit aus:
- Fahrer plus Kleidung und Helm
- E-Bike
- Zusätzliches Gewicht
Beispiel: Beträgt das maximale Gesamtgewicht 150 kg, kann sich dieses verteilen auf
- 25 kg E-Bike Rahmen mit Akku und Motor
- sowie 10 kg Zuladung wie das Fahrradschloss, Gepäckträgertaschen und eine Trinkflasche.
Dann darf der Fahrer in voller Montur höchstens 115 kg auf die Waage bringen.
Beachten Sie diese Limits unbedingt, denn nur dann ist Ihre Sicherheit und lange Lebensdauer der E-Bike Komponenten gewährleistet.
Wenn durch Überlastung der Rahmen bricht, ist das komplette E-Bike irreparabel zerstört. In diesem Fall können Sie weder von einer Versicherung noch von der Hersteller-Garantie Regress einfordern und noch Glück haben, dass Sie sich nicht verletzen.
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2. Der Motor
Pedelecs mit Motorunterstützung bis 25 km/h und Anfahrhilfe bis 6 km/h dürfen Sie ohne Führerschein und ohne Versicherung fahren. Diese Antriebe weisen allgemein 250 Watt auf, doch die Durchzugskraft richtet sich nach dem Drehmoment.
Hier lohnt sich der Blick auf den Hersteller: Bosch Performance CX Motoren der 4. Generation mit 85 Nm zählen momentan zu den stärksten Antrieben am Markt.
- Der Mittelmotor ist die beliebteste Variante, da die Position am Tretlager durch seinen tiefen Schwerpunkt die beste Balance bietet;
- Hinterradantriebe erfordern durch bissige Traktion mehr fahrerisches Können,
- während Vorderradmotoren beim Lenken einschränken könnten und das Hinterrad bei Feuchtigkeit durchrutschen lassen.
3. Die Akkuleistung
Die wohl wichtigste Komponente für die Mobilität übergewichtiger Menschen ist der Akku. Der Motor benötigt mehr Energie, um schweres Gewicht in Gang zu bringen.
Achten Sie daher auf ausreichende Kapazität von mindestens 500 Wh, besser sind 625 Wh oder 1000 Wh je nach Fahrrad-Typ.
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Für kurze Fahrten ist eine kleine Kapazität vorteilhafter, denn mit der Leistung steigt das Akku-Gewicht.
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4. Der Rahmen
E-Bikes besitzen standardmäßig robuste Rahmen, doch ab 150 kg Gesamtgewicht stabilisieren die Hersteller das Fahrwerk nochmals mit dickwandigeren Rohren in größerem Durchmesser.
Übrigens: Beim Herunterfahren einer Bordsteinkante kommen weitaus höhere Belastungs-Spitzen zustande, die 30 % erhöhte Bruchsicherheit abfängt.
Diese Reserve bewerben Hersteller allerdings nicht, damit Kunden die Belastungsgrenze nicht ausreizen und es zu Imageverlust durch Schäden kommt.
Mehr Material in XXL E-Bikes ist der Grund für die höheren Preise gegenüber herkömmlichen Modellen.
5. Die Bremsen
Je mehr Gewicht in Bewegung ist, desto stärker müssen die Bremsen wirken.
- Mit hydraulischen Scheibenbremsen mit 4-Kolben-System halten Sie auch bei flotten Abfahrten und plötzlichen Bremsmanövern im Straßenverkehr das E-Bike sicher unter Kontrolle.
- Felgenbremsen neigen zum Durchrutschen und die Bremsbeläge halten nicht lang.
- Rücktrittbremsen werden nicht mehr verbaut.
6. Welche Gangschaltung?
Sie haben die Wahl zwischen drei bis acht Gängen einer Nabenschaltung oder einer Kettenschaltung mit bis zu zwölf Gängen. Als dritte Alternative steht die Enviolo Automatik-Schaltung zur Verfügung, die in jedem Gelände die von Ihnen festgelegte Trittfrequenz behält. Da diese Option ziemlich im Portmonee zwickt, entscheiden sich die meisten übergewichtigen E-Biker für die Kettenschaltung.
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7. Reifen und Felgen
- Die Reifen sind passend zu der erhöhten Belastung dimensioniert: Ruhigen Lauf auf unebenem Untergrund bieten Mäntel mit verstärkten Seiten und größerem Durchmesser. Kräftige Profile sorgen für gute Traktion auf Asphalt und natürlichem Boden. Die breite Auflage verteilt den Druck gleichmäßig, wodurch sich die Gefahr einer Reifenpanne verringert.
- Wer mit Reifen flicken nicht vertraut ist, greift am besten zu schlauchlosen Reifen. Die Präparation mit etwa 150 ml Dichtmilch gewährleistet sicheren Luftabschluss der Reifenflanken an den Felgen. Sogenannte Tubeless-Systeme laufen durch verringerten Rollwiderstand besonders leichtgängig.
- Besonders robuste Stahlfelgen mit Hoch- oder V-Profil sorgen für angenehme Fahrt. Je mehr Speichen verbaut sind, umso besser. Mindestens 32 Stück in verstärkter Ausführung leiten Erschütterungen gleichmäßig ab. Die straffe Spannung sowie Fixierung mit Messingnippeln bilden die stabile Basis des Fahrwerks.
8. Die Federung
Standardmäßige Federsysteme können mit zusammengedrücktem Federweg ihre Aufgabe gar nicht oder nur unzureichend erfüllen.
Beachten Sie die maximale Belastbarkeit verstärkter Ausführungen der Federgabel, die sich individuell einstellen lässt. Auf der sicheren Seite sind Sie mit einer Tandem-Federgabel, die vorwiegend bei E-MTBs zum Einsatz kommt.
Eine gefederte Sattelstütze schont den Rücken bei Fahrten in der Natur. Durch Luftdruck im Innern neutralisiert der Sattel harte Schläge. Falls Sie überlegen, ein XXL E-Bike mit voll gefedertem Rahmen zu kaufen, bedenken Sie, dass Fully-Bauart deutlich weniger Gesamtgewicht bietet und durch die extreme Belastung reparaturanfälliger sein könnte.
9. Der Sattel
Üblicherweise statten Hersteller ihre elektrischen Fahrräder nur mit Standardsätteln aus. Dicke Menschen drückt ein schmaler Sattel schon nach kurzer Zeit, womit das Fahren keinen Spaß bringt.
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Finden Sie den passenden Sattel durch einfache Sitzknochenvermessung, um den Abstand der knöchernen Spitzen zu bestimmen.
Mit dieser Angabe finden Sie einen Sattel, der wie angegossen passt.
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Wir raten von dick gepolsterten Schaumstoffsätteln dringend ab, da Sie schnell komprimieren und das harte Innenleben schmerzhaft spürbar wird. Dauerhaften Komfort bietet ein ergonomischer Lochsattel mit festem Sitzpolster aus einem Stück. Nähte im Bezug reiben unangenehm und lassen Wasser in die Polsterung eindringen.
10. Lenker und Pedale
Eine entspannte Sitzposition entlastet den Rücken und beugt Schmerzen im Knie vor. Stellen Sie den Lenker höher ein, um das Gesicht mehr auf das Gesäß zu verlagern. Damit entlasten Sie die Schultern und Handgelenke. Gönnen Sie sich ergonomische Griffe und eventuell einen Lenkervorbau, wenn trotz Höhenverstellung eine Verbesserung ausbleibt.
Tauschen Sie Standard-Pedale gegen solche mit größerer Auflagefläche, die mehr Komfort und sicheres Gefühl beim Fahren bieten. Schuhe mit fester Sohle machen das Pedalieren effektiver. Wenn die Tretbewegung anstrengend ist, versuchen Sie es mit kürzeren Tretkurbeln, wobei die Beine nicht so weit angehoben werden. Wechseln Sie häufig Gänge und die Unterstützungsstufen.